Ein Aufzug scheitert derzeit an der fehlenden Finanzierung.

Feuerbach - Nun ist die Katze aus dem Sack: An der Stadtbahnhaltestelle Föhrich wird es in naher Zukunft keinen Aufzug geben. Das bestätigt eine Sprecherin der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) auf Nachfrage. Feuerbachs Bezirksvorsteherin Andrea Klöber kann ihre Enttäuschung über diese Nachricht nicht verbergen: „Ich hoffe nicht, dass der Aufzug damit auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben ist.“ Viele Menschen mit Behinderung hätten an dieser Haltestelle ohne einen Lift eigentlich keine Möglichkeit, auf den Bahnsteig Richtung Stadtmitte zu gelangen. Das sieht die SSB anders: „Die Haltestelle ist barrierefrei erschlossen“, sagt eine Sprecherin. Es gebe eine Rampe, die genutzt werden könne.

 

Doch das stimmt nur bedingt, weiß auch SSB-Architekt Oliver Appel. „Als Rollstuhlfahrer tut man sich dort schwer. Keine Frage.“ Das liege vor allem an der Neigung der Rampe, die mit acht Prozent heute so steil gar nicht mehr gebaut werden dürfte. Doch nachdem die Haltestelle mehr als 20 Jahre alt ist, habe sie Bestandsschutz. Die maximale Neigung darf mittlerweile nicht mehr als sechs Prozent betragen.

Nachdem zumindest auf dem Papier kein akuter Handlungsbedarf von Seiten der SSB besteht, steht die Haltestelle Föhrich auf der Prioritätenliste auch nicht ganz oben. „Ich weiß nicht, wann und ob das wieder Thema wird“, sagt die SSB-Sprecherin. Zuerst einmal seien die noch nicht barrierefreien Haltestellen Türlenstraße, Österreichischer Platz, Staatsgalerie und Maybachstraße an der Reihe. Letztere soll im zweiten Halbjahr 2013 barrierefrei erschlossen sein – eineinhalb Jahre später als noch Anfang 2012 von der SSB kommuniziert wurde: „Es waren noch planerische Details zu klären. Deshalb kommt es zu dieser Verzögerung“, sagt eine Sprecherin. Für rund 2,5 Millionen Euro werden insgesamt drei Aufzüge an der Maybachstraße gebaut.

Ein Aufzug könnte ein bis zwei Millionen Euro kosten

Im Neubaugebiet Feuerbacher Balkon wäre man schon mit einem Lift an der Haltestelle Föhrich zufrieden. Dass dieser nun erst einmal nicht gebaut wird, enttäuscht auch den Vorsitzenden des Behindertenzentrums (BHZ) Stuttgart, Timmo Hertneck: „Der Lift wurde uns immer in Aussicht gestellt. Eigentlich sollte man erwarten können, dass den Bewohnern eines Neubaugebiets der Zugang zu den öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglicht wird.“ Das BHZ hat auf dem ehemaligen Krankenhaus-Areal Wohnungen angemietet. Mehr als zehn Menschen mit Behinderung sind dort erst vor kurzem eingezogen.

Auch Michael Knecht, Prokurist beim Siedlungswerk, hat sich für einen Aufzug an der Haltestelle Föhrich stark gemacht: „Leider sehe ich in absehbarer Zeit keine Chance, einen Lift zu bekommen. Das ist sehr ärgerlich.“ Ursprünglich hatte das Siedlungswerk als Bauherr auf dem Feuerbacher Balkon geplant, die Kosten für einen Aufzug selbst zu stemmen. „Wir haben uns intensiv mit der Variante beschäftigt, einen Lift vom Kitzbüheler Weg zum Triebweg zu bauen. Das wäre gegangen. Aber dann wäre man immer noch nicht auf dem Bahnsteig gewesen. Das hätte im Endeffekt nicht weiter geholfen“, sagt Knecht. „Wir brauchen eine barrierefreie Lösung, und die ist nur mit einem Aufzug möglich, der bis zu den Gleisen führt.“ Und das sei nur mit einem gravierenden Eingriff in die SSB-Haltestelle möglich. „Wir können für diese Maßnahme zwar einen Zuschuss geben, aber nicht den Umbau der Anlage finanzieren. Das müsste schon die SSB machen“, ergänzt der Prokurist. Er rechnet mit Kosten für den Umbau in Höhe von ein bis zwei Millionen Euro und geht davon aus, dass SSB und Stadt irgendwann gezwungen sein werden, nachzurüsten.

Auf Nachfrage lässt die Stadt zwar keinen Zweifel daran aufkommen, dass ein Aufzug an der Stadtbahnhaltestelle Föhrich auch in ihrem Interesse sei, jedoch sei die Finanzierung derzeit noch nicht geklärt. „Weder die Stadt noch die SSB haben hierfür bislang Gelder vorgesehen“, sagt ein Sprecher der Stadt. Zu klären sei zudem auch noch, wer für den Betrieb des Aufzugs aufkommt. „Darüber sind wir mit der SSB gerade in Gesprächen.“