Die umstrittene Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung ist ab sofort abgeschafft. Künftig entscheiden die Erziehungsberechtigten.

Stuttgart - Nach der Abstimmung klatschten SPD und Grüne sich selbst Beifall. Sie haben am Mittwoch die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft. Die Regierungsfraktionen sehen in der Gesetzesänderung nichts weniger als erste Schritte "in Richtung einer neuen Bildungspolitik" (SPD) und "zu einem offenen Bildungssystem" (Grüne) oder einen Ausdruck des Elternwillens und eines "modernen Staatsverständnisses" (Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer, SPD). Die FDP befürchtet, die soziale Schere werde weiter auseinanderklaffen, die CDU vermisst ein Beratungskonzept und hält die Abschaffung für einen ideologischen Schnellschuss zur Vorbereitung des Systemwandels hin zur Gemeinschaftsschule.

 

Vom Frühjahr an werden die Eltern der Viertklässler im Land das letzte Wort darüber haben, welche weiterführende Schule ihr Kind nach den Sommerferien besuchen soll. Sandra Boser (Grüne) ist davon überzeugt, dass die Eltern mit der Entscheidung behutsam umgehen. Die Beratungsgespräche bekämen nun ein neues Gewicht. Die Ministerin sagte, ein Beratungskonzept sei in Arbeit, "wenn alles gutgeht, werden wir im März mit den Fortbildungen beginnen können". Auf die Frage der CDU, ob Realschulen und Gymnasien ausreichend auf den zu erwartenden höheren Ansturm vorbereitet seien, sagte sie, für sie sei "absolut klar", dass in dem Maße, wie zusätzliche Klassen nötig würden, auch zusätzliche Lehrer notwendig seien. Von der Idee, zusätzliche Kooperationslehrer zwischen Grundschulen und weiterführenden Schulen einzustellen sei sie abgekommen, die Kooperation funktioniere bereits gut.