Vor ziemlich genau fünf Jahren hat Knud Scheibelt seine Schwarz-Weiß-Bar am Wilhelmsplatz eröffnet. Dem Stadtkind erzählt er fünf denkwürdige Theken-Dialoge aus fünf denkwürdigen Jahren.

Stuttgart - 26 Quadratmeter ist es groß, sein hochprozentiges Reich. Klingt nicht gerade nach viel, eher nach WG-Zimmer oder so. Aber bekanntlich zählt die Größe ja eh nicht – und in der schummrigen Welt der stilvollen Bars erst recht nicht. Mit seiner Schwarz-Weiß-Bar hat Chef und Barkeeper Knud Scheibelt einen kleinen feinen Ort der gepflegten Trinkkultur etabliert, ein legeres und dennoch ansprechend stilvolles Refugium für all diejenigen, für die Whisky mehr ist als ein Getränk, das mit Cola und Eis aufgefüllt wird.

 

 

Vor ziemlich genau fünf Jahren, am 11.11.2011, eröffnete der frühere Ciba-Mato-Barkeeper sein erstes eigenes Reich, mittlerweile gibt es in einem Ludwigsburger Gewölbekeller eine Zweigstelle für Freunde des gepflegten und edlen Rausches. Dem Stadtkind gewährt der 36-jährige Scheibelt Einblicke in das Innenleben seiner preisgekrönten Bar – in fünf denkwürdigen Theken-Monologen.

 

Der anspruchsvolle Trinker

Es ist nach drei Uhr morgens.

Gast: Habt ihr auch Jacky?

Barkeeper: Nee, wir haben Maker's Mark, das ist ein Bourbon.

Gast: Bourbon? Das ist doch wie Jacky, bloß likörartig, oder?

Barkeeper: Genau.

Gast : Dann einmal bitte mit Cola.

 

Der leichtgläubige Trinker

Gast: Sagt mal... was machst du denn beruflich? Das hier ist ja wohl nur nebenher.

Barkeeper : Nee, ich mach das hier schon hauptberuflich.

Gast : Was? Wirklich? Kann man davon überhaupt leben?

Knud Scheibelt springt ein: Klar haben wir hier auch schwere Zeiten. Unser Barkeeper hier musste letzten Monat seinen gelben Marbella verkaufen, damit ich die Pacht bezahlen kann. Jetzt fährt er nur noch Fahrrad. Ist aber bei dem Straßenverkehr und dem Feinstaub eh besser.

Gast: Find' ich toll, wie ihr hier zusammen haltet.

 

Der protzige Trinker

Irgendwann nach fünf Gin Tonic gegen zwei Uhr morgens.

Gast: Ist mir egal, was das hier kostet! Wenn ich will, kauf' ich mit meiner Kreditkarte den ganzen Laden und dich gleich dazu!

Barkeeper nach einer langen, stressigen Schicht: Klar, den Laden kannst du haben. Kostet dich X Euro (er nennt einen hohen sechsstelligen Betrag)

Der Gast hält kommentarlos Kreditkarte hin.

Barkeeper: Schnappt sich die Kreditkarte, tippt den Betrag ins Kreditkartenterminal ein, bestätigt – PIN-Abfrage!

Gast: Hat angeblich seine Pin vergessen.

Da der Barkeeper keine Prokura hatte, wäre sowieso alles rückgängig gemacht worden. Spannend wäre nur mein Gesicht gewesen, wenn ich die Abrechnung gezeigt bekommen hätte.

 

Der unverschämte Trinker

Ein Gast rennt durch die volle Bar in Ludwigsburg und trinkt an jedem Tisch, an den er sich dazusetzt und die dort ansässigen Gäste in ein Gespräch zu verwickeln versucht, mindestens zwei Bier.

Barkeeper gegen fünf Uhr morgens: Ich muss kassieren. Wir haben bei dir zwölf Bier gezählt.

Gast sichtlich angezündet: Nee, ich hatte nur zwei!

Barkeeper: Du bist seit mindestens fünf Stunden da. Du hattest bei mir sechs Bier und beim Kollegen sechs – macht zwölf, oder?

Gast: Hatte ich nicht, zahle ich nicht.

Barkeeper telefoniert vor dem Gast mit der Polizei. Noch bevor das Gespräch beendet ist, liegt auf einmal das Geld auf dem Tresen.

Der Gast kam erst Monate später wieder zu uns. Der Barkeeper verweigerte ihm jedes Getränk.

 

Der dumme Trinker

Gast: Was ist denn in diesem Parfümzerstäuber drin?

Barkeeper: Absinth, und stell das bitte wieder hin.

Gast stellt ihn hin.

Barkeeper dreht sich weg. Als er sich wieder zurückdreht, sprüht sich der Gast von oben bis unten voll damit.

Barkeeper: An deiner Stelle würde ich jetzt offenes Feuer meiden.

Gast: Danke für den Tipp.