Die WM der Superlative – mit Weltrekord, Partystimmung und einem stilvollen Handball-Dorf. Die Veranstalter in Frankreich beweisen Sinn für das gewisse Extra.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Paris - Seit mehr als 17 Jahren hütet Thierry Omeyer das Tor der französischen Handball-Nationalmannschaft. Er liebt es, Titel und Rekorde zu hamstern. Und als am Samstag der Hallensprecher im Stade Pierre-Mauroy die Zuschauerzahl verkündete, verzog ein seliges Grinsen das Gesicht des 40-Jährigen. Er deutete mit seiner Hand Richtung Tribüne, als wolle er noch einmal nachzählen, was er da gerade vernommen hatte: 28 010 Zuschauer waren in die nordfranzösischen Stadt Lille geströmt und verwandelten das Fußallstadion in einen Partytempel. Das waren magische Momente und gleichzeitig die Bestmarke für eine Handball-WM, die bisher bei 25 000 lag. Aufgestellt beim WM-Finale Schweden gegen Russland 1999 in Kairo, wo allerdings der Großteil der Besucher zwangsverpflichtetes Militär war.

 

Frankreich will ein phänomenales Sportfest liefern

Den 31:25-Sieg ihrer Equipe Tricolore im Achtelfinale gegen Island aber bejubelten echte Fans voller Ekstase. „Der TGV ist auf dem Gleis. Die WM nimmt endlich Fahrt auf in den Spielen ohne Wiederkehr“, hat dieSportzeitung „L’Equipe“ geschrieben mit Blick auf die K.o.-Runde. Die Euphorie steigt, die Stimmung im Land wird immer besser und beginnt, an die Tage des deutschen Wintermärchens von 2007 zu erinnern. Im Zuge prickelnder Vorfreude auf „Phenomenal Handball“, so das Motto der WM, liefen schon vor dem Turnier im Fernsehen die Spots mit Omeyer, Karabatic und Co. rauf und runter. Und selbst der Staatschef François Hollande outete sich zuletzt als Handballfan und besuchte ein Spiel der französischen Mannschaft. „Ihr habt die Fußball-EM verpasst? Dann kommt zur Handball-WM!“ – so heißt einer der Slogans des Veranstalters, der auch mit der Parole wirbt: „Handball zum Kinopreis.“ Tickets werden auf normalen Plätzen schon für neun Euro pro Spiel angeboten.

Der Hexenkessel brodelt

Natürlich brodelt der Hexenkessel vor allem dann, wenn die Heimmannschaft am Ball ist. Die Menschen spüren, es ist das letzte Hurra einer großen Mannschaft. Doch nicht nur die Spiele der „Experten“, wie die alte Garde in Frankreich genannt wird, werden gut angenommen. Bei den Partien in der deutschen Vorrundengruppe in Rouen lag der Zuschauerschnitt bei 5500. Das Achtelfinalspiel in Paris zwischen Slowenien und Russland (32:26) sahen 8324 Fans.