Was im Club passiert, bleibt im Club – von wegen! Bei unseren Gute-Nacht-Geschichten wird ausgeplaudert, was das Zeug hält. Stuttgarter DJs, Barkeeper und Türsteher bekommen absolute Sprecherlaubnis und hauen uns die derbsten Nightlife-Storys um die Ohren. Dieses Mal: Rockin' Sebastian.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Soul, Funk, Disco und drehende Plattenteller sind sein Ding: Sebastian Heitzmann a.k.a. DJ Rockin' Sebastian liebt Musik, am liebsten rar und speziell, und Vinyl-Scheiben, die es auch Wert sind, sie zu sammeln - bis die Bude aus allen Nähten platzt. "Mit 13 Jahren habe ich angefangen Platten zu sammeln und dementsprechend viel Vinyl fährt bei mir zu Hause herum", berichtet der heute 36-Jährige, der früher auch viel Punk-Rock, Ska und Reggae hörte, lachend. Den Überblick über die Anzahl der Scheiben habe er verloren, aber sie liege bestimmt im fünfstelligen Bereich. Not bad.

 

Kein Wunder trieb es den begeisterten Soulisten irgendwann hinter das DJ-Pult - aber eher durch Zufall als konkret forciert. "Ich wollte eigentlich nie auflegen, selbst Angebote für den kleinen Raum in der Röhre habe ich abgelehnt. Ich hatte einfach keinen Bock drauf", so der Vinyl-Junkie. Veranstaltungen bzw. Konzerte hatte er aber damals dennoch organisiert, aus dem einfachen Grund: "Mich hat es geärgert, dass die Bands, die ich hören wollte, nie nach Stuttgart kamen." Und nach einem dieser Konzert, wollte man sich eben das Geld für einen DJ sparen und Sebastian meinte: "Okay, ich lege einfach selbst auf." Ein holpriger Start mit einem "Das-läuft-ja-wie-geschmiert"-Ausgang. Denn die Mucke des Musiknerds kam an, ebenso wie seine Get-Down-Partyreihe. Neuerdings zeigt sich der Stuttgarter auch verantwortlich für das Samstagsbooking im neuen Club Cape Collins - und auch da gilt: Auflegen bis zum Abheben.

Was aber bleibt: "Das Plattensammeln ist mir nachwievor wichtiger als das Auflegen." Okay, okay. Jetzt wird aber weder musiziert, noch sinniert, sondern knallhart resümiert. Sebastian hau raus.

Immer wenn es regnet

Vor einer Weile als ich in Frankfurt im Orange Peel, ein ganz netter Club am Bahnhof, aufgelegt hatte und mir eine kleine Pause gönnte - war möglich, weil wir zu Zweit auflegten, kam ein Mädel an und meinte: "Hey, du kommst doch aus Stuttgart. Stimmt es, dass es da ständig regnet?" Ihr sei zu Ohren gekommen, weil die Stadt im Tal liege, würden die Wolken immer im Kessel hängenbleiben und dann abregnen. Ich musste natürlich laut loslachen und habe das Ganze dann erstmal ins richtige Licht gerückt. Schon witzig, sie war echt felsenfest davon überzeugt und sich sicher, dass die Schwaben deshalb immer schlechte Laune haben.

Money for Mainstream

Das, was wohl jeder DJ kennt, sind komische Musik-Wünsche. Da gibt's so viele Geschichten. In einem Laden kam mal ein Typ zu mir ans DJ-Pult und hat sich irgendwas gewünscht, irgendeinen Mainstream-Bullshit. Ich habe ihm dann noch freundlich erklärt, dass das sowieso nicht geht und keine Wünsche erfüllt werden. Außerdem hatte ich eh nur Vinyl-Platten und damit eine beschränkte Anzahl an Tracks dabei. Er stand dann da und fing an mit einem Geldschein vor mir herumzufuchteln. Mein DJ-Kollege meinte dann zu ihm: "Verpiss dich, sonst lassen wir dich aus dem Club entfernen."  Der Typ war dann so beleidigt, dass er aus dem Laden direkt zur Polizei ging und behauptete, der tätowierte DJ habe ihn geohrfeigt. Er zeigte mich dann tatsächlich auch an. Die Anzeige wurde aber irgendwann wieder fallen gelassen.

Miley Cyrus vs. Jazz

Was mir neulich erst passierte und wo ich echt lachen musste, war im Yart. Da spiele ich immer recht ruhig und jazzig. An besagtem Abend kam also wieder ein Mädel zu mir her und meinte, ob ich einen Track von Miley Cyrus spielen könnte. Ich stand dann da, konnte den Musikwunsch erstmal gar nicht zuordnen und musste auch überlegen, wer Miley Cyrus nochmal war. Und dann kam mir: Ah, das ist die, die auf dieser Kugel reitet. Ich meinte schließlich nur zu ihr: "Findest du wirklich, dass Miley zu dem Sound, den ich gerade spiele, passt?" Sie hat daraufhin kurz übelegt, man hat richtig gesehen wie es bei ihr gerattert hat und dann kam nur: "Ja, klar." Ich stand dann nur da und konnte einfach nichts mehr sagen.

Im Rausch der Nacht

Eine andere witzige Story ist mir mal in Heidelberg in der Halle02 passiert. Da gab's so eine Katalog-Release-Party von einem Mode-Label. Das ist bestimmt schon zehn Jahre her und war der totale Chaos-Abend. Wir waren relativ früh da und hatten eine Menge Freunde aus Stuttgart dabei. Also haben wir auch relativ früh angefangen zu trinken und feiern. Dann legten ich und ein Kumpel auf und es eskalierte völlig. Als mein DJ-Partner aus dem Backstage kam, meinte er nur: "Die drehen da hinten gerade komplett durch." Was war passiert: Unsere Freunde, vor allem die Frauen, die dabei waren, waren richtig dicht, hatten zig Schnäpse intus und haben angefangen, die Gläser zu zertrümmern und einem der Party-Sponsoren das Hemd vom Leib gerissen. Außerdem hatte sie noch eine Menschenpyramide gebaut. Irre. Unterm Stricht haben sich unsere Leute also komplett daneben benommen. Wir waren dann irgendwann auch richtig betrunken und mein DJ-Partner ist auch noch von der Bühne in ein Absperrgitter gefallen. Das sind halt die Geschichten, die Partynächte schreiben.

Technik-(T)error

Was auch immer passiert, sind technische Probleme. Als ich mal in Tübingen gespielt habe und einer der Plattenspieler nicht funktionierte, hatte man zwar schnell Ersatz parat, aber da war das Problem, dass der Plattenspieler dann immer zu schnell angelaufen ist. Das klang natürlich Scheiße. Und die Leute denken immer, der DJ baut Mist, obwohl es an der Technik liegt. Was ich in Stuttgart mal erlebt hatte, war auch geil. Da hatten die Veranstalter tatsächlich die ganze Technik über Mehrfachsteckdosen immer weiter verlängert. Das weiß eigentlich auch jedes Kind, dass man das nicht machen darf. Nachts um Zwei hat's dann auch die Sicherung rausgehauen. Und das Beste: Nach einer Weile Stille meinte ernsthaft ein Gast zu mir, ob ich diese Pause mit Absicht machen würde. Haha, also da konnte ich mir echt nur an den Kopf langen.