Baden-Württemberg müsse zum nachhaltigen „Mobilitätsland“ werden, fordert der Verband Unternehmensgrün.

Stuttgart - Fast zwei Dutzend ökologisch orientierte Firmen und Initiativen haben sich am Forum „Vom Autoland zum Mobilitätsland“ im „Mock up“ in Stuttgart-Feuerbach beteiligt. Zu der Veranstaltung, die am Mittwochabend zu Ende gegangen ist, hatte der seit 24 Jahren bestehende Bundesverband Unternehmensgrün eingeladen. Darin haben sich 200 mit den Grünen sympathisierende Firmen zusammengeschlossen. Zu nachhaltiger Mobilität bekennen sich mittlerweile aber auch Großkonzerne: BMW mit seinem Elektroauto-Modell i3, Daimler mit seiner intelligenten Navigations-App Moovel und auch die Deutsche Bahn waren vertreten.

 

„Die volkswirtschaftlichen Kosten des klassischen Autoverkehrs werden nicht richtig eingepreist“, sagte Katharina Reuter, Geschäftsführerin von Unternehmensgrün. Ein weiteres Problem sei, dass die Wirtschaft mit „abgeschriebener, alter Technik“ noch viel Geld verdiene. Einhellig sei der Wunsch des Forums an die Politik gewesen, „sich mehr zu trauen“, um die Rahmenbedingungen für nachhaltige Mobilität zu verbessern. Gefordert werden eine Citymaut, mehr E-Autos und Ladegeräte. Selbst der Vertreter von BMW, Nicolai Klemm, stimmte zu: „Grün-Schwarz in Baden-Württemberg hätte die Chance, auch unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen. Aber wir haben in Stuttgart Feinstaubalarm und keiner lässt seinen Wagen stehen.“ Mit mehr P+R-Parkplätzen und einer Citymaut könne man gegensteuern.

Car2Go findet Nachahmer in Frankreich

Ein internationales Vorbild für nachhaltige Mobilität ist der Anbieter Car2Go, der mittlerweile weltweit zwei Millionen Nutzer und 14 000 Fahrzeuge hat – bei seinen E-Autos in Stuttgart, Amsterdam und Madrid wird zu 100 Prozent Öko-Strom genutzt. Die Idee des Carsharings ist mittlerweile auch in Frankreich angekommen – mit Schwerpunkt im Elsass hat sich dort Citiz gebildet, allerdings noch mit bescheidenen Zahlen: 15 lokale Anbieter in 100 Städten und 25 000 Abonnenten.

Gerade von kleineren Firmen kommen Impulse für den Radverkehr: Ursula Kloé von der Beratungsfirma 70eins prophezeit dem E-Bike wegen seiner hohen Akzeptanz eine große Zukunft; Velocarrier aus Tübingen, auch „Lastenrad“ genannt, setzt bereits auf den innerstädtischen Lieferverkehr von Waren (bis zu 250 Kilo) mit E-Bikes; Leaserad aus Freiburg gibt Hilfe für Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern Dienstfahrräder anbieten wollen. „Unser günstigstes kostet 750 Euro, kürzlich haben wir eins für 14 000 Euro verleast“, sagte Ulrich Prediger von Leaserad. Aber auch Konzerne wie die Telekom „setzen“ sich aufs Rad. Entwickelt wird ein digitalisiertes E-Bike. „Wie die Autos wird auch das Rad vernetzt“, sagt Thomas Eckert von T-Systems. Mit Hilfe eines Moduls kann das Rad bei Diebstahl alarmieren, Routen aufzeichnen, sich orten lassen und bei einem Unfall Retter verständigen.

Ein Mobilitätsplan der Arbeitgeber wird verlangt

Um den Überblick zu behalten, bieten diverse Beratungsfirmen ihre Hilfe an: mobi.Max aus Bonn beispielsweise bietet Arbeitgebern ein Tool für betriebliches Mobilitätsmanagement an, mit dem sie herausfinden können, welche Emissionen ihre Pendler so erzeugen. Von der Politik würde sich Johannes Theißen, Teamleiter bei mobi.Max, wünschen, dass sie für Unternehmen und Institutionen verbindliche Mobilitätspläne zur Pflicht macht. In anderen Ländern gebe es das auch.