Eine Delegation aus dem Kreis Ludwigsburg stößt in Israel auf überraschende Spuren aus der Heimat. Sogar eine Straße ist dabei, die offenbar nach dem Landrat Haas benannt ist. Aber das stellt sich dann als Irrtum raus.

Ein Gedi - Ja Heiligs Blechle! Da fliegt man 2500 Kilometer weit ins Gelobte Land, will Freunde besuchen, Fremde erfahren, Exotik kosten. Und dann das: die 19 Mitglieder starke Delegation aus dem Landkreis Ludwigsburg stößt gleich an ihrem ersten Besuchstag in Israel auf ein beständiges, schwäbisches Hintergrund-Ostinato.

 

Zum Frühstück weilt die Gruppe im Kibbuz Ein Gedi. Dort gibt es WMF-Kaffeemaschinen (aus Geislingen) und Hailo-Mülltonnen, ebenfalls aus Baden-Württemberg. Selbst ein Besuch in der – sollte man meinen – garantiert schwabenfreien Zone der Altstadt von Jerusalem fördert Erschütterndes zu Tage: biblische Ereignisse und Relikte auf Schritt und Tritt. Doch dann das: neben der Grabeskirche Jesu steht ein Gerüst. Und welches Schild hängt da dran? „Layher Gerüstbau“. Eibensbacher Gerüstwerk in der Heiligen Stadt! Entrüstend ist das. Ja, ist das Gelobte Land denn im Begriff, zum gelobten Ländle zu verkommen? Doch es kommt noch dicker: Ein Delegationsmitglied macht den Landrat Rainer Haas auf ein Straßenschild aufmerksam: Hier, an der südlichen Aussichtsterrasse mit Blick auf die Altstadt, liegt die herrliche „Haas Promenade“, eine schön herausgeputzte Straße, auf der hin und wieder Segway-Touren organisiert werden. „Bei aller Freundschaft: das wäre nicht nötig gewesen“, kokettiert der Landrat.

Finanzielle Hilfe durch einen Haas’schen Namensvetter

Die wahren Gründe dieser seltsamen Promenaden-Mischung kennt nur der Stadtführer: Ein wohlhabender Mensch namens Haas habe den Bau der Straße finanziell gefördert. Und dann auch das noch: nicht nur Ludwigsburg hat einen Westausgang. Auch Jerusalem hat

Eine Straße namens Haas. Foto: StZ
einen großen Durchbruch an der Westseite der Stadtmauer, der als einziger Zugang für Autos zur Altstadt fungiert. Immerhin: dahinter steckt wenigstens nicht Herzog Carl Eugen, sondern Wilhelm II., ein Ottomane, wie der Stadtführer erläutert. Bevor die Leser jetzt noch ottomanisch depressiv werden, sei hier eines klargestellt: Kibbuz bezeichnet eine israelische Form von Siedlungsgemeinschaft – und ist nicht das hebräische Wort für Kehrwoche.