Eine Gruppe von Schülern der Grundschule Birkach musste kürzlich 1,2 Kilometer zu Fuß gehen – weil der Busfahrer sie nicht an der Haltestelle „Dürnauer Weg“ aussteigen ließ. Die Eltern sind empört und fordern mehr als ein Standardschreiben von der SSB.

Asemwald/Birkach - Dass Kinder mal zu spät zum Unterricht kommen, ist nichts Ungewöhnliches. Etwas ganz anderes ist es, wenn Grundschüler zu spät kommen, weil der Busfahrer sie nicht an der richtigen Haltestelle aussteigen lässt und sie 1,2 Kilometer zur Schule zurücklegen müssen und nicht wie sonst 350 Meter.

 

Das ist kürzlich einer etwa zehnköpfigen Gruppe von Schülern der Grundschule Birkach passiert. Und ihre Eltern forderten nun Konsequenzen für den Busfahrer der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), gegebenenfalls juristische. Oder zumindest eine richtige Entschuldigung.

In schwachem Licht die Ohnholdstraße entlang

Was an dem Dezembermorgen geschehen war, haben sich die Eltern von den Kindern schildern lassen: Die Fünf- bis Zehnjährigen fuhren wie gewohnt mit der Buslinie 71 von Schönberg aus los. Um 7.43 Uhr sollten sie an der Haltestelle „Dürnauer Weg“ aussteigen. Doch der Bus fuhr an der Haltestelle vorbei. „Erst durch das couragierte Auftreten eines Mädchens aus der zweiten Klasse und nachdem die Kinder alle zusammen auf den Busfahrer eingeredet haben, hat er sie an der Haltestelle Asemwald rausgelassen“, sagt Katharina Habermehl-Franzen, deren Sohn die erste Klasse besucht. Eine Durchsage habe es nicht gegeben. Und die Kinder, allesamt nicht mit Handys ausgestattet, mussten letztlich bei schwachem morgendlichem Licht vom Asemwald an der Ohnholdstraße entlang zur Grundschule gehen. „Da habe ich als Mutter natürlich Angst“, sagt Habermehl-Franzen, die in den ersten Schulwochen immer mit ihrem Sohn mitgefahren ist.

Spende als Wiedergutmachung

Die 39-Jährige und andere Eltern ärgern sich darüber, dass die SSB ihnen gegenüber nur standardmäßig Stellung genommen haben und der Hinweis gekommen wäre, die Kinder hätten ja die Straßenseite wechseln und mit dem Bus zurückfahren können. Ein Schreiben an Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Aufsichtsratsvorsitzender der SSB, blieb bislang unbeantwortet. Darin schlagen die Eltern eine Spende an den Förderverein der Grundschule Birkach als „starkes Zeichen der Wiedergutmachung und Entschuldigung“ vor.

Weil sich nichts getan hat, ist Katharina Habermehl-Franzen zur Polizei gegangen. Diese hat geprüft, ob es ein Fall von Freiheitsberaubung oder Nötigung ist. „Strafrechtlich liegt da nichts vor. Auch, wenn es natürlich so nicht in Ordnung war“, heißt es seitens der Polizei. Allerdings wurde den Eltern geraten, das nicht hinzunehmen und die SSB noch einmal anzuschreiben.

SSB: „Kinder haben es gut gemeistert“

Auf Nachfrage unserer Redaktion sagt Birte Schaper, eine Sprecherin des Nahverkehrbetriebs: „Wir freuen uns, wenn uns jemand sagt, dass etwas schiefgelaufen ist. Wir haben uns mit dem Fahrer unterhalten, und es stellt sich so dar, dass die Kinder zu knapp oder zu spät den Wunsch auszusteigen geäußert haben.“ Der Busfahrer könne nicht in die Eisen steigen, und auf der Strecke zwischen den beiden Haltestellen gebe es auch keine Möglichkeit, die Kinder an der Straße aussteigen zu lassen. „Die Kinder haben es ja auch gut gemeistert. Und wenn Eltern sie in den Bus setzen, müssen sie auch darauf vertrauen, dass sie das können“, sagt Schaper. Auf die Frage, ob ein Fahrer, der häufiger auf der Strecke unterwegs ist, nicht eigentlich wissen müsste, wo Schüler aussteigen, antwortet sie, die Fahrer könnten nicht ahnen, wen sie hinten drin haben: „Dafür gibt es ja die Haltewunsch-Knöpfe.“ Ob es noch Wiedergutmachungen geben wird, die über ein Standardschreiben hinausgehen, ist laut Schaper Sache des SSB-Kundenservice.