Dass die Bahn nicht sagt, warum sie gegen die schärfere Kontrolle des S-21-Grundwassers ist, ist ein Skandal. Das kann die Stadt nicht auf sich beruhen lassen, kommentiert StZ-Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Wenn es schon die anderen nicht machen, dann loben sich die Herren von der S-21-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm in letzter Zeit gerne mal selbst – wegen der Fortschritte des Projekts, wegen der reibungslosen Zusammenarbeit in ihrem Apparat und wegen der Transparenz, der sie sich verpflichtet fühlen. In der Tat ist das Bemühen erkennbar, Betroffene und Bürger auch bei unangenehmen Themen – etwa zuletzt den Lärmbelästigungen in Wangen – umfassend zu informieren. So weit, so gut.

 

Beim heiklen Thema Grundwassermanagement fallen die S-21-Macher allerdings wieder ins alte Muster der Geheimniskrämerei zurück. „Wir fragen uns, wie wir das Thema Bürgerinformation und Transparenz besser machen können“, hatte der oberste S-21-Macher Manfred Leger im StZ-Interview Anfang des Jahres gesagt. Wir hätten da ganz unbescheiden einen Vorschlag: Man könnte doch einfach die Gründe nennen, warum die Bahn Widerspruch eingelegt hat gegen einen Bescheid des Eisenbahn-Bundesamts, in dem eine intensivere Kontrolle des Grundwassermanagements angeordnet wird? Was passt der Bahn denn nicht, wenn die Behörde eruieren will, warum sich in dem Rohrsystem Feststoffe wie Rost bilden und warum deren Gehalt so unterschiedlich hoch ist?

Nach den bisher bekannten Sachverhalten ist eine Gefährdung des Grundwassers eher unwahrscheinlich. Zweifel wie die der Ingenieure 22 sind aber nicht unberechtigt. Deshalb ist es skandalös, dass die Bahn die Angaben verweigert. Der Schutz des Grund- und Mineralwassers gehört zu den umstrittenen Themen des Großprojekts. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, so umfassend und detailliert wie möglich informiert zu werden. Zumal der Streit über die Kontrolle zwischen einem bundeseigenen Bauherrn, der Bahn, und einer Bundesbehörde, dem Eisenbahn-Bundesamt, stattfindet. Gerade beim Umgang mit Problemen, die ein Großprojekt naturgemäß mit sich bringt, schafft nur Offenheit Vertrauen. Wer schweigt, macht sich verdächtig, etwas verbergen zu wollen.

Deshalb sollten die politisch Verantwortlichen im Stuttgarter Rathaus auf mehr Offenheit dringen – in erster Linie Umweltbürgermeister Peter Pätzold und Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Sie müssen von den S-21-Machern zumindest das fordern, was jene der Öffentlichkeit in diesem Fall beharrlich verweigern: Transparenz.