Isabella Sawczuck hat schon immer gern gebacken und ihr Hobby nun zum Beruf gemacht.

Möhringen - Der Wecker klingelt um halb drei – mitten in der Nacht. Um vier Uhr muss Isabella Sawczuck in Möhringen sein, wo sie kleine und große Köstlichkeiten zubereitet; und zwar die besten in der Region Stuttgart.

 

Eine große Mappe voller Urkunden hat Sawczuck seit sie ihre Ausbildung bei der Bäckerei und Konditorei Schrade abgeschlossen hat. Denn die praktische Prüfung hat sie als Jahrgangsbeste bestanden und ist somit Kammersiegerin der Region Stuttgart. „Wenn Prüfungen oder Wettbewerbe sind, beschäftigt man sich eigentlich mit nichts anderem mehr“, sagt die 23-jährige Konditorin.

Ein Schokobuddha und ein Drache aus Zucker

Für den praktischen Teil der Gesellenprüfung bekommt der Auszubildende vier Wochen im Voraus einen sogenannten Backzettel. „Da stehen fünf Sachen drauf, die man backen soll“, erzählt sie. Außerdem gehört noch eine dreiteilige Torte zur Prüfungsleistung dazu. Die Lehrlinge haben zwei Tage Zeit, um diese Aufgabe zu erfüllen. „Ich glaube, ich bin auf die letzte Sekunde fertig geworden“, sagt die Kammersiegerin. Alle Leckereien vom Backzettel und die drei Torten hat Sawczuck passend zum vorgegebenen Thema – „das chinesische Neujahr“ – gebacken und hergerichtet. Pralinen, Käsegebäck, ein „Schokobuddha“, Kirschringe, ein Drache aus Zucker und vieles mehr fand sich auf dem Tisch, den die Prüfer als den besten des Jahrgangs auszeichneten. „Die Prüfer probieren alles. Der Geschmack zählt bei den Torten 50 Prozent“, erklärt die Konditorin.

Seit ihrem Abschluss arbeitet Sawczuck bei der Bäckerei und Konditorei Schrade, ihrem Ausbildungsbetrieb. Die Ausbildung zum Meister will die 23-Jährige auch gleich machen. „Eigentlich sammelt man vor dem Meister erst Berufserfahrung und geht auch mal in einen anderen Betrieb“, erzählt sie, aber bei ihr habe es sich so angeboten, „ich sammle dann danach Berufserfahrung“. Außerdem sei sie froh, wieder zur Schule gehen zu dürfen. „Da kann man ausschlafen. Und das Wochenende hat man auch frei, das ist gar nicht so selbstverständlich“, erzählt Sawczuck.

Ihre Freizeit muss sich die 23-Jährige anders einteilen als früher. „Meine Freunde verstehen es nicht so richtig, wenn ich am Wochenende keine Zeit habe oder schon abends um 9 Uhr gehen will, weil ich einfach müde bin“, erzählt Sawczuck. Samstags fängt ihre Schicht nämlich schon um halb zwei an. An Weihnachten arbeitet sie von 23 bis acht Uhr. „Weihnachten und Silvester sind auch nicht mehr das, was sie mal waren“, sagt sie. Mit der Ausbildung zur Konditorin habe sie aber etwas gefunden, das sie gerne macht und an dem sie auch festhalten möchte. Da könne man auch mal seine Freizeit umgestalten.

Das BWL-Studium war nichts für sie

2012 hat die Konditorin ihr Abitur gemacht. „Danach gehen alle studieren, da dachte ich, mache ich das halt auch“, erzählt die junge Konditorin. Das BWL-Studium mit Schwerpunkt Finanzwesen in Wiesbaden habe sie dann aber abgebrochen, weil sie doch lieber etwas Praktisches machen wollte. Zu der Konditorenausbildung sei es aber eher zufällig gekommen. „Ich habe viele Bewerbungen geschrieben, und das ist es geworden“, erzählt Sawczuck. Sie habe schon immer hobbymäßig gebacken, aber sich nie das Ziel gesetzt, Konditorin zu werden. Trotzdem hat sie sich für die zweijährige Ausbildung entschieden. „Nach dem Studium dachte ich, dass es vielleicht besser klappt, wenn ich was mache, das mir Spaß macht“, erzählt sie.

Für den weiteren Verlauf ihrer Karriere hat Sawczuck noch keinen festen Plan, Gedanken macht sie sich aber darüber. „Ein Café wäre ein schöner Arbeitsplatz; oder ein Hotel“, überlegt die 23-Jährige. Sie könne sich auch vorstellen, mal ein Jahr im Ausland zu arbeiten. „Meine Schwester war ein Jahr lang in Japan, das würde ich auch gerne machen. Deutsche Konditoren sind da sehr gefragt“, erzählt sie. Am liebsten backe sie die ganz kleinen Dinge. „Gerne was mit Zucker. Aber auch allgemein Pralinen oder Kleinigkeiten, die dann eher nicht so zum Essen gedacht sind“, erzählt die Kammersiegerin. Denn ihre Kunstwerke sind auch ein Genuss fürs Auge.