Sebastian Ridmüller betreibt nicht nur den Laden Ridmueller Craft Beer im Fluxus sondern gehört auch in vielen anderen Locations in Stuttgart zum Inventar. Der perfekte Kandidat also für unsere Gute-Nacht-Geschichten! Über Liebeleien in der Nacht, kalte Pizza und Ausdruckstanz.    

Stuttgart - Ja gut, im Prinzip können wir ihn schon als Pionier bezeichnen. Immerhin war Sebastian Ridmüller der erste, der einen Craft-Beer-Laden in Stuttgart aufgemacht hat. Seit bald einem Jahr im Fluxus zuhause, nach provisorischem Start mittlerweile recht schick und längst ein Anlaufpunkt vor, nach oder zum Feierabend.

 

Immer mittendrin: Ridmüller himself, ein wuschelhaariger Sonnyboy mit zwangloser Art, guter Laune und einer Vita, die geradezu nach einer Gute-Nacht-Geschichte schreit: Er hat im Reiskorn gearbeitet, in der Weinstube Fröhlich, hat seinen Bierladen und steht im Tatti's hinter der Theke.

Weil er selbst dann gern mal versackt, wenn er eigentlich nur mal kurz Freunde besuchen wollte und seinen Laden selbstlos als Off-Location hergibt, wenn alles andere schon zu hat, ist er einer dieser Typen, dem die Anekdoten nie ausgehen.

Lustig, herzlich und selbstironisch kann er sie auch noch erzählen, weshalb wir uns gern von ihm auf ein Bier einladen ließen und ihm dann gespannt unsere Ohren liehen. Kleine Vorwarnung: Die schlackerten bisweilen...

Schöne neue Single-Welt

Als ich mich damals von meiner Freundin trennte – liebe Grüße, Steffi! –, stürzte ich mich durchaus motiviert ins Nachtleben. Im Bergamo fing alles an, hier war ich bald Teil des Inventars. Bis heute bin ich gern da, mache auch viel privat mit dem Team. Heute hat sich das alles natürlich ein wenig ins Fluxus verlagert, aber im Tattis bin ich auch einfach verdammt gern. Gute Leute, gute Stimmung. Besonders herrlich wird es immer, wenn die eigentliche Party schon vorbei ist und man noch mit der Belegschaft des Ladens weitertrinkt. Wer sich eine Weile im Nachtleben rumtreibt, kennt eh schnell die halbe Stadt, das ist einfach spitze. Erst gestern war ich in der Metzgerei, die ich echt super finde, und habe mit dem Betreiber dort ein wenig über Craft Beer geredet. Irgendwann probierten wir noch ein wenig Rum, später sind wir im Dilayla gelandet. Nur kurz. Muss man ja nicht immer nur samstags machen, unter der Woche sind wir Stuttgarter zudem eher unter uns.

Fußfaul und stolz darauf

Stuttgart ist die Stadt der kurzen Wege. Vom Berliner Platz zum Bergamo, das kommt dir ja schon so vor, als müsstest du bis nach Remseck laufen! Wir sind alle sehr bequem geworden – vor allem im Suff. Die Dichte, in der sich das Nachtleben ballt, führt zu einer tollen Symbiose, vor allem am Hans-im-Glück-Brunnen. Da weiß man nicht mehr, wo der eine Laden aufhört und der andere beginnt, außerdem ist man nie alleine, weil sich irgendjemand immer irgendwo rumtreibt.

Betrunkene haben Schutzengel

Um die Ecke vom Döner beim Berliner Platz war ich mal pinkeln, bevor ich mit einem Kumpel ins Freund & Kupferstecher bin. Ich hab erst 'ne Stunde später gemerkt, dass ich meinen Laptop und meine Tasche mit den Tageseinnahmen an den Mülltonnen stehengelassen hatte. Wir rennen hin – und alles stand noch genau so da. Danach wurde der Abend erst recht Weltklasse. Schön ist auch der nächste Morgen, wenn man neben einer kalten Pizza (vom Dilan, ohne die geht gar nix!) aufwacht und den Abend nur über die ganzen Stempel rekonstruiert.

Der sterbende Schwan

Ich habe Tanzgymnastik studiert und bin ein riesiger Fan vom Ausdruckstanz. Viele denken immer, dass ich schwul bin, nur weil ich so expressiv tanze oder auch mal Trauer und Freude tanzend ausdrücke. Besonders ab einer bestimmten Promillezahl mache ich das so intensiv, dass mich immer alle anstarren, wenn ich dann mal wieder die Augen aufmache. Wenn dann noch ein Nonnenkostüm ins Spiel kommt, kann das Ganze schon mal ein wenig ausarten...

Chili für alle

Die geilsten Partys sind die, die es gar nicht gibt - offiziell. Wenn man im Weinkeller von der Weinstube Fröhlich übernachten muss, weil man nicht mehr stehen kann. Wenn ich meinen Laden schließe und wir mit den Handballern von Bittenfeld ordentlich einen trinken, die das ja eh ziemlich gut können. Am legendärsten waren aber unsere Hauspartys, die wir früher in meiner alten WG in der Neckarstraße gefeiert haben. Wir haben die Möbel in den Keller geräumt, Chili im Großmarkt gekauft und dann mit 100 Leuten wild gefeiert.

Fröhliche Ecke

Viele Freier fühlen sich vom Namen der Weinstube Fröhlich angelockt und sind so spitz, dass sie nicht mehr raffen, dass es ein gutes Restaurant ist und kein Puff. Die Stimmung in der Ecke ist aber total angenehm, man passt aufeinander auf, trinkt mal einen mit der Puffmutter oder bewahrt die Schlüssel von den Mädels auf. Außerdem gibt’s immer was zu Gucken und ich hab auch schon mal 'nen alten Bekannten getroffen, der immer im Trainingsanzug rumläuft, aber hier mit 'nem Anzug aufkreuzte und zu einer Prostituierten wollte. Schlimmer wird’s da allerdings, wenn Wasen ist. Das ist einfach nur schlimm. Ach, und von den Junggesellenabschieden mal ganz zu schweigen – oder wenn die Leute mit Migrationshintergrund in die Stadt einfallen. Also, ich meine die Leute aus Waiblingen und Schorndorf!

Die Stadt der Liebe

Stuttgart ist entspannter, als viele denken. Wenn man sich kennt und mag... so what? Klar, hinter einer Theke hat man schon auch einen Vorteil, aber ich bin eh ein Typ, der immer gut drauf ist, Spaß am Leben hat und gerne mit vielen Menschen zusammen ist. Idealerweise läuft das so ab: Wir lernen uns um 22 Uhr kennen, verlieben uns um Mitternacht, leben uns um zwei Uhr auseinander und trennen uns um vier. Dann ist der Trennungsschmerz recht überschaubar...

Sag's mit einer CD

Im Bergamo hat einmal ein Mädel eine CD für mich abgegeben – darauf war ihre Telefonnummer und nur ein Lied: „Waiting For Your Call“. Das fand ich sehr süß, aber daraus geworden ist nichts.