Die Gutsschenke im Schlosshotel Monrepos hält nicht, was das Ambiente und der Name versprechen. Das kann auch an der Vielzahl an Hochzeiten liegen, die auf dem Gelände gefeiert werden.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Ludwigsburg - Kann passieren, darf aber nicht passieren, sagt man: Schwankungen in der Küche, selbst im Sternebereich. Die Gutsschenke ist klar darunter anzusiedeln, aber man pflegt einen gewissen Anspruch und ist Teil des Viersternehauses Schlosshotel Monrepos. 35 Jahre lang war für die Gastronomie Harald Neises zuständig, der im Juni in den Ruhestand getreten ist, im Februar ist ein neuer Küchendirektor eingeführt worden: Harald Schwarz, ein Hanseate, der in München in großen Unternehmen war – von der Toplocation Königshof über Feinkost Käfer bis hin zum Franziskaner. Nun ist er in Ludwigsburg wieder bei Hofe, gehört doch das Hotel zur Hofkammer des Hauses Württemberg.

 

Der Salat ist nicht so frisch, wie man sich das wünscht

Nach unserem Besuch, von dem wir definitiv mehr erwartet hatten, haben wir am Telefon erfahren, dass er wie sein Vorgänger auf vielen Hochzeiten tanzen muss. „Weit über 1000 Hochzeiten richtete Harald Neises mit seinem Team in den letzten 15 Jahren aus“, hieß es in einer Pressemitteilung zum Abschied. Auch an unserem lauen Samstagabend wurde nicht nur ein schönster Tag im Leben gefeiert, obwohl man im idyllischen Außenbereich davon nichts mitbekommt. Auf den Tellern aber schon, wenn wir mal davon ausgehen, dass angegammelte Blätter im Salat, der sich „Bunte Frühlingssalatbowle“ (7,50 Euro) nannte, und lustige Schokostreusel statt annoncierter „Schokoladenspäne“ auf dem Dessert kein Standard sind.

Dies war Teil des „Degustationsmenüs“ (43,50 Euro) – ein großes Wort, aber: die Flusskrebsschwänze im Salat haben wie das Dressing nach zu wenig geschmeckt, das Kräutersüppchen mit Bärlauchkrapfen war nicht „aufgeschäumt“, sondern angedickt und überwürzt. Die Hauptgerichte Saltimbocca mit Spinat und Polentaschnitten sowie Filet vom Schwäbisch-Hällischen Schwein (22,50 Euro) mit Kartoffelpüree und Marktgemüse waren in Ordnung, aber wie aus einer anderen Zeit, als man in Deutschland noch unter den Möglichkeiten kochte. Zudem kam die „Weindegustation“ (16 Euro) mit überwiegend Tropfen aus dem herzoglichen Gut nicht so wie gedacht zeitgleich zu den Gängen des Menüs. Insgesamt wirkten die vielen Servicekräfte ungeschickt – und ob Feinstrumpfhosen im Hochsommer noch sein müssen? Wenn zum Ambiente die Sitzpolster im Außenbereich, der wilde Schirmmix und eine Karte in Plastik zählen, muss man auch diesbezüglich Abstriche machen.

Der neue Chef will behutsame Veränderungen vornehmen

Persönliche Erinnerungen und ältere Einträge in Gastro-Foren sagen, dass es schon früher Unstimmigkeiten beim Preis-Leistungs-Verhältnis gegeben hat (wir haben 113 Euro gezahlt), dies also nicht dem neuen Küchendirektor zuzuschreiben ist. Harald Schwarz sagt, er wolle „behutsam rangehen“ und habe fürs nächste Jahr einige „Faceliftings“ im Auge, die wir wirklich begrüßen würden, wenn wir nach dem ersten Schreckmoment mal wiederkommen.

Gutsschenke im Schlosshotel Monrepos, Domäne Monrepos 22, 71634 Ludwigsburg, Telefon 0 71 41/30 25 60, www.schlosshotel-monrepos.de, täglich durchgehend geöffnet.

Die Bewertung:

Küche **

Service **

Ambiente ***

*****= herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.