Die deutsche Mannschaft hat sich mit einer Wild Card doch noch für die Handball-WM im Januar in Katar qualifiziert. Doch nach dem Stand der Dinge wird es keine Livebilder im deutschen Fernsehen geben – ein Ärgernis.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - So schnell geht das im Handball: am Sonntag noch Feinde, am Montag schon Freunde. So jedenfalls könnte man die Konstellation bezeichnen zwischen dem Bundestrainer Dagur Sigurdsson und Teammanager Oliver Roggisch, die am Montag zum gemeinsamen Pressegespräch im Hinblick auf die WM-Generalprobe am 9. Januar (20.15 Uhr) in der Stuttgarter Porsche-Arena gegen Tschechien erschienen. Und das nachdem sie am Abend zuvor Rivalen beim Bundesligaduell waren, das die Rhein-Neckar Löwen (mit Roggisch als Co-Trainer) bei den Füchsen Berlin 30:20 gewonnen hatten, nicht gerade zur Freude des Berliner Chefcoachs Sigurdsson, der diese Saison noch eine Doppelfunktion ausübt. Nein, bereut habe er die Entscheidung nicht. „Ich gehe das positiv an. Es ist keine leichte Situation in Berlin“, sagt er, „aber auch keine unlösbare.“

 

Ein weiterer Teilnehmer an der Runde wäre froh, er könnte eine ähnliche Zuversicht ausstrahlen: Mark Schober bei der Frage nach TV-Übertragungen von der WM. „Eine Prognose wage ich nicht“, sagt der DHB-Generalsekretär zum unbefriedigenden Status quo, nachdem keine Livebilder aus Katar zu sehen sein werden. „Das wäre natürlich ein schlechtes Zeichen für den Handballsport“, gibt Schober zu. Schließlich ist gerade eine WM die ideale Werbeplattform – mit Einschaltquoten bis in den zweistelligen Millionenbereich in der Spitze. Der DHB weiß um diese Bedeutung. Deshalb sagt Schober noch: „Wir werden alles tun, was in unseren Händen liegt.“

Es ging nicht ums Geld, sondern um die Reichweite

Wobei das kein Siebenmeter ist, nicht einmal ein Freiwurf, um im Handballjargon zu bleiben. „Wir sind weder Verkäufer noch Käufer der Fernsehrechte“, sagt Schober – und mithin kein Verhandlungspartner, was die Sache nicht einfacher macht. Verkäufer ist auch nicht der Weltverband IHF, sondern beIN Sports (eine 100-Prozent-Tochter des katarischen TV-Imperiums Al Jazeera), das die Rechte für die Rekordsumme von 80 Millionen Euro erworben hat und auf dem europäischen Markt durch seine Agentur Pitch nun an die einzelnen Nationen weiter veräußert. Das ist, nach zum Teil zähen Verhandlungen, inzwischen weitgehend gelungen (siehe Polen, Frankreich oder Dänemark) – nur Deutschland ist eben noch ein weißer Fleck auf der Übertragungskarte.

Dabei ging es in den Gesprächen mit ARD und ZDF primär nicht ums Geld, sondern zunächst einmal um die Reichweite der beiden Sender, die via Satellit auch im Ausland zu empfangen sind, was zu Überschneidungen mit dortigen Pay-TV-Verträgen führen kann. Kurzfristige finanzielle Auswirkungen hätte eine schwarze Mattscheibe für den DHB zwar nicht, aber bei folgenden Sponsorenverträgen würde sich das bemerkbar machen. „Es liegen Optionen für die WM auf dem Tisch“, sagt Schober noch. Internetplattformen wie „Sportdeutschland.TV“ wären zwar „besser als nichts“, so Schober, aber generell setzt der DHB auf reichweitenstärkere Medien.

So wie die ARD, die zumindest den letzten WM-Test am 10. Januar in Mannheim gegen Tschechien live überträgt, während die Stuttgart-Partie tags zuvor auf Sport 1 zu sehen ist. Mark Schober: „So weit die guten Nachrichten in Sachen TV.“