Der TVB ist mit dem Sieg beim Bergischen HC gut aus der WM-Puase gekommen. Das soll sich am Sonntag (17.15 Uhr) in der Porsche-Arena fortsetzen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Hand aufs Herz, Herr Baur: Was überwiegt denn nun dieser Tage – die Freude über den Sieg im ersten Spiel nach der WM-Pause im Abstiegsduell beim Bergischen HC oder die Enttäuschung, nicht Bundestrainer geworden zu sein? „Ganz klar das Erste“, sagt der Trainer des Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart, ohne mit der Wimper zu zucken. Wahrscheinlich auch deshalb, weil es sich bei der Entscheidung des Deutschen Handballbundes keineswegs um ein Wimpernschlagfinale gehandelt hat. Markus Baur: „Ich wusste schon lange vorher Bescheid“ – dass der Konkurrent Christian Prokop vom Ligarivalen Leipzig das Rennen machen wird. Inzwischen ist auch die Öffentlichkeit informiert worden, das Thema damit vom Tisch, auch wenn der Stuttgarter Coach durchaus prominente Fürsprecher hatte wie zum Beispiel den Ex-Welthandballer Daniel Stephan.

 

Auch der TVB-Geschäftsführer Jürgen Schweikardt kann aufatmen – selbst wenn es nun keine wohl sechsstellige Ablöse gibt wie für die Leipziger. „Wir hatten erst vergangenen Sommer einen Trainerwechsel, da wäre es nicht gut gewesen, schon wieder einen neuen Mann zu suchen. Und wir planen mit Markus Baur bis 2018 – mindestens“, sagt er. Offensichtlich hat sich die Klärung der Verhältnisse positiv bemerkbar gemacht, zumindest hat das der Auftritt beim Bergischen HC suggeriert. „Dort haben wir 57 Minuten souverän gespielt“, blickt Baur zufrieden zurück. Die kurze Schwächephase nach der Pause war am Ende nicht mehr der Rede wert. Die Mannschaft war voll fokussiert in diesem Schlüsselspiel.

Im ICE zum Auswärtsspiel

Wobei auch Mosaiksteinchen das Gesamtbild prägen. Dazu zählen selbst scheinbar banale Dinge wie die Anfahrt – in diesem Fall erst am Spieltag. Warum das?, wird sich so mancher Fan im Sinne einer optimalen Vorbereitung gedacht haben. Ganz einfach: weil es im ICE in 140 Minuten nach Köln ging, von dort noch gut eine halbe Stunde weiter im Bus nach Solingen. Das war effektiver, als schon am Freitag anzureisen und dann einen Abend lang im Hotel Däumchen zu drehen.

Der gravierendere Part der Vorbereitung aber war eine Teambuildingmaßnahme am Feldberg im Schnee, auch wenn Coach Baur mit dem Modebegriff Teambuilding eher vorsichtig umgeht. Aber der Ball habe die drei Tage lang keine Rolle gespielt, dafür waren andere Aufgaben angesagt: Iglus bauen oder der kulinarische Umgang mit Wildschweinen. Die wurden – unter fachmännischer Anleitung – jedenfalls so gekonnt zerlegt wie nun zuletzt der sportliche Gegner auf dem Handballfeld.

Erlangen – ein starker Aufsteiger

Doch mit dem HC Erlangen kommt am Sonntag (17.15 Uhr) zum Heimspielauftakt des Jahres ein anderes Kaliber in die Porsche-Arena (es gibt noch 500 Karten). Ein Aufsteiger, „der die Rolle Leipzigs im Vorjahr übernimmt“, so Baur, und deshalb mit dem Abstieg nichts zu tun hat. Wobei es von der nächsten Saison an nur noch zwei Auf- und Absteiger gibt. „Das unterstreicht die Wichtigkeit dieser Saison“, betonen Baur und Schweikardt unisono. Soll heißen: Wer im Sommer drin bleibt, hat gute Chancen, sich längerfristig in der Liga zu etablieren, was ja das erklärte Ziel des TVB ist.

Die Weichen dafür sind ja in Sachen Personal weitgehend gestellt. Der Kreisläufer und Ex-Nationalspieler Manuel Späth von Frisch Auf Göppingen soll der Mannschaft nochmals einen Schub geben (was die Chancen von Teo Coric auf einen Verbleib deutlich mindert), jetzt fehlen noch die Unterschriften von Spielmacher Michael Kraus und natürlich Torwart Johannes Bitter, wo in den nächsten Wochen Vollzug erwartet wird. „Wir sind auf einem guten Weg, aber es ist eben noch nicht in trockenen Tüchern“, sagt Schweikardt. Zumal das Sportliche, sprich der Klassenverbleib, als Voraussetzung erst einmal Vorrang hat. Doch da schwant Baur: „Das wird bis zum Schluss eine ganz enge Kiste.“ Für Linksaußen wurde Max Häfner, der Bruder des Europameisters Kai, als Perspektivspieler aus der Region (Schwäbisch Gmünd) verpflichtet. „Sonst wird sich nicht mehr viel tun“, sagt Schweikardt, sieht man von Abwehrspezialist Viorel Fotache ab. Was auch einen Vorteil hat: „Konstanz ist ein wichtiger Aspekt im Handball.“ Und das nicht nur in der Trainerfrage.