Was im Club passiert, bleibt im Club – von wegen! Bei unseren Gute-Nacht-Geschichten wird ausgeplaudert, was das Zeug hält. Stuttgarter DJs, Barkeeper und Türsteher bekommen absolute Sprecherlaubnis und hauen uns die derbsten Nightlife-Storys um die Ohren. Dieses Mal: DJ Sandy.

Stuttgart - Langweilig wird es Alexander Franke sicherlich nicht: Der 31-Jährige ist DJ, Moderator und Schreiber. Früher mehr DJ, dann kam das Schreiben hinzu, inzwischen ist er hauptsächlich als Moderator entweder für den Sender DASDING vom SWR am Mikrofon oder wird für andere Moderationsjobs gebucht. Für Podiumsdiskussionen im Auftrag des Kultusministeriums, auf der Bühne von Rock am Ring, beim Unesco-Weltjugendfestival, für Unternehmen - die Liste lässt sich beinahe unendlich fortführen.

 

Als DJ Sandy legt der Stuttgarter, der am Killesberg geboren und in Feuerbach aufgewachsen ist, in Clubs, bei Festen, Feiern und Riesenevents wie dem Wasen auf. Letzteres sieht er mit einem Augenzwinkern. "Ich trage keine Lederhose oder sonstige Tracht, trotzdem mag ich es dort aufzulegen", sagt er. Ihm seien Wasen-Besucher noch immer lieber wie die Proleten auf der Theo.

Heute legt Alexander Franke nur noch auf, wo es ihm Spaß macht. Besonders ist er dabei dem Club Perkins Park am Killesberg treu geblieben. Einmal im Monat legt er dort bei der 90er Party auf. "Ich kenne das Team dort inzwischen so gut und schätze alle wirklich sehr", sagt er. Wie er überhaupt dazu gekommen ist? Eher durch Zufall. Als 18-Jähriger hat ihn sein damaliger Chef bei DASDING dazu verdonnert bei einer Party des Radiosenders aufzulegen. Der erste Gig hat ihm ziemlich viel Spaß gemacht - genauso wie dem Publikum. Die erste eigene Party startete er schließlich im Vorgänger des City Departments.

Im Laufe der Jahre haben sich natürlich eine Menge Geschichten angesammelt, die nicht unerwähnt bleiben sollen:

God is a DJ

In einer ziemlich verrückten Location habe ich mal in Mannheim aufgelegt. Die Party fand in einer Kirche statt, mein DJ-Pult war in der Kanzel - dort, von wo aus normalerweise der Pfarrer predigt. Richtige Vorgaben hatte ich zwar nicht, was ich spielen soll - aber "Move Bitch" habe ich lieber weggelassen.

Manieren mangelhaft

Wirklich schwierig ist es manchmal für ältere Leute aufzulegen. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber dort geht man besonders schlecht mit DJs um. Man fühlt sich teilweise wirklich wie Abschaum. Auf einer Veranstaltung wurde ich kürzlich von einem circa 80-Jährigen angeschnautzt, weshalb ich denn nichts von Elton John spiele. Dann habe ich Stücke wie "Let's twist again" aufgelegt, das fand er dann auch super. Die anderen Gäste nicht, aber wenigstens habe ich ihm eine Freude gemacht. Als ich dann wieder etwas für die Jüngeren gespielt habe, war er wieder richtig unfreundlich. Das passiert leider häufiger.

Verwechslungsgefahr

Als DJ hat man eine schöne Beobachterposition. Man hat den Überblick und erlebt teilweise ganze Dramen im Verlauf des Abends mit. In einem Club habe ich mal ein paar Gäste dabei beobachtet, wie sie in den Sektkühler gepinkelt haben. Ich habe es daraufhin dem Kellner gesagt, der den Kühler weg geräumt hat. Er meinte nur: "Ich weiß, die hatten keine Lust auf Toilette zu gehen." Dafür machen sie wohl gut Umsatz im Club...

Wing Man

Manche Männer versuchen über den DJ an Frauen ranzukommen. Vor allem im Casino, wo ich ab und zu aufgelegt habe und wo die Kohle locker sitzt, habe ich oft 50 bis 100 Euro angeboten bekommen, wenn ich ein bestimmtes Lied für die Frau spiele. Damit wollen sie natürlich imponieren. Musikwünsche spiele ich schon manchmal, aber nur, wenn es passt.

Zeig die Buttons

Im Nachtleben sind manche Menschen ja sehr hemmungslos - auch dem DJ gegenüber. Vor längerer Zeit habe ich mit DJ Tomazz bei einem Event von Red Bull aufgelegt. Da kam ein Mädchen zu uns und wünschte sich das Lied "Buttons" von den Pussy Cat Dolls. Das hat aber einfach nicht in unser Set gepasst und wir haben abgelehnt. Sie wollte es einfach nicht akzeptieren und fragte: "Warum nicht?" Und Tomazz sagte: "Ich sag doch auch nicht, was du tun sollst und zeig deine Buttons!" Ein großer Fehler: Das Mädchen hob ihr Shirt und stand plötzlich oben ohne vor unserem DJ-Pult. Wir haben das Lied dann ganz schnell gespielt.

Schaumparty

Ich wurde mal für eine HipHop-Nacht gebucht und habe gar nicht recht nachgeschaut, was das eigentlich genau für eine Party ist. Ich habe mich gewundert, dass nur Männer anwesend waren und als ich auf Toilette war, wurde mir auch klar weshalb: Über jedem Pissoir hing ein Bild von mir und der Titel: "HipHop-Gay-Night mit DJ Sandy". Wir haben dort auch die Vorgabe bekommen, egal was passiert, nicht den Knopf neben dem DJ-Pult zu drücken. Was haben wir gemacht? Wir haben auf den Knopf gedrückt und damit die Schaumkanone gestartet!

Nackte Tatsachen

Wirklich toll war als ich bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auf dem Fanfest in Kaiserslautern vor rund 40 000 Menschen auflegen konnte. Die Leute von der FIFA, für die ich dort gearbeitet habe, waren wirklich sehr nett, auch wenn ein paar Sachen schief gegangen sind. Unter anderem haben sie Tänzerinnen engagiert, die einfach ein bisschen im Trikot der deutschen Nationalmannschaft auf der Bühne tanzen sollten. Ausversehen haben sie aber Stripperinnen bestellt - bei einem Fanfest für die ganze Familie! Ich habe nur aus dem Augenwinkel gesehen, wie die Mädels immer mehr ausgezogen haben und plötzlich nackt auf der Bühne standen. Irgendwann ging einfach das Licht aus und hinter der Bühne wurde geschrien. Da das Fest nach zwei Wochen um zwei weitere verlängert wurde, mussten wir in ein anderes Hotel umziehen. Da alles ausgebucht war, wurden wir in einem untergebracht, das ganz offensichtlich ein Laufhaus war - mit dem Bild einer nackten Frau über dem Bett, Kondomschälchen auf dem Nachttisch. Über den Zimmern hat außerdem eine rote Lampe geleuchtet. Ja, das war meine WM 2006 (lacht).