Jeden Morgen wieder: Vor der Deutsch-Französischen Grundschule in Stuttgart-Sillenbuch verursachen Eltern mit ihren Autos ein regelrechtes Parkchaos. Das Ganze treibt inzwischen sogar schon seltsame Blüten.

Sillenbuch - Wenn Sie jetzt ein Foto von mir machen, gibt’s Ärger“, poltert der Mann. Ob er sich ertappt fühlt? Seinen massiven SUV hat er unmittelbar in einer Kurve halb auf dem Gehsteig geparkt – um sein Kind aussteigen zu lassen. Er ist nicht der Einzige, der an diesem Morgen seinen Wagen so abstellt, wie sich’s nicht gehört.

 

Morgens gegen 8 Uhr geht es teilweise nicht mehr vor und zurück rund um die Deutsch-Französische Grundschule in Sillenbuch. Kurz vor dem Schulgong stehen zahlreiche Autos in den Straßen rund um die Einrichtung, und zwar kreuz und quer, bemängelt auch Stella Ahlers, die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende. „Es ist vor allem dann ein Ärgernis, wenn die Leute wieder wegfahren wollen und zugeparkt sind“, sagt sie. Zu viele Erziehungsberechtigte bringen ihren Nachwuchs mit dem Auto zur Schule, und viele bleiben an diesem Morgen so lange in zweiter Reihe stehen, bis sie ihr Kind an der Eingangstür aus den Augen verloren haben.

Sogar die Apotheke in Stuttgart-Sillenbuch muss später öffnen

Das Ganze trägt in Sillenbuch skurrile Blüten. So hat die Apotheke Höß an der Ecke Corneliusstraße und Kirchheimer Straße ihre Öffnungszeiten an die Probleme angepasst – weil die Mitarbeiter selbst keine Lücke finden, wo sie ihr Auto abstellen können, erklärt der Apotheker Günter Frank. Seit einiger Zeit schon öffnet das Geschäft offiziell erst um 8.10 Uhr statt um 8 Uhr. Da sei der größte Schwung der Eltern wieder weg. „Um 8 Uhr ist alles belegt“, sagt Günter Frank. Er betont: Die Apothekenbelegschaft liege nicht im Clinch mit der Schule, „wir beklagen uns nicht, wir haben nur darauf reagiert“.

Annette Schert, die Rektorin, kennt die Diskussion – und auch das Grundproblem. „Kinder aus acht französischen Klassen kommen von außerhalb, auch Kinder aus deutschen Klassen wohnen in Riedenberg oder Heumaden“, sagt sie, sie alle könnten nicht zu Fuß kommen. Seit sie an der Schule sei, also seit etwa 17 Jahren, sei die Parkerei mitten im engen Wohngebiet mit den vielen Einbahnstraßen ein Thema, „das ist ein strukturelles Problem“. Und seither seien auch viele Gegenmaßnahmen ergriffen worden. So haben sich Elternvertreter schon mehrmals morgens rund um die Schule positioniert und jeden Einzelnen, der sein Kind mit dem Auto abliefert, angesprochen.

Teilweise haben auch Polizisten an den Aktionen teilgenommen. Die Idee: Den Fahrern wurden unterschiedliche Standorte etwas weiter weg nahegelegt, um die Kinder aussteigen zu lassen, um das Gewirr direkt an der Schule zu entzerren. Und für Kinder, die zu Fuß kommen oder sich etwas abseits absetzen lassen, gibt es während bestimmter Projekte eine Art Belohnungssystem. Baulich wurde ebenfalls nachgeholfen, etwa mit Pollern. Außerdem haben sich laut Stella Ahlers mittlerweile viele Zu-Fuß-geh-Gruppen für Kinder aus dem Bezirk gebildet.

Eltern müssen immer wieder auf die Gefahr hingewiesen werden

„Das bringt was“, resümiert Annette Schert, sie weiß aber auch, dass die Eltern immer wieder daran erinnert werden müssen. Auch Stella Ahlers, die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende, setzt auf Sensibilisierung und darauf, Parksünder in regelmäßigen Abständen zu ermahnen. Nicht nur, weil das Gewimmel lästig ist, sondern auch, weil es die Kinder gefährdet, betont die Mutter.

Auch in diesem Schuljahr soll es daher wieder „Zitronentage“ geben, erklärt Stella Ahlers. Eltern wollen die sauren Früchte an uneinsichtige Autofahrer verteilen. Sie weiß jedoch, dass nicht jeder den charmanten Fingerzeig versteht. „Es gab auch schon Beleidigungen.“ Dann versuchen es Stella Ahlers und ihre Mitstreiter mit Verständnis. „Es gibt 1000 Gründe, warum die Eltern mit ihren Autos kommen. Aber es ist ein leidiges Thema.“