Die Betreiber des Einkaufszentrums hüten Mieternamen wie ein Geheimnis. Klar ist nur, dass Filialisten einziehen werden. Ein paar Mieter scheinen gesetzt, bei anderen ist klar, dass sie nicht ins Milaneo ziehen. Wittwer und Breuninger zum Beispiel.

Stuttgart - Wer wird Mieter im neuen Einkaufszentrum Milaneo? Diese Frage treibt wie kaum eine andere die vielen Einzelhändler in der Innenstadt um. Die angestammten Händler fürchten die Konkurrenz von mehr als 200 neuen Geschäften und Lokalen, die sich vom Frühjahr 2015 an ein Stück vom lokalen Handelskuchen abschneiden wollen. Die Anspannung wird durch das Schweigen der ECE als Projektentwicklerin und künftiger Betreiberin des Milaneo nicht geringer. Seit der Grundsteinlegung gilt lediglich die ECE-Ankündigung, dass mehr als die Hälfte der Läden bereits vergeben und damit zwei Drittel der insgesamt rund 43 000 Quadratmeter Handelsfläche vorab belegt seien. In der Branche geht man aufgrund der Struktur in anderen ECE-Centern davon aus, dass so gut wie alle namhaften Filialisten im Milaneo vertreten sein werden.

 

Kapitalanlegern, die sich für den Kauf von Anteilen des derzeit angebotenen Fonds für das Einkaufszentrum interessieren, werden als voraussichtliche Mieter Namen wie H&M, Butler’s, Fielmann, Esprit, Zara, Gerry Weber, Lacoste, Mango, Müller-Drogerie und Liebeskind genannt. Seitens der ECE allgemein angekündigt sind auch einige neue Filialen von bisher in Stuttgart noch nicht vertretenen Marken. Auf Nachfrage bei der ECE ist immerhin zu erfahren, dass Meldungen, wonach Hollister nach dem lokalen Debüt in der Stiftstraße auch im Milaneo vertreten sein werde, nicht zuträfen. Mit einer zweiten Filiale im Einkaufszentrum sei wohl nicht zu rechnen. Auch Apple oder Peek & Cloppenburg seien entgegen anderslautenden Meldungen nicht unter Vertrag, es werde lediglich auch mit diesen wie mit vielen anderen Unternehmen verhandelt.

„Das Milaneo wird Erfolg haben“

Apropos Vertrag: dem Vernehmen nach werden alle Vorabverträge lediglich einseitig von den Mietinteressenten unterschrieben. Die ECE dagegen behält sich das letzte Wort bis zuletzt vor, um sich möglichst lange einen Handlungsspielraum bei der Flächenvergabe und -aufteilung zu wahren. Wer dabei sein will, müsse also bis zuletzt mögliche Änderungen oder gar eine Absage akzeptieren, heißt es.

Namen von lokalen oder regionalen Einzelhändlern stehen bis jetzt aber offenbar nur vereinzelt auf der Mieterliste. So will neben Binder Optik auch die Buchhandlung Osiander als Regionalfilialist in das Einkaufszentrum einziehen. „Das Milaneo wird Erfolg haben. Es wäre schlimm, wenn da keine Buchhandlung dabei wäre“, sagt der Seniorchef Hermann-Arndt Riethmüller. Er betont, dass er als Einzelhändler Einkaufszentren zwar grundsätzlich für problematisch halte, weil es schon genügend Flächen gebe, aber wenn schon eines kommt, dann will er dabei sein und setzt am Rande der City auf zusätzliche Kundschaft.

Wittwer bleibt draußen

Sein Konkurrent Wittwer dagegen hat sich anders entschieden. Nachdem der Stuttgarter Buchhändler zunächst zu den wenigen gehört hatte, die über ein weiteres Standbein an der Wolframstraße nachdenken wollten, ist die Entscheidung inzwischen dagegen gefallen. „Wir gehen da definitiv nicht rein“, heißt es bei Wittwer. Die Gründe dafür will der Stuttgarter Buchhändler jedoch öffentlich nicht nennen.

Weitere lokale Namen sind bisher nicht durchgesickert. Beim Handelsverband Baden-Württemberg herrscht ebenso Rätselraten wie bei der City-Initiative. City-Manager Hans H. Pfeifer befürchtet aufgrund der vielen Filialisten in weiten Teilen ein Abbild der Innenstadt im Milaneo. Er hat allerdings gewisses Verständnis dafür, dass bislang kaum lokale Namen durchsickern. „Es ist ja noch zwei Jahre hin, da kann noch viel passieren“, sagt er. „Vielleicht haben manche auch Angst vor einer verfrühten Debatte über ihren bisherigen Standort.“

Breuninger konzentriert sich auf die City

Zu den Namen, die immer wieder als potenzielle Milaneo-Mieter genannt werden, gehört auch Breuninger. Die letzte Auskunft des Unternehmens war, dass man sich über das Milaneo beizeiten Gedanken machen werde. Aktuell heißt es bei Breuninger aber zum Thema Flächenanmietung deutlich: „Nein, das macht keinen Sinn. Wir konzentrieren uns wie bisher auf die Weiterentwicklung unseres Flagship Stores, den wir erst kürzlich mit dem Anbau Holzstraße erweitert haben“, sagt der Breuninger-Sprecher Christian Witt. Zudem werde man mit dem neu entstehenden Dorotheen-Quartier am Stuttgarter Karlsplatz den Einzelhandel in der Innenstadt stärken.

Auskunftsfreudig gibt sich auch die Hamburg Trust Grundvermögen und Anlage GmbH. Sie hat im vergangenen Sommer bekanntlich mehr als drei Viertel der Objektgesellschaft für das Einkaufszentrum nebst 415 Wohnungen, Büroflächen und Hotel übernommen und bietet den rund 400 Millionen Euro teuren Projektanteil jetzt über vier Fonds Kapitalanlegern an. Mit einer prognostizierten Auszahlung von sechs bis sieben Prozent seien die Fonds bereits gut nachgefragt. „Der Name ECE zieht, und bei Anlegern in Stuttgart und Baden-Württemberg zieht auch der Standort Stuttgart“, sagt der Pressesprecher Gerd Johannsen. Zwei Fonds würden an institutionelle Anleger veräußert, zwei an private Anleger, kündigt er an.