Fünf Lehrer unterrichteten 114 Schüler in drei Klassen: Vor fünf Jahrzehnten war die Schulwelt am Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiumeine ganz andere. Und ein kleiner „Betrug“ ist bei der Gründung auch begangen worden.

Echterdingen - In 50 Jahren steht hier ein Neubau.“ Davon ist Wolfgang Krause, Leiter des Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums (PMHG) überzeugt. Die fortschreitende Digitalisierung wird Veränderungen ausgelöst haben. Viele Bücher werden nur noch digital vorliegen. Die Schule wird aber noch immer ein Gymnasium sein. Es wird weiter Hefte und Füller geben und die Jugendliche sind auch dann auf der Suche nach sich selbst: „Sein wie jeder und sein wie keiner“, so beschreibt Krause die zwei Pole, zwischen denen sich Gymnasiasten seit jeher bewegen. Und dabei Lehrer als Wegbegleiter brauchen.

 

Das Gestern rückt derzeit an der Schule in den Mittelpunkt. Denn das Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium, in dem laut Wolfgang Krause das soziale Engagement, das Zwischenmenschliche, der Humor und das Verständnis für andere Kulturen großgeschrieben werden, besteht seit 50 Jahren. Am Wochenende wird deshalb Geburtstag gefeiert. Lehrer, Schüler, Eltern, ehemalige PMHG’ler und Freunde der Schule treffen sich zu einem großen Fest.

Ein Komplott geschmiedet

Dass es in Echterdingen überhaupt ein Gymnasium gibt, hat der Echterdinger Gemeinderat im Januar 1967 entschieden. Eigentlich sollte in der damals noch eigenständigen Gemeinde eine Mittelschule entstehen. Auf Initiative von Hans Huber, der heute noch im Gemeinderat sitzt, und dem damaligen Pfarrer Pfenning schlug die Stimmung um. „Wir schmiedeten ein Komplott“, schreibt Huber in der Festschrift der Schule. „In der Sitzung des Ortsschulrats argumentierten wir, dass mehr Eltern ihre Kinder auf ein Gymnasium schicken wollen als auf eine Mittelschule, und dass sicher viele Eltern von Steinenbronn und Waldenbuch ein Gymnasium in Echterdingen begrüßen würden.“

Huber hat sich auch dafür eingesetzt, dass die Schule nach Philipp Matthäus Hahn benannt wurde: ein technisch denkender Tüftler, der dennoch tief im Glauben verwurzelt war. 1789 hat der „Mechaniker-Pfarrer“ die kleine Himmelsmaschine in Echterdingen konstruiert. Die Mitglieder des Schulbeirates hatten 15 Namen diskutiert, erinnert sich Huber. Schlussendlich empfahl das Gremium dem Gemeinderat „trotz verschiedener Bedenken“ die Namensgebung Philipp Matthäus Hahn.

Auf Traktoren und in Bussen umgezogen

Das Kultusministerium hat das Echterdinger Gymnasium im Juni 1967 genehmigt. Bereits wenige Monate später – am 7. September 1967 – nahm die weiterführende Schule ihren Betrieb zunächst in Räumen der Echterdinger Goldwiesenschule auf. „Fünf Lehrer unterrichten damals 114 Schüler in drei Klassen“, sagt Krause. Im September 1970 stand der Umzug in das neu erbaute Schulgebäude an. Teils auf Traktoren oder in Bussen haben Schüler und Lehrer das Unterrichtsmaterial transportiert. Im Frühjahr 1976 feierten die ersten Abiturienten des PMHG ihren Abschluss. Die höchste Schülerzahl erreichte die Bildungseinrichtung im Schuljahr 1974/75. Kurz bevor das Immanuel-Kant-Gymnasium in Leinfelden eröffnete, zählte das PMHG 1236 Schüler in 37 Klassen.

Heute lernen dort 840 Jugendliche. Sie sind Klassen-, oder Schulsprecher, helfen als Schulsanitäter Mitschülern, reisen nach Indien, spielen Theater oder ein Streichinstrument. „Im Gegensatz zu uns Menschen altert eine Schule nicht, denn immer wird sie von jungem Geist erfüllt“, sagt Rektor Krause.