Göppingens Neuzugänge Andreas Berg und Niclas Barud geben beim Esslinger Marktplatzturnier, das für Frisch Auf nicht nach Plan läuft, ihren Einstand. Die beiden Schweden fühlen sich nach einer harten Vorbereitung müde.

Esslingen - Am Ende des Tages hat Andreas Berg noch seine Sportsocken einem Materialtest unterzogen. Der Neuzugang des Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen hat die rund 400 Meter vom Esslinger Marktplatz in die Umkleidekabine in der Schelztorhalle ohne Schuhe zurückgelegt. Nein, es war kein Büßergang für das bescheidene Auftreten der Göppinger beim 50. Esslinger Marktplatzturnier, das für Frisch Auf nach Niederlagen gegen die Füchse Berlin (28:30) und Dinamo Bukarest (17:21) früher als gewünscht beendet war. Vielmehr war es der Ausdruck des Bedürfnisses nach Feierabend bei dem 23-Jährigen. Der schwedische Linksaußen konnte seinen Zustand ganz kurz in ein Wort fassen: „Müde.“

 

Da hat auch sein Landsmann Niclas Barud zustimmend genickt. Nach den beiden härtesten Trainingswochen in der Vorbereitung auf die am 22. August mit dem Auswärtsspiel beim TSV Hannover-Burgdorf beginnende Saison war auch der 27 Jahre alte Kreisläufer froh, etwas Ruhe zu haben. Der schwedische Nationalspieler ist ebenfalls neu in Göppingen und erhöht mit Berg die schwedische Fraktion im Team auf nunmehr drei Spieler. Der Rechtsaußen Anton Halen hat bereits eine Saison hinter sich, ebenso wie der Cheftrainer Magnus Andersson, der Schwede Nummer vier in Reihen von Frisch Auf.

Schon lange im Visier des Frisch-Auf-Trainers

Die skandinavische Aufstockung ist indes nicht die Folge landsmannschaftlichen Klüngels, vielmehr das Ergebnis eines üblichen Auswahlprozesses. Aus einem halben Dutzend Kandidaten für jede Position haben sich Berg und Barud als die besten Lösungen herauskristallisiert. Dass Andersson, der den skandinavischen Spielermarkt ohnehin ständig beobachtet, die beiden seit einigen Jahren im Fokus hat und sie gut kennt, hat die Wahl beschleunigt. Mit Andreas Berg gewann er in seiner Zeit als Junioren-Nationaltrainer 2013 den Weltmeistertitel. Berg war damals viertbester Torschütze und wurde ins All-Star-Team gewählt. Der 1,91 Meter große Rechtshänder, der zuletzt bei dem schwedischen Erstligisten Önneres HK in seiner Heimatstadt Göteborg spielte, ist ungemein torgefährlich, soll für Frisch Auf aber auch in der Abwehr wertvoll werden. „Er kann auf der Halbposition decken“, sagt Andersson, „und dann müssen wir Mimi Kraus nicht nach jedem Angriff auswechseln, da er in der Abwehr nach außen rücken kann.“

Die defensiven Qualitäten waren auch ein Argument für die Verpflichtung von Niclas Barud. Der 1,96 Meter große Rechtshänder, der vom dänischen Champions-League-Teilnehmer Aalborg Handbold zu Frisch Auf wechselte, soll im Innenblock der Frisch-Auf-Abwehr zu einer festen Größe werden. Für die Abstimmung in dieser zentralen Position benötige er noch ein halbes Jahr, „aber dann wird das gut“, so Magnus Andersson.

Schwedisch wird nicht die zweite Amtssprache

Barud und Berg mussten nicht lange überlegen, als ihnen in Göppingen ein Zweijahresvertrag angeboten wurde. „Für mich ist es der nächste Schritt in meiner Karriere“, sagt Barud, der mit seinen früheren Vereinen IK Sävehof und Aalborg sowohl Schwedischer als auch Dänischer Meister wurde. „Ich kenne den Coach und er kennt mich. Das ist immer von Vorteil“, sagt Berg, dessen leichte Skepsis in Bezug auf das neue Umfeld („Ich hatte gehört, die Schwaben sind etwas schwierig, und ich habe noch nie in einer Kleinstadt gelebt“) bereits verflogen ist. Die schwedische Gruppe erleichterte zweifelsohne auch für den Göteborger die Integration in die neue Umgebung und das neue Team – wobei sein Trainer weit davon entfernt ist, Schwedisch als zweite Amtssprache einzuführen. In zwei Monaten will Andreas Berg nämlich sagen können: „Ich benötige mehr weiße Sportsocken als meine Mitspieler.“

Finale
Die Füchse Berlin haben das 50. Esslinger Marktplatzturnier gewonnen. Sie profitierten bei einem klaren Rückstand im Endspiel gegen den HSV Hamburg von einsetzendem Regen. Die Partie wurde abgebrochen. Das Siebenmeterschießen gewann Berlin 8:7. Das war zugleich der Abschied des Esslinger Schiedsrichtergespanns Jürgen Rieber und Holger Fleisch, die 19 Jahre lang national und international gepfiffen haben. Im Spiel um Platz drei unterlag die SG BBM Bietigheim Dinamo Bukarest ebenfalls 8:7 im Siebenmeterwerfen.