Jetzt geht’s wieder los. Die 51. Saison der Handball-Bundesliga wird traditionell mit dem Supercup eingeläutet. In Stuttgart trifft dabei an diesem Mittwoch Meister Rhein-Neckar Löwen auf den Pokalsieger SC Magdeburg.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Meister werden war schon schwer, es zu bleiben noch viel mehr. Dieses Motto trifft die Ausgangslage der Rhein-Neckar Löwen wohl ganz treffend. Neun Jahre lang sind sie dem Titel nach der Umbenennung von der SG Kronau-Östringen hinterher gehechelt wie der Löwe seiner Beute. In der denkwürdigen Saison vor zwei Jahren hatten nur zwei Tore gefehlt, nun im Mai war es endlich soweit. „Da ist allen ein Riesenstein vom Herzen gefallen“, gibt die neue Geschäftsführerin Jennifer Kettemann zu, obwohl sie beim Titelgewinn noch gar nicht offiziell in Amt und Würden war.

 

„Mission erfüllt!“, verkündete Uwe Gensheimer, das Mannheimer Urgestein nach seinem letzten Spiel, ehe er sich guten Gewissens zu neuen Ufern aufmachte. An die Seine zu Paris St. Germain – während er am Neckar eine Lücke hinterließ. „Es wäre ja komisch, wenn es anders wäre“, sagt Kettemann. Sportlich lässt die durch die Verpflichtung des Weltklasselinksaußen Gudjon Valur Sigurdsson aus Island plus Dejan Manaskov aus Skopje gut kompensieren.

Und menschlich? „Das werden wir versuchen, seine Rolle auf mehreren Schultern zu verteilen.“ Patrick Groetzki zum Beispiel oder auch Andy Schmid, der Spielmacher und neue Kapitän, der nicht nur aus der Schweiz stammt, sondern auch läuft wie ein Uhrwerk, seinen Vertrag bis 2020 verlängert – und somit ein Signal gegeben hat. Das hoffentlich ankommt.

Dreikampf im Titelrennen

Hereinspaziert – das Titelrennen ist eröffnet. Wobei Trainer Nikolaj Jacobsen die Favoritenrolle gerne von sich schiebt – zum Beispiel auf Kiel oder Flensburg. Deren Trainer Lubomir Vranjes hat ja schon mal angekündigt: „Wir haben die Qualität, Meister zu werden.“ Und wie brüllen die Löwen? „Wir wollen um den Titel mitspielen. Aber wir haben nicht die Breite im Kader wie Kiel oder Flensburg“, sagt Jacobsen.

Zumal auf die Mannschaft die Doppelbelastung mit der Champions League zukommt. Natürlich will der Verein gerne das lukrative Final Four in Köln erreichen, doch Schritt für Schritt. In der Vorrunde des internationalen Wettbewerbs muss auch mit den Kräften gehaushaltet werden, also sagt Jacobsen: „Wir wollen clever weitergekommen.“ Und am Ende zumindest plus-minus-null rauskommen, sagt die Geschäftsführerin zu den Finanzen. Zumal die Mannschaft zu den Spielen aus organisatorischen Gründen in die Frankfurter Fraport-Arena ausweichen muss, was nicht gerade ein Heimvorteil ist. „Wir hätten zum Beispiel die Spiele gegen Veszprem oder Zagreb gerne in der SAP-Arena ausgetragen“, sagt die Diplombetriebswirtin, die zuvor bei SAP tätig war, aber an diesen Terminen war die Halle bereits belegt.

Die Fans ziehen jedenfalls mit – wie nie zuvor. Der Dauerkartenverkauf wurde um 15 Prozent gesteigert, auf 3600 Abos – und das tut den Löwen gut. Denn die Kurpfälzer tragen noch immer Altlasten mit sich herum, aber es gibt Licht am Ende des Tunnels. „Nach dieser Saison haben wir das abgearbeitet“, sagt Kettemann und fügt hinzu: „Das soll nicht heißen, dass wir dann im Geld schwimmen.“ Das ist ein Jammern auf hohem Niveau. Auch wenn die Löwen traditionell keine Zahlen preisgeben, kann man von einem Etat von knapp sechs Millionen Euro ausgehen, der damit etwa ein Drittel unter dem von Branchenprimus THW Kiel liegen würde. „Deshalb ist Kiel immer Favorit“, sagt der Trainer.

Titel, wenn auch nicht der wichtigste

Angesichts des engeren Spielraums muss die charmante Geschäftsführerein auch mal bremsen, wenn es um Vertragsverhandlungen geht. „Da komme ich dann schnell mal als die Böse rüber“, in den Gesprächen mit Oliver Roggisch als sportlichem Leiter und dem Isländer Jacobsen, der im Sommer die freie Zeit mit der Familie genoss. Die ist jetzt – trotz Schulferien in Baden-Württemberg – vorbei. An diesem Mittwoch (20.15/Sport 1) geht es in Stuttgart um den traditionellen Supercup zwischen Meister und Pokalsieger, dem SC Magdeburg. „Natürlich wollen wir gewinnen“, sagt Jacobsen. „Es ist ein Titel – wenn auch nicht der wichtigste.“

Aber zumindest der, der am schnellsten zu holen ist. 60 Minuten in der Porsche- Arena reichen. Und für den Verlierer wartet ein kleines Trostpflaster. Schon drei Tage später treffen beide Mannschaften wieder aufeinander. Dann geht es um keinen Titel, sondern die ersten Punkte in der Liga – und um Revanche, für wen auch immer.