Der Waldenbucher Reinigungsmittelspezialist Haka Kunz will seine Produktion für die Gestaltung eines Kunstobjekts öffnen. Der Gemeinderat sieht die finanzielle Beteiligung der Stadt an der Marketingaktion allerdings kritisch.

Waldenbuch - Am Thema Kunst kommt in Waldenbuch keiner vorbei. Im Museum der Schokoladenfirma Alfred Ritter huldigt sie dem Quadrat. Entlang des Museumsradwegs sind die Exponate der Freiluftausstellung „Skulptoura“ aufgereiht. Dazu könnte sich 2018 eine Kunstform gesellen, die reinigende Wirkung verspricht. Der Seifenhersteller Haka Kunz hat seine kreative Ader entdeckt und will sich am Großprojekt „Produktionskunst“ beteiligen. Dafür erhofft man sich die finanzielle Unterstützung der Stadt – doch das hält nicht jeder Stadtrat für eine saubere Sache.

 

Wäre es nach Bürgermeister Michael Lutz gegangen, wäre die Entscheidung im Gemeinderat problemlos durchgeflutscht. Gern glänzt man auch über die Stadtgrenzen hinaus. Stadtmarketing hat einen hohen Stellenwert, weshalb das Image der Schönbuchstadt von Zeit zu Zeit mit außergewöhnlichen Aktionen aufpoliert wird. Für die Kooperation mit den Reinigungs-Spezialisten zeigte der Schultes deshalb überschäumende Begeisterung: „Hier können wir in idealer Weise Wirtschaftsförderung mit Standortmarketing verknüpfen.“ Gefördert werden soll ein Kunstwerk – von dem aber bisher weder der Künstler, noch das Erscheinungsbild bekannt sind.

Künstler arbeiten in den Betrieben mit

Die Idee hat die Kulturregion Stuttgart (KRS) gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Region ausgetüftelt. Nationale und internationale Künstler sollen für mehrere Wochen in Industrie- und Handwerksbetrieben arbeiten und mithilfe von Maschinen, Fertigungsprozessen, Produkten oder der Belegschaft neue Kunstwerke entwickeln.

Klinken putzen ist nicht nötig. Der Künstler wird dem Betrieb vorgeschlagen. Das Kunstwerk soll im Frühjahr 2018 entstehen. Die Öffentlichkeit kann dabei ihr Bild von der traditionellen Seifenherstellung entstauben. Denn: Der kreative Prozess wird medial begleitet. Die Werbestrategen der Kulturregion Stuttgart sind mit allen Wassern gewaschen und schlagen vor, dass das Kunstobjekt später im Stadtgebiet dauerhaft für Aufmerksamkeit sorgt.

Doch Kunst hat ihren Preis. Und da wohl kaum daran gedacht ist, einen Schlumpf aus Seife zu schnitzen oder die Stadt mit Reinigungsmitteln in Spektralfarben herauszuputzen, benötigt das Projekt ein Budget. Auf rund 8000 Euro schätzen die Experten die Kosten. 2000 bis 3000 Euro will Haka Kunz beisteuern. Rund 5000 Euro müssten aus Waldenbuchs Stadtkasse zufließen.

Der Gemeinderat wäscht dem Bürgermeister den Kopf

Diese Ausgabe sollte der Gemeinderat in seiner Sitzung absegnen. Doch der hat Bürgermeister Michael Lutz erst einmal den Kopf gewaschen. „Ich habe ein generelles Problem damit, dass wir einer Firma öffentliche Gelder dafür geben, dass sie sich präsentieren kann“, sagte SPD-Rätin Heidrun Rohse.

FWV-Rat Jürgen Schwab warnte vor der schäumenden Wut derer, die sich von der Gemeinde eingeseift fühlen könnten. „Wir sollten lieber die vielen kleinen Betriebe fördern“, schlug er vor. Sein CDU-Kollege Christoph Hellenschmidt lehnte ein Blind-Date zwischen Seife und Kunst derweil rundweg ab. „Ich möchte das vorher zumindest mal gesehen haben. Da kaufen wir doch die Katze im Sack“, sagte er.

Weil aber in Waldenbuch am Thema Kunst keiner vorbei kommt, bleibt die Tür für das Produktions-Projekt einen Spalt breit geöffnet. Erklärt sich die Firma Haka dazu bereit, 5000 Euro beizusteuern, betätigen sich die Gemeinderäte doch noch als Seifen-Spender und schießen die restlichen 2000 bis 3000 Euro zu.