Der ARD-Talk von Günther Jauch ist Geschichte. Gut so, findet die Mehrheit der Fernsehkritiker: Jauch sei kein schlechter Moderator, aber das Format habe nie zu seinen eigentlichen Qualitäten gepasst.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Berlin/Stuttgart - Nach dem Ende der ARD-Talkshow von Günther Jauch sind sich die TV-Kritiker weitgehend einig: Jauch ist vier Jahre lang der falsche Mann am falschen Platz gewesen. Er habe seine Qualitäten und Talente - diese habe er aber in einer politischen Gesprächssendung niemals so recht entfalten können. Für den bei den Deutschen beliebtesten TV-Moderator sprach lediglich die Quote: Rund fünf Millionen Menschen schalteten nach dem Tatort die Talkshow ein.

 

Warum das so war, ist den meisten Rezensenten eher unverständlich. Einen „Meister des Stillstands“ etwa nennt Klaus Raab auf „Zeit online“ Jauch und schreibt: „Die letzte Sendung Günther Jauch fügte sich damit gut ins Programm der vergangenen vier Jahre. So lange hat Jauch den ARD-Talk moderiert. Und er hat sich in dieser Zeit nicht den Ruf eines hart nachfragenden politischen Journalisten erworben, sondern den eines Kärtchenbeschrifters, der als Anwalt all jener auftrat, die sich von einem tiefergehenden Gespräch überfordert fühlen könnten.“

Noch schärfer geht Carin Pawlak auf „Focus online“ mit Günther Jauch ins Gericht. Sie spricht von verlorenen Jahren und unterstellt dem Moderator Selbstüberschätzung: „Es hat zu tun mit der Hybris, die viele Erfolgsmenschen früher oder später befällt. Erfolgsmenschen, denen positive Superlative so sehr aufgedrängt werden, dass sie aus der Selbstüberschätzung heraus nicht mehr sehen, wo sie eigentlich stehen und wofür sie stehen.“

Für Julian Kilian in der Tageszeitung taz ist Jauchs vorerst letzter ARD-Talk ein „unglamouröser Abschied“ gewesen. Sein letzter Gast, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, habe das Dilemma deutscher TV-Talks allgemein und Jauchs Sendung im Speziellen auf den Punkt gebracht: „Immer diesselben Themen“, hatte Schäuble gemeckert.

Einig sind sich die Kritiker indes darin, dass Jauch kein schlechter Moderator ist, sondern nur der falsche für eine politische Arena, in der jede Menge Alphatiere hemmungslos gegeneinander pöbeln, und Jauch ein ums andere Mal das Heft des Handelns aus der Hand gab. Die Journalisten Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz haben dazu ein brüllend komisches und zugleich entlarvendes Video mit Schnippseln aus vier Jahren ARD-Talk im Internet verbreitet.

 

Günther Jauch – sag zum Abschied leise: NICHT ALLE DURCHEINANDER! Quelle: Günther Jauch (ARD) 1.2.2015, 10.5.2015, 28.6.2015, 11.10.2015

Posted by Übermedien on  Donnerstag, 26. November 2015

Zum versöhnlichen Abschluss erinnern viele Rezensenten an die Sternstunden, die das deutsche Fernsehen Günther Jauch auch verdankt – zum Beispiel der gemeinsame Kommentar mit Marcel Reif zum legendären „Torfall von Madrid“, als 1998 das Champions-League-Spiel Real Madrid – Borussia Dortmund mit fast anderthalb Stunden Verspätung begann, weil ein Tor repariert werden musste. Für diese Moderation bekamen Reif und Jauch seinerzeit den Bayerischen Fernsehpreis.

Und das sagt die Twitter-Gemeinde zum Abschied von Günther Jauch aus der ARD: