Was im Club passiert, bleibt im Club – von wegen! Bei unseren Gute-Nacht-Geschichten wird ausgeplaudert, was das Zeug hält. Stuttgarter DJs, Barkeeper und Türsteher bekommen absolute Sprecherlaubnis und hauen uns die derbsten Nightlife-Storys um die Ohren. Dieses Mal: Crischa Wahl.

Stuttgart - „Wir sind hier eigentlich die Ruhigen in der Nachbarschaft“, sagt Chrischa Wahl, „im Vergleich zu Schocken und Proton - da geht es bei uns einfach gelassener zu.“ Das Yart, in dem Crischa (36) sitzt, hat vor einem Jahr eröffnet. Es könnte neben der genannten Clubs in der Stadtmitte nicht zentraler liegen. „Eine gemütliche Bar zum Relaxen“, wie es Chrischa formuliert. Eine kleine Bar, die vor allem durch ihre schöne Holzklotz-Wand auffällt. Eine Bar, die ohne Werbung funktioniert - aber nur mit Crischa! Seit der Eröffnung im Jahr 2015 ist der gelernte Tontechniker das „Mädchen für alles“. Er bedient, legt auf, kümmert sich um die Angestellten und arbeitet am Konzept der kleinen Bar. Das Besondere: Diesen Mann kann nichts schocken. Warum? Acht Jahre arbeitete Crischa als Barkeeper im Palast. Ob ihm im Yart dann überhaupt noch etwas Skurriles auffällt? Immerhin ist der Palast berüchtigt. „Ich überlege mal“, sagt Crischa, „ich versuche es mal.“

 

Fick deine Kaffeemaschine

Ich glaube, der einzige „laute“ Gast, den ich in Erinnerung habe, ist der mit der Kaffeemaschine. Ein Vierer-Gespann saß abends an der Bar, zwar beschwipst, aber stets nett und gut gelaunt. Irgendwann fiel dem einen dann ein Glas runter und ich sagte, dass ich das schnell entsorge. Daraufhin hatte er mich verwundert angestarrt und sagte: „Komm’, fick einfach deine Kaffeemaschine!“ Ich hatte es dann nochmal versucht nett zu sagen, aber er wiederholte nur stets diesen einen Satz. Seine Freunde haben sich dann auch irgendwann von ihm weggedreht - und der Kerl hörte einfach nicht auf. Der einzige Gast, den ich bisher rausgeworfen habe.

Der Wasen-Arbeiter

Wir wollen keine Gäste im Dirndl oder in Lederhosen, deshalb haben wir auch ein Verbotsschild an der Tür kleben. Die Wasengäste sind meist zu sehr alkoholisiert und in feierwütiger Stimmung. Unsere Gäste wollen aber entspannt etwas trinken und sich unterhalten - das soll man respektieren! Einmal hatten wir jedoch einen Gast, den ich in seiner Lederhose nicht ablehnen konnte: Es war letztes Jahr im September/Oktober. Er saß vier Stunden draußen, es war kalt, hatte aber nie nach Eintritt gefragt oder die Bar betreten. Irgendwann kam er jedenfalls rein und sagte, dass er das Verbotsschild völlig respektiere, aber heute den ganzen Tag auf dem Wasen arbeiten musste und einfach nur noch ein Feierabendbier und ein Gespräch mit netten Leuten haben möchte. Wir saßen noch sehr lange beieinander.

Rosen für Alle

Zu uns dürfen die Rosenverkäufer in die Bar. Unter der Woche kommen sie auch manchmal für ein Getränk rein und quatschen ein bisschen. Einmal hatten wir eine Gruppe Frauen zu Gast, die haben dann einem Verkäufer alle Rosen abgekauft und diese in der ganzen Bar verteilt. Der Verkäufer war an diesem Abend nicht der Einzige, der mit einem Lächeln ging.

Die Aushilfe

Das ist bisher meine schönste Yart-Geschichte und eine, auf die ich ein bisschen Stolz bin, weil wir helfen konnten: Einer unserer Stammgäste arbeitet mittlerweile in unserem Team. Er kam recht häufig zu uns, ist Student, und hat irgendwann nach einem Job gefragt, weil er nichts finden konnte und knapp bei Kasse war. Wir hatten damals keine aktuelle Stelle zu vergeben, meinten aber, dass wir schon was für ihn finden werden. Was er nun genau macht, kann ich gar nicht sagen, aber er gehört fest zum Inventar und hilft wo er kann: An der Bar, beim Abräumen und so weiter…