Bis heute hat Demnig in zehn europäischen Staaten Stolpersteine verlegt, in 611 deutschen Städten und Gemeinden. In der Rückschau sagt er: "Ich hätte nie gedacht, was aus meinen kleinen Anfängen in Köln einmal werden würde: das größte dezentrale Denkmal der Welt." Ursprünglich sei seine Aktion von der Obrigkeit als illegal betrachtet worden, also sei er anfänglich auf privaten Grund und Boden ausgewichen. Die Idee, Gedenktafeln an Häuser anzubringen, habe er nach dem heftigen Widerstand vieler Hausbesitzer verworfen. Gegen die Stolpersteine auf öffentlichen Gehwegen indes könnten die privaten Grundeigentümer nichts einwenden.

Trotzdem schwelen die Konflikte um das Erinnern an die Naziopfer bis heute. In München beispielsweise verweigert der SPD-Oberbürgermeister Christian Ude beharrlich Gunter Demnig die Genehmigung; Charlotte Knobloch, die langjährige Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, die dort zu Hause ist, war dagegen. Ihren Vorbehalt, "jüdische Opfer werden wieder mit Füßen getreten", kontert der Künstler so: "Wer einen Stolperstein auf dem Trottoir entdeckt und liest, was darauf steht, der muss sich herunterbeugen - auf diese Weise verbeugt er sich zugleich vor den Opfern."

Vielerorts stehen die jüdischen Gemeinden hinter seiner Aktion


Im November hat Demnig in München doch seine ersten zwei Stolpersteine verlegt: in der sonntäglichen Fernsehserie "Lindenstraße", was seine bundesweite Bekanntheit noch gesteigert hat. Im Internet quittierte die rechte Szene diese Aktion mit wütenden Schmähungen, offenem Antisemitismus und geschmacklosen Angriffen. Demnig lässt sich davon nicht beirren: "Ich habe im Laufe der Zeit schon mehrere Morddrohungen erhalten, aber Angst habe ich nicht." Vielerorts stünden die jüdischen Gemeinden hinter seiner Aktion, er habe schon Auszeichnungen von ihnen bekommen. Dass man sich in München immer noch gegen ihn stellt, schmerzt ihn schwer.

Und in Stuttgart? Bereits Ende der achtziger Jahre hat im Osten der Stadt die von privater Seite getragene Spurensuche nach den Opfern des Nationalsozialismus begonnen. 2003 wurde Gunter Demnig hierher eingeladen, um seine ersten Stolpersteine zu verlegen. Bis heute sind es fast 600.