Befestigt mit einem Streifen Klebeband, liegt es in einer Hülle aus Pappe, darauf klebt Alufolie, die störende Strahlen abschirmt. Mit dem Kästchen verbunden sind zwei Kabel, eines führt hinein, das andere heraus. Das, welches hineingeht, hat am Ende eine Antenne; es ist eine Bodenstation und empfängt Signale von Flugzeugen: ihre Nummer, auf welcher Höhe sie gerade fliegen und wie schnell. Später sollen es einmal die Signale von Satelliten sein. Satelliten, die Jehle und sein Team ins All schießen wollen, nur so groß wie ein Kaninchen.

 

Bis dahin wird es noch einige Jahre dauern, aber Gregor Jehle glaubt, dass es funktionieren könnte. Das Prinzip dahinter ist nicht schwierig: Die kaninchengroßen Satelliten sind die einzigen, die Privatpersonen wie Jehle sich leisten können. Sie sausen viel schneller um die Erde, als sich die Erde selbst dreht. So decken sie immer nur einen winzigen Teil der Erdoberfläche ab, nicht so wie die großen TV-Satelliten, die mehr als zehnmal so hoch fliegen, die Erde im immer gleichen Abstand begleiten und eine breite Fläche bestrahlen.

Wenn man die Signale der Minisatelliten empfangen will, braucht man Bodenstationen, die ihre Antennen exakt danach ausrichten. Je genauer, desto besser. Deshalb müssen die Hacker wissen, wo die kleinen Satelliten gerade schweben, deshalb basteln sie die Bodenstation. "Wenn wir das geschafft haben, ist alles andere relativ einfach", sagt Gregor Jehle.

Die große Idee hinter dem unabhängigen Internet stammt von Nick Farr, einem Hacker mit Vollbart aus den USA. Er ist berühmt in der Szene, reist von einem Szenetreff zum nächsten. Farr war es, der im Sommer forderte: In 23 Jahren soll der erste Hacker auf dem Mond stehen.

Es ist ein mühsamer Weg

Jehle sitzt an einem Tisch, auf dem sich Kabel winden, an kleinen Kisten blinken abwechselnd grüne und gelbe Lichter. Ein paar Meter weiter rattert ein Fernschreiber. Er ist so umgebaut, dass er SMS ausdruckt. Einen höheren Sinn darf man darin nicht suchen. "Das ist Hacking", sagt Jehle. Hacking bedeute: Technik einen anderen Zweck zu geben, als sie ursprünglich hatte.

Aber sind Hacker nicht die Leute, die in fremde Rechner einbrechen? Wenn man Jehle so fragt, wird er sauer. Ein Passwort hat er noch nie geknackt, höchstens sein eigenes. Sagt er. Er glaubt nicht an Gott, er glaubt an die freie Information. Wenn alle alles lesen können, ist die Welt eine bessere, ist er überzeugt. Das funktioniert nur, wenn niemand Informationen unterdrückt. Wer das tut, ist ein Feind der Hacker.

Das heißt nicht, dass Hacker freudlose Moralisten sind. Im Gegenteil, sie haben Humor. Wenn sie einmal nicht die Welt verbessern, spielen sie an absurden Maschinen. Gleich neben der Theke, wo sich die Kongressbesucher Döner kaufen oder einen Hamburger, steht die Painstation, ein großer Kasten mit einem Bildschirm in der Mitte. Zu zweit spielt man gegeneinander Computer-Pingpong. Die linke Hand muss man auf den Kasten legen, mit der anderen dreht man an einem kleinen Rad und steuert damit den Schläger. Wenn man den Ball, einen weißen Punkt, nicht trifft, wird die linke Hand bestraft: Eine Minipeitsche aus Kunststoff drischt auf den Handrücken, manchmal fließt Strom. Wer am meisten Schmerzen aushält, gewinnt.

Jehle hat keine Lust dazu, er möchte keine blauen Striemen auf der Hand haben. Seine Hände sind wertvoll, er braucht sie zum Tippen. Gerade gibt er einen Befehl in seinen Laptop ein, weiße Buchstaben blinken vor schwarzem Grund: "ssh-D18081", schreibt er, gefolgt von einer langen Zahlenkombination. Damit verbindet er sich mit einem sicheren Netz - man weiß ja nie, was die anderen Hacker alles ausprobieren. An seinen Computer angeschlossen ist ein Kistchen; es ist der erste Schritt auf dem Weg zum unkontrollierbaren Internet.

Die Idee vom unabhängigen Internet

Befestigt mit einem Streifen Klebeband, liegt es in einer Hülle aus Pappe, darauf klebt Alufolie, die störende Strahlen abschirmt. Mit dem Kästchen verbunden sind zwei Kabel, eines führt hinein, das andere heraus. Das, welches hineingeht, hat am Ende eine Antenne; es ist eine Bodenstation und empfängt Signale von Flugzeugen: ihre Nummer, auf welcher Höhe sie gerade fliegen und wie schnell. Später sollen es einmal die Signale von Satelliten sein. Satelliten, die Jehle und sein Team ins All schießen wollen, nur so groß wie ein Kaninchen.

Bis dahin wird es noch einige Jahre dauern, aber Gregor Jehle glaubt, dass es funktionieren könnte. Das Prinzip dahinter ist nicht schwierig: Die kaninchengroßen Satelliten sind die einzigen, die Privatpersonen wie Jehle sich leisten können. Sie sausen viel schneller um die Erde, als sich die Erde selbst dreht. So decken sie immer nur einen winzigen Teil der Erdoberfläche ab, nicht so wie die großen TV-Satelliten, die mehr als zehnmal so hoch fliegen, die Erde im immer gleichen Abstand begleiten und eine breite Fläche bestrahlen.

Wenn man die Signale der Minisatelliten empfangen will, braucht man Bodenstationen, die ihre Antennen exakt danach ausrichten. Je genauer, desto besser. Deshalb müssen die Hacker wissen, wo die kleinen Satelliten gerade schweben, deshalb basteln sie die Bodenstation. "Wenn wir das geschafft haben, ist alles andere relativ einfach", sagt Gregor Jehle.

Die große Idee hinter dem unabhängigen Internet stammt von Nick Farr, einem Hacker mit Vollbart aus den USA. Er ist berühmt in der Szene, reist von einem Szenetreff zum nächsten. Farr war es, der im Sommer forderte: In 23 Jahren soll der erste Hacker auf dem Mond stehen.

Es ist ein mühsamer Weg

Die Forderung stand im Raum, viele lachten darüber. Gregor Jehle lachte nicht. Als er wieder im Zug saß und mit seinen Freunden darüber redete, kam ihm ein Gedanke-"ein Hirnfurz", sagt er selbst. Einen Hacker auf den Mond zu bringen, ist eine ziemlich große Aufgabe, fand Jehle. Warum nicht kleiner anfangen, warum nicht zuerst ein Satellitennetz aufbauen, das nicht ausfällt, das unabhängig von der Nasa funktioniert und von den großen Firmen? Das wäre wichtig, wenn man konsequent denkt, und Jehle denkt immer konsequent. Mit irgendetwas anzufangen, das war sein Plan. Und dann weiterzuschauen.

Andere Leute seines Alters gehen freitagabends in einen Club tanzen. Jehle hat technische Informatik studiert, er sitzt am Wochenende häufig vor dem Computer und programmiert die Nacht hindurch. Nachts stört ihn niemand, er kann sich gut konzentrieren. "Das hat etwas Meditatives, oft passieren dann die coolen Sachen", sagt er.

So war das auch mit dem Kistchen, das in Berlin an seinem Computer hängt. Eigentlich empfängt es nur GPS-Signale, aber Jehle veränderte es so, dass es als Bodenstation benutzt werden kann. Er saß im Haus an der Ulmer Straße in Wangen, dem Stuttgarter Hackertreff, oder "Shackspace", wie die Hacker sagen. Auf 350 Quadratmetern, so viel Platz wie in einer großzügigen Villa, stehen viele Computer, eine Lötstation, eine komplette Küche gibt es ebenfalls. Hier treffen sich regelmäßig bis zu 150 Computerfreaks. Jehle setzte sich ans Mikroskop, nahm den Lötkolben in die Hand und bastelte ein "Platinchen", wie er sagt. Er baute ein grünes Platinchen auf ein blaues Platinchen, verband metallische Pins und dünne Kabel. Der erste Schritt war getan, in Berlin folgt der zweite: Leute interessieren.

Am Abend hält Jehle mit zwei anderen Hackern aus Stuttgart einen Vortrag, der live im Internet übertragen wird. Jeder kann kostenlos zuschauen, das gehört zum Prinzip der freien Information. Als Jehle und seine Kollegen fertig sind, klatschen die Zuschauer, technische Fragen prasseln auf ihn ein. Es meldet sich ein Hobbyfunker, der fragt, wie er helfen könne. Es meldet sich ein Student, der eine Diplomarbeit zu einem ähnlichen Thema schreibt. Noch zwei Stunden später, bis weit nach Mitternacht, hockt Gregor Jehle mit den anderen zusammen und redet über Details, über Mikrovolt und Nanosekunden.

Es ist ein mühsamer Weg, den Jehle geht. Man kann seine Pläne für Spinnerei halten - das weiß er selbst. Aber Gregor Jehle wäre kein Hacker, wenn er nicht an Utopien glauben würde.