Kai Schmidt-Eisenlohr gilt den Grünen offenbar als Allzweckwaffe: der Ex-Abgeordnete war schon als Generalsekretär der Führungsakademie gekürt – dann bekam er ein noch interessanteres Angebot bei der Wirtschaftsfördergesellschaft BWI.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Der als neuer Chef der Wirtschaftsfördergesellschaft Baden-Württemberg International (BWI) vorgesehene frühere Grünen-Abgeordnete Kai Schmidt-Eisenlohr (37) sollte eigentlich neuer Generalsekretär der Führungsakademie des Landes in Karlsruhe werden. Der promovierte Wirtschaftsingenieur war bereits im Juli vom Aufsichtsrat der Kaderschmiede als Nachfolger des langjährigen Generalsekretärs Thomas Berg gewählt worden. Obwohl bereits konkrete Vertragsverhandlungen liefen, präferiert er nun die für ihn offenbar noch interessantere Aufgabe bei Baden-Württemberg International.

 

Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte der Chefaufseher der Führungsakademie, Staatsminister Klaus-Peter Murawski (Grüne). Sollte Schmidt-Eisenlohr am kommenden Dienstag zum BWI-Chef berufen werden, was er hoffe, werde er dem Aufsichtsrat der Führungsakademie eine öffentliche Ausschreibung der Position vorschlagen, sagte Murawski.

Durch die Veröffentlichung von Nebenabreden der grün-schwarzen Koalition war bekannt geworden, dass sich die Grünen ein Vorschlagsrecht unter anderem für die Führungsakademie und für BWI gesichert haben. An der Karlsruher Kaderschmiede geht der langjährige Generalsekretär Berg (65) zum Jahresende in den Ruhestand. Dies geschehe auf seinen Wunsch und habe nichts mit den laufenden Untreue-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu tun, hieß es. Die in einer anonymen Anzeige erhobenen Vorwürfe zu ihrem Finanzgebaren weist die „FüAk“ vehement zurück.

Präsident schlägt den Parteifreund vor

Anfang September hatte das Staatsministerium mitgeteilt, der Aufsichtsrat habe bereits am 7. Juli einen Nachfolger für den Generalsekretär gewählt. Nach Abschluss der Vertragsverhandlungen werde man ihn der Öffentlichkeit vorstellen. Zum 1. Dezember werde er das Amt übernehmen.

Erst jetzt wird bekannt, dass es sich dabei um Kai Schmidt-Eisenlohr handelt. Er war vom ehrenamtlichen Präsidenten der Führungsakademie, dem Grünen-Finanzexperten Ralph Bürk, für die hauptamtliche Position vorgeschlagen worden; eine Ausschreibung hatte es nicht gegeben. Erst später kam der Ex-Abgeordnete dann auch als neuer BWI-Chef ins Spiel; diese Position ist deutlich besser dotiert.

„Ich stand in der Tat bereits in Gesprächen mit der Führungsakademie, als mich das Angebot in Sachen BWI erreichte“, ließ Schmidt-Eisenlohr der StZ mitteilen. „Natürlich wäre auch die Aufgabe bei der Führungsakademie reizvoll gewesen. Nach reiflicher Überlegung habe ich dann aber für BWI zugesagt, da die Schwerpunkte Wissenschaft und Wirtschaft genau zu meinen bisherigen Interessen passen.“ Er sei „ überzeugt, dass ich mit meinem beruflichen Hintergrund hierfür die nötige Qualifikation mitbringe“. Sein beruflicher Schwerpunkt habe bisher auf der Beratung von Unternehmen sowie der politischen Gestaltung im Wissenschaftsbereich gelegen. „Ich denke, dass ich diese Erfahrung an der Spitze von BWI, die sich um die Internationalisierung der baden-württembergischen Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen kümmert, hervorragend einbringen kann“, betonte Schmidt-Eisenlohr.

Chefposten auch für CDU-Parteimanager?

Hinter den Kulissen gibt es derweil zunehmende Unruhe um eine weitere Personalie bei BWI. Dort scheidet nicht nur der bisherige Chef Jürgen Oswald (SPD) aus, dessen Vertrag nicht verlängert wird. Auch einer der beiden ihm nachgeordneten Mitglieder der Geschäftsleitung, Herbert Bossinger, geht zum Jahresende altershalber in den Ruhestand. Als Ausgleich für den Zugriff der Grünen auf den Chefposten möchte die CDU nach StZ-Informationen Bossingers Position besetzen. Intern wird dafür bereits ein Kandidat gehandelt: Florian Weller, der langjährige Landesgeschäftsführer der Partei. Der 41-jährige Jurist und frühere Reutlinger CDU-Kreischef suchte schon 2012 eine neue Aufgabe: Er wollte als CDU-Bundestagskandidat nominiert werden, unterlag zu seiner großen Enttäuschung aber schon im ersten Wahlgang klar einem Bürgermeister. Parteifreunde trösteten ihn damals, er werde anderweitig Karriere machen.

Nach dem Wirbel um den neuen BWI-Chef und der zunehmenden Kritik am „Postenschacher“ der grün-schwarzen Koalition könnte der Wechsel Wellers zu der Wirtschaftsfördergesellschaft schwierig werden. Man müsse nun besonders darauf achten, was der Öffentlichkeit vermittelbar sei, verlautet aus CDU-Kreisen. Offiziell hieß es inzwischen, die Position werde ausgeschrieben. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte die Frage, ob die CDU für den zweiten BWI-Posten ein Vorschlagsrecht habe, vor Journalisten klar verneint.