Axel Kromer aus Mössingen ist nicht nur Co-Trainer des Nationalteams, sondern künftig auch Nachwuchskoordinator des Deutschen Handballbundes. Er gilt als Mann mit einem Riecher für Talente.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Axel Kromer ist so etwas wie der Thomas Schneider des Fußballs. Der Assistent des Bundestrainers. Der heißt im Handball nicht Joachim Löw, sondern Dagur Sigurdsson. Im Herbst hat der Isländer seinen Job angetreten, und seine zweite Amtshandlung nach der Nominierung eines Kaders war die Bestimmung der Co-Trainer. Die Wahl fiel auf Alexander Haase – und Axel Kromer. Doch damit nicht genug. An diesem Mittwoch beginnt für den 38-Jährigen aus Mössingen noch eine neue Zeitrechnung: Er wird offiziell Nachwuchskoordinator im Deutschen Handballbund (DHB).

 

Da steckt viel dahinter. „Es gilt, Strukturen voranzutreiben, die komplette leistungssportliche Ausbildung zu steuern und die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden“, sagt Kromer. Damit kennt er sich bestens aus. Schließlich hat er diesen Bereich schon beim Handballverband Württemberg ausgefüllt, als Landestrainer und Sportdirektor.

Auf den Begriff „Talentlogistik“ besitzt er das Copyright

Gerade der Nachwuchs hat innerhalb des DHB an Bedeutung gewonnen. Gute Spieler gab es schon lange, was unzählige Medaillen bei den Welt- und Europameisterschaften der Junioren unterstreichen. Doch beim Übergang zu den Aktiven hakte es. Seit Sigurdsson das Kommando übernommen hat, läuft es auch da besser. Nicht nur wegen des Paradebeispiels Paul Drux, der mit 19 Jahren sein Länderspiel- und dann auch WM-Debüt gab und aus der A-Nationalmannschaft im linken Rückraum inzwischen nicht mehr wegzudenken ist.

Doch der Traumeinstand ist nicht nur dem Bundestrainer zu verdanken, sondern auch der Vorarbeit im Verein und in der Jugend. „Er hat ja schon sechs, sieben Jahre eine intensive Ausbildung bekommen“, sagt Kromer. Von der C-Jugend an hinauf. Das zahlt sich nun aus. Nicht nur der Drux-Club Füchse Berlin, auch andere Bundesligisten setzen – zum Teil aus der Not heraus – vermehrt auf den deutschen Nachwuchs. Das ist die Basis für die Nationalmannschaft. Anders geht es nicht.

„Talentlogistik“ nennt das Kromer – ein Begriff, auf den er das Copyright besitzt. Ideen zu schaffen, um die Verknüpfung von Nachwuchs und A-Team weiter zu optimieren. So sieht es auch der DHB-Vizepräsident Bob Hanning: „Die Verpflichtung von Axel Kromer ist ein wichtiger nächster Meilenstein in unserem Leistungssportkonzept. Er wird sich, gemeinsam mit dem neuen Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld, gezielt um die Entwicklung unserer vielen Talente kümmern. Und er wird uns darüber hinaus mit seinem wissenschaftlichen Hintergrund auch in der konzeptionellen Arbeit voranbringen.“

Axel Kromer übt seinen Traumberuf aus

Der ehemalige Kreisläufer des Bundesligisten VfL Pfullingen ist Diplomwissenschaftler und mit der SG H2 Ku Herrenberg 2010 in die zweite Liga aufgestiegen. Er vereint also bestens Praxis mit Theorie. „Er bringt genau die Kompetenzen mit, die wir benötigen“, sagt denn auch der Sportdirektor Sommerfeld. „Hohe Fachlichkeit im Trainerberuf und eine herausragende konzeptionelle Stärke.“

Seit Dezember vergangenen Jahres bringt Kromer beide Komponenten auch in die A-Nationalmannschaft ein – als Co-Trainer. Und wie ist sein Chef Sigurdsson? „Es ist beeindruckend, wie authentisch er seinen Weg geht und wie mutig er auf junge deutsche Spieler setzt“, sagt Kromer. Doch nicht nur das. Während der WM in Kuwait ist ihm aufgefallen, dass der Isländer den Spielern deutlich mehr Freiraum gibt, „als sie es im deutschen Fördersystem gewohnt sind“. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass sie eine größere Verantwortung haben. Sigurdsson gibt das Lob zurück: „Axel sieht genau die Kleinigkeiten, die wir brauchen, um erfolgreich zu sein. Er hat zudem einen super Blick auf den Nachwuchs im deutschen Handball.“

Der wird künftig noch mehr geschärft werden in der neuen Rolle. Was auch seine Tücken hat. Denn der Tag hat nur 24 Stunden. Und als Co-Trainer der Junioren überschneiden sich zunehmend Termine: „Wir müssen prüfen, ob ich für alle Aufgabenbereiche weiter tätig sein kann.“ Mitte Juli steht erst einmal die Junioren-WM in Brasilien an, mit Kromer. „Ich habe kein Problem, mehr zu machen, als man muss“, sagt der 38-Jährige. „Denn es ist mein Traumberuf“ – auch wenn er nicht ganz so gut dotiert ist wie im Fußball.