Die Erörterung zum Grundwassermanagement liegt nun mehr als sechs Wochen zurück. Der Naturschutzverband BUND und andere Kritiker fordern eine baldige Fortführung der Erörterung der Pläne für das Projekt Stuttgart 21.

Stuttgart - Mehr als sechs Wochen ist es her, dass das Erörterungsverfahren zum Grundwassermanagement von Stuttgart 21 mit einem Versprechen des Regierungspräsidiums nach fünf langen Verhandlungstagen beendet wurde. Die Behörde werde prüfen, so erklärte die Verhandlungsleiterin Gertrud Bühler seinerzeit, ob das Verfahren wie vielfach gefordert fortgesetzt werden müsse, weil nicht alle Punkte auf der Tagesordnung behandelt werden konnten.

 

Die Antwort auf die Frage einer Fortführung des Verfahrens, auf die sowohl die Bahn als Bauherrin von Stuttgart 21 als auch viele Einwender warten, steht indes immer noch aus – woran sich so schnell wohl nichts ändern wird. Zum einen sei das Wortprotokoll noch nicht fertig aufbereitet, da es sehr umfangreich ausgefallen sei, so ein Sprecher des Regierungspräsidiums auf Anfrage. Gleichzeitig warte die Behörde noch auf Stellungnahmen, die nach Vereinbarung mit den Beteiligten während der Verhandlung zu unterschiedliche Themen noch nachträglich abgegeben werden können. Erst wenn die Unterlagen vollständig inhaltlich bewertet werden könnten, so der Sprecher, könne sich die Behörde einen Überblick darüber verschaffen, ob im Verfahren relevante Punkte nicht behandelt wurden und daher eine Fortsetzung der Erörterung erwogen werden müsse. Der Naturschutzverband BUND zeigt sich derweil verwundert über die lange Prüfdauer, wie der Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer betont. Die Sitzungsleitung des Regierungspräsidiums habe damals kund getan, dass in ein, zwei Wochen über die Fortführung entschieden sein wird, so Pfeifer. „Die Aussage, dass das Faktenmaterial aus der ersten Erörterungsrunde erst ausgewertet und strukturiert werden muss, ist unlogisch.“ Diese Auswertung habe erst nach Abschluss der Erörterung zu erfolgen, zuvor müssten erst einmal alle Fakten auf den Tisch. Es sei offensichtlich, so Pfeifer, dass manche Themen wie beispielsweise der Naturschutz nur angerissen worden seien. Andere Themen wie Lärm und Erschütterungen seien noch überhaupt nicht angesprochen worden. Der BUND fordere daher eine baldige Fortführung der Erörterung. „Alles andere wäre ein Affront gegenüber der Öffentlichkeit und ein Rückschlag für die beim ersten Termin praktizierte neue, bürgerfreundliche Verhandlungskultur“, so Gerhard Pfeifer.

Bahn hält weitere Erörterung für nicht erforderlich

Die Bahn hingegen, die für den Bau des neuen Tiefbahnhofs im Mittleren Schlossgarten 6,8 statt wie ursprünglich geplant knapp drei Millionen Kubikmeter Grundwasser abpumpen will, hält eine weitere Erörterung für nicht erforderlich. Es habe ein ausreichendes Angebot gegeben, die Anträge der Bahn zu diskutieren, so der Projektsprecher Wolfgang Dietrich. Der Ball liege nun beim Regierungspräsidium. „Wir gehen davon aus, dass diese oder nächste Woche eine Entscheidung fällt.“

Eine Fortsetzung der Verhandlung fordern dagegen die verschiedenen Netzwerke der betroffenen Eigentümer im Kernerviertel, am Killesberg, in Gablenberg, Wangen und Untertürkheim. Es seien zahlreiche Fragen offen geblieben, die für die Sicherheit der Häuser entscheidend seien, so der Sprecher Frank Schweizer. So seien die Vertreter der Bahn etwa nicht auf die Einwände eingegangen, „dass der das Kernerviertel betreffende Abschnitt in der Planänderung schlichtweg fehlt“.

Bei der Erörterung im Kongresszentrum der Messe war fünf Tage lang über mögliche Auswirkungen einer Grundwasserabsenkung diskutiert worden. Die von den Projektkritikern aufgebotenen Experten hatten unter anderem das Grundwasserströmungsmodell als ungeeignet kritisiert. Die Bahn wisse nicht, was im Untergrund passiere. Die Experten der Bahn wiederum halten ihre und Erkundungsbohrungen, Modelle und Prognosen für zuverlässig und geeignet, um Gefahren für das Mineralwasser im Untergrund und Gebäude im Umfeld ausschließen zu können.