Der 26. April ist für die Spieler des Handharmonika-Clubs „Flottweg“ ein großer Tag. Dann laden die Musiker aus Sillenbuch zu ihrem Jahreskonzert. Der Dirigent Alexander Cargnelli plaudert vorher ein bisschen aus dem Nähkästchen.

Sillenbuch - Der Anfang war turbulent: Als im September 2013 die Bitte kam, für den erkrankten Dirigenten Klaus Keck einzuspringen, war der Handharmonika-Club „Flottweg“ Sillenbuch mitten in der Vorbereitung für ein großes Konzert. Mittlerweile sind das 30 Mann starke Akkordeon-Orchester und sein Dirigent Alexander Cargnelli ein gut eingespieltes Team. Für das zweite gemeinsame Jahreskonzert am Sonntag, 26. April, um 17 Uhr im Stiftstheater des Augustinums hat sich der neue Leiter ein abwechslungsreiches Programm einfallen lassen.

 

Der Club ist den Spielern wichtig

Wenn der 29-Jährige sich an seinen Anfang beim Handharmonika-Club erinnert, kommt er ins Schwärmen: Da er donnerstags keine Zeit hatte, verlegte das Orchester ohne Murren die Proben in der Grundschule in Sillenbuch auf den Dienstag. „Daran habe ich gemerkt, wie wichtig den Spielern ihr Club ist“, sagt Alexander Cargnelli, im Hauptberuf Dirigent und Lehrer für mehrere Akkordeon-Vereine. Neben „Flottweg“ betreut er den Handharmonika Spielring in Möhringen und den Harmonika Club in Maichingen. Seinen ersten Dirigierkurs hatte er 2001 bei Klaus Keck.

Er selbst kam über die Eltern zu seinem Instrument, die beide Akkordeon spielen. Der italienische Nachname stammt vom Vater, dessen Vorfahren sich vor langer Zeit in Deutschland niedergelassen haben. Italienisch spricht im Hause Cargnelli jedoch niemand: Im Kauslerweg in Möhringen wird geschwäbelt – und viel Musik gemacht. Um eine Sehschwäche auszugleichen, musste Alexander Cargnelli die Ohren verstärkt einsetzen und entwickelte so das absolute Gehör. Als Fünfjähriger begann er mit dem Klavier, wechselte aber im Alter von zehn Jahren zum chromatischen Knopf-Akkordeon, das bis heute sein Lieblingsinstrument ist. Als Lehrer von bis zu 50 Schülern beherrscht er jedoch auch die übrigen Spielarten des Akkordeons.

„In Deutschland wird mehr das Tastenakkordeon gespielt, in den östlichen Ländern, in Frankreich oder Skandinavien eher das Knopf-Akkordeon“, erklärt Alexander Cargnelli. Das ist zum Teil eine Frage des Geldes. Cargnellis junge Schüler beginnen meist mit der Melodica. Sie ist leichter und motorisch nicht so anspruchsvoll, da der Ton durch Pusten, nicht durch den Balg entsteht. Von dort wechselt man meist zum Tastenakkordeon.

Größere Bandbreite beim Knopf-Akkordeon

Beim Knopf-Akkordeon, so findet Alexander Cargnelli, ist die Bandbreite größer. Beim diatonischen Akkordeon, zu dem auch die Ziehharmonika gehört, ändert sich der Ton bei Druck oder Zug. Beim chromatischen Knopf-Akkordeon dagegen ist es möglich, von einem Standardbass mit einem Dreiklang in einen Melodiebass umzuschalten. „Damit kann man auch Bach oder Scarlatti spielen“, erklärt Cargnelli die Vorzüge dieses Instruments. „Das Problem ist nur: Es ist sehr viel teurer“, bedauert er, sein Lieblingsinstrument nicht häufiger im Unterricht nutzen zu können.

Dem Klischee von der Handharmonika als Volksmusik-Instrument möchte Cargnelli entgegenwirken: „Ich kann neben dem Tango aus Argentinien oder der Musette aus Frankreich auch Barockmusik spielen oder Jazz“, sagt er. Beim Konzert am 26. April spielt das Schülerorchester (Leitung Marion Smirek) den „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns, eine Bearbeitung, die noch von Klaus Keck stammt. Das Jugendensemble (Leitung Daniel Franz) trägt „Kinderspiele“ von Wolfgang Russ und den Sommerhit „Danza Kuduro“ vor. Von Astor Piazolla ist der „Libertango“ dabei. Die Spaßorgler spielen ein spanisches Medley. Das erste Orchester übernimmt den Hauptpart: eine rumänische Fantasie, zwei lateinamerikanische Stücke, „Dschingis Khan“ von Kees Vlak und die Erste Suite von Gustav Holst. Solisten des Konzerts sind Ivan Terzic und Wolfgang Bubeck.

Termin für das Konzert

Das Konzert des Handharmonika-Clubs „Flottweg“ im Augustinum am Sonntag, 26. April, beginnt um 17 Uhr; Einlass ist um 16.30 Uhr. Die Karten kosten im Vorverkauf 10 Euro und an der Abendkasse 12 Euro; Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt; Schüler und Studenten zahlen 6 Euro.