Animationsfilme sind das Spezialgebiet von Sebastian Runschkes Firma. Deren neuer Film läuft nun in den Kinos und ist inspiriert worden vom Bilderbuch-Klassiker „Die Häschenschule“.

Waiblingen - Über die Hose haben wir lange diskutiert“, sagt Sebastian Runschke. Er meint die Hose von Max. Max ist ein hipper Großstadthase, also wären angesagte Baggy Pants, Schlabberhosen, die auf Halbmast hängen, durchaus sein Stil. „Wir haben aber festgestellt, dass eine solche Hose sehr schwer zu animieren ist, sie muss sich ja mit dem Träger mitbewegen“, erzählt Sebastian Runschke. Also trägt Max, der eine der Hauptrollen im neuen Animationsfilm „Die Häschenschule – Jagd nach dem goldenen Ei“ spielt, ein enger anliegendes Modell, das ein bisschen weniger Aufwand verursacht hat. Denn die Beschäftigten der Waiblinger Filmproduktionsfirma SERU hatten auch so schon alle Hände voll zu tun, um die Geschichte von Max und der Häschenschule – einer Ausbildungsstätte für angehende Osterhasen auf dem Land – in einem 3D-Film zu erzählen.

 

Rund fünf Jahre Arbeit stecken in dem Streifen, der an diesem Donnerstag in den Kinos anläuft. „Von der Idee bis zu einem ersten Drehbuchentwurf dauert es allein zwei Jahre“, erzählt Runschke, „man muss sich ja eine ganze Welt ausdenken“. Denn der gleichnamige Kinderbuchklassiker aus den 1920er-Jahren, der als Inspirationsquelle diente, zeigt auf seinen Illustrationen wenig mehr als ein bisschen grüne Wiese. Auch die ursprüngliche Geschichte selbst ist schnell erzählt und wenig zeitgemäß, ungezogenen Hasen werden etwa vom Herrn Lehrer die Löffel langgezogen. So musste eine komplett neue Story her.

Wie tickt ein Großstadthase?

Das Aussehen und den Charakter der Protagonisten mussten die Filmemacher ebenfalls entwickeln, denn in seinen Bilderbuch-Zeichnungen von 1924 hatte Fritz Koch-Gotha die Hasenkinder einfach in Menschenkleider gesteckt, ansonsten aber sieht ein Hase aus wie der andere.

„Die eindimensionalen Darstellungen im Buch sind nicht animierbar“, erklärt Sebastian Runschke, „für den Film müssen die Figuren aber anatomisch korrekt funktionieren.“

Über die Helden des neuen Films spricht Runschke, als wären sie langjährige Freunde. Kein Wunder, denn bevor auch nur die erste Zeichnung von Hase Max entstanden ist, haben Figurenentwickler bis ins Detail ausgetüftelt, wie dieser Großstadthase so tickt.

Dann erst kommt der visuelle Teil der Arbeit und auch hier wird nichts dem Zufall überlassen. Sebastian Runschke zieht eine Seite hervor, auf der sich ein Porträt von Max ans nächste reiht. Mal schaut er fröhlich drein, mal blickt er grimmig, ängstlich oder wütend. „Die Figur ist schon ein Charakter, bevor sie animiert wird“, sagt Runschke, der zunächst den Beruf des Werbefotografen erlernt und dann auf Filmproduzent umgesattelt hat. Je besser und genauer geplant werde, desto entspannter laufe später die Produktion. Das sei gerade auch bei Filmen im 3D-Format wichtig, erklärt der Filmemacher: „Bei 2D kann man noch ein bisschen schummeln, auch mal eine Figur ein bisschen dehnen oder zwei Perspektiven im Bild mischen. Bei 3D geht das nicht, denn das ist ein Abbild der Wirklichkeit.“ Ein wenig getrickst haben die Filmemacher aber dennoch, verrät Runschke – zum Beispiel in Sachen Frisur: „Bei unserem Budget wäre es ein schlechtes Fell geworden. Deshalb haben wir uns entschieden, lieber keines zu machen.“ Das aber so gekonnt, dass es gar nicht auffällt.

Das nächste Projekt hat Sebastian Runschke schon in der Planung. Auch dieses mal dient ein Klassiker als Inspiration: „Da wollen wir die Sage von den Heinzelmännchen zu Köln angehen.“