Die deutschen Handballer haben bei der WM in Katar gegen den Gastgeber ihre erste Niederlage im siebten Spiel erlitten und dadurch das Traumziel Halbfinale verpasst. Nun geht es um Platz fünf und die Teilnahme an der Olympia-Qualifikation.

Doha - Uwe Gensheimer war untröstlich. Mit hängendem Kopf suchte der Kapitän nach Worten für die Viertelfinal-Niederlage bei der Handball-WM in Katar und den geplatzten Traum vom Halbfinale. „Das ist eine sehr große Enttäuschung über eine sehr große Chance, ins Halbfinale einzuziehen. Es tut weh, weil ich gedacht hatte, dass wir es verdient hätten“, sagte Gensheimer. Kurz zuvor hatten er und seine Mitstreiter am Mittwoch im Doha gegen den Gastgeber im Viertelfinale mit 24:26 (14:18) verloren und ihr Handball-Wunder verpasst.

 

Nach der ersten Niederlage des Turniers spielt das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson nun in der Platzierungsrunde um die Ränge fünf bis acht. Dort geht es um drei Plätze für die Teilnahme an Qualifikationsturnieren zu den Olympischen Spiele 2016. Erster Gegner ist am Freitag Kroatien. Katar, vor zwei Jahren WM-20., spielt dank vieler eingebürgerter Spieler gegen Kroatien-Bezwinger Polen im Halbfinale. Vor rund 14 500 Zuschauern warf Gensheimer fünf Tore für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB).

„Es tut weh. Aber das muss man durch“, sagte der Bundestrainer, „wir haben noch zwei Spiele, darauf sind wir vorbereitet. Jetzt gilt es, nicht die Köpfe hängen zu lassen.“ Am Abend tröstete sich die Mannschaft mit einem guten Essen in einem italienischen Restaurant. „Wir spielen jetzt um die Plätze fünf bis acht. Wenn uns das vorher einer gesagt hätte, hätten wir gejubelt und jubiliert“, sagte DHB-Sportchef Bob Hanning, „Kroatien gegen Deutschland hätte auch ein Halbfinale sein können.“

Die gute Stimmung verflog schnell

Bundestrainer Sigurdsson schien vor dem wichtigsten Spiel seiner noch jungen Bundestrainer-Karriere nichts aus der Ruhe zu bringen. Selbst die Ansetzung der mazedonischen Schiedsrichter Gjorgji Nachevski und Slave Nikolov, die bereits das deutsche Vorrundenspiel gegen Polen (29:26) geleitet hatten, beeindruckte ihn nicht. „Darüber mache ich mir keinen Kopf. Wir konzentrieren uns auf die positiven Sachen: Dass wir in Form sind, dass wir guten Handball spielen, dass die Halle voll wird, gute Stimmung, die Sonne scheint“, sagte er.

Doch die gute Stimmung verflog schnell. Die deutsche Mannschaft geriet erst mit 3:6 (13.), dann mit 5:9 (15.) und schließlich mit 6:11 (18.) und 7:13 (20.) ins Hintertreffen. Die in den Partien zuvor so starke Abwehr kam mit den Kataris überhaupt nicht zurecht. Insbesondere die Rückraumspieler Zarko Markovic und Rafael Capote sowie die den bulligen Kreisläufer Borja Vidal bekam das DHB-Team nicht in den Griff. Zudem wurden zahlreiche Chancen vergeben. Unter anderem scheiterte Uwe Gensheimer mit zwei Siebenmetern an seinem ehemaligen Club-Kollegen von den Rhein-Neckar Löwen Goran Stojanovic.

Trotz Rückstand gab sich die Mannschaft nicht auf

So machte sich schon früh Frust breit im Team um Kapitän Gensheimer, der sich in eine Rangelei mit Katars Bertrand Roine einließ und nach Videobeweis wie der Rückraumspieler eine Zweiminutenstrafe kassierte. Und noch zwei weitere Male wurde nach Videobeweis gegen die deutsche Mannschaft entschieden und jeweils ein Tor anerkannt.

Zu allem Überfluss hatten die Referees nicht ihren besten Tag erwischt und legten erkennbar die Regeln auf beiden Seiten unterschiedlich aus. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Schiedsrichter schneller eine Grenze ziehen“, sagte DHB-Präsident Bernhard Bauer zur ersten Halbzeit und meinte: „Bis drei Minuten vor Schluss habe ich geglaubt, dass wir wenigstens noch ein Unentschieden schaffen. Aber dann hatten wir auch Pech mit den Schiedsrichter-Entscheidungen.“

Trotz eines 9:16-Rückstandes (27.) gab sich die deutsche Mannschaft, die die Coolness der vergangenen Spiele vermissen ließ, nicht auf und kam bis zur Pause auf 14:18 (30.) heran. „Das wird noch“, sagte Alt-Bundestrainer Heiner Brand und meinte mit Blick auf den Gastgeber: „Das Niveau können die nicht halten.“ Als hätten die deutschen Spieler Brand gehört, starteten sie eine Aufholjagd. Die Deutschen packten in der Abwehr fester zu, Torhüter Silvio Heinevetter hielt stark. Jeder Torerfolg war harte Arbeit. Doch näher als auf 19:20 (39.) und am Ende 24:26 (56.) kam das DHB-Team nicht mehr heran.