Nach dem 22:26 gegen den VfL Gummersbach vor 5976 Zuschauern geht der Blick für den TBV Stuttgart in der Handball-Bundesliga wieder nach unten.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Handball-Bundesligist VfL Gummersbach hat schon in den letzten Sekunden der Partie beim TVB Stuttgart das Spielen eingestellt, der 26:22-(13:9-)Sieg war dem Altmeister in der Porsche-Arena nicht mehr zu nehmen. Was im Umkehrschluss unweigerlich dazu führt, dass sich die Wild Boys auch in dieser Saison erst einmal im Kampf gegen den Abstieg befinden. Dabei hatte der Geschäftsführer Jürgen Schweikardt vorab gehofft: „Mit einem Sieg können wir uns Richtung Mittelfeld orientieren.“ Nichts war’s. Die große Chance wurde verpasst.

 

Die Begegnung begann von beiden Seiten äußerst zäh, als ob sich zu der noch ungewohnten Anspielzeit erst einmal der Frühnebel auflösen müsste. „Da merkte man, dass für beide Mannschaften viel auf dem Spiel stand“, sagte VfL-Trainer Dirk Beuchler. Wobei sein Team nach dem 8:8 den Hebel umlegte. Als Tobias Schimmelbauer an Torwart Carsten Lichtlein scheiterte, gelang dem VfL mit einem Wurf ins leere Tor die 13:9-Pausenführung. Das war schon mal ein Polster, auch wenn TVB-Trainer Markus Baur meinte: „Wir waren schlechter, aber nicht um vier Tore.“

Doch den Gästen genügte eine allenfalls durchschnittliche Leistung, um vor allem durch Florian Baumgärtner (6), der schon zwei Jahre in der Jugend-Akademie des FC Barcelona verbracht hat, den Rechtsaußen Florian von Gruchalla (8) sowie Kreisläufer Moritz Preuss (5) die Stuttgarter immer wieder vor Probleme zu stellen. Zudem gewann Lichtlein das Duell der Ex-Nationaltorhüter gegen Joannes Bitter, der nicht seinen allerbesten Tag hatte, wobei auch Ersatzmann Jonas Maier die Gunst der Stunde in seinem 15-minütigen Einsatz nicht nutzen konnte.

Überhastete Aktionen

Zwar kam der TVB nach der Pause auf 11:13 und später nochmals bis auf 20:22 heran, doch dann stürzte sich die Mannschaft in überhastete Aktionen, so dass der Sieg der Gummersbacher nicht mehr ernsthaft in Gefahr geriet. „Da haben wir gemeint, wir müssen das Spiel in fünf Minuten komplett umbiegen“, kritisierte Baur die aufkommende Hektik, zu der auch Michael Kraus beitrug, der nur einen Treffer erzielte. „Die Angriffsleistung zuletzt stimmt bedenklich“, sagte Schweikardt, dessen Bruder Michael (6/2) noch am besten traf, und bezog die Partien in Lemgo (21 Tore) und Göppingen (23) gleich mit ein.

Prinzipiell wollte Baur dem nicht widersprechen, gab allerdings zu bedenken. „In den letzten Wochen konnten wir kaum komplett trainieren, eher in Kleingruppen.“ Das spiegelte sich auf dem Feld wider. Dominik Weiß (ebenfalls nur ein Tor) fehlte unter der Woche erneut, Marian Orlowski (3) feierte ein durchwachsenes Comeback – und Kraus hangelt sich von einem Wehwehchen zum nächsten: Erst Lendenwirbel, dann Wade – und am Sonntagfrüh noch ein Hexenschuss, so dass er fitgespritzt werden musste. Zudem quält sich Simon Baumgarten mit Rückenproblemen herum, Ausgang offen. Keine optimalen Bedingungen also.

Dabei hatte der Tag so gut begonnen: Mit 5976 Zuschauern war die Porsche-Arena doch wieder fast ausverkauft, so dass Christian May, Geschäftsführer beim TVB-Werbepartner Kärcher, auch die Berichterstattung in Sky grundsätzlich positiv sehen kann: „Durch die Live-Übertragungen aller Spiele profitieren wir als Hauptsponsor von einer höheren TV-Präsenz.“ Die setzt sich am Donnerstag (19 Uhr) in Flensburg fort – dafür droht beim Vizemeister aber auch die nächste Niederlage.