Am Montag beginnt die Leitmesse der Industrie in Hannover. Die Aussteller aus Baden-Württemberg sind trotz konjunktureller Sorgen durchaus optimistisch.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Hannover - Wir sind sehr positiv eingestellt“, sagt Rolf Leiber. Der geschäftsführende Gesellschafter des Familienunternehmens Leiber Group aus Emmingen bei Tuttlingen hat im Augenblick sogar „fast schon Sorgen vor einer Überhitzung“. Die Geschäfte brummen bei dem Hersteller von Komponenten für die Autoindustrie, den Maschinenbau oder die Medizintechnik.

 

Doch in den vergangenen Monaten hat Leiber ein Wechselbad der Gefühle erlebt – das seiner Ansicht nach auch künftig anhalten wird. „Im Dezember hätte ich noch davon gesprochen, dass wir sorgenvoll auf das Jahr 2013 blicken“, berichtet er. Doch obwohl die Entwicklung bei dem Unternehmen mit 650 Mitarbeitern und einem Umsatz von 80 Millionen Euro besser war als erwartet, ist der Firmenchef alles andere als euphorisch. „Wir wissen nicht, was die nächsten drei Monate bringen“, meint er. Nur eines ist für ihn gewiss: „Planungen und Zahlen sind heute weniger wert als noch vor fünf oder sechs Jahren.“ Ähnlich sieht die Lage auch Michael Unger, der Sprecher der Geschäftsführung beim Automatisierungsspezialisten Balluff aus Neuhausen auf den Fildern (340 Millionen Euro Umsatz, 2400 Mitarbeiter). Auch er „weiß nicht, was in drei Monaten ist“. Auf der Messe in Hannover, die „etwas an Bedeutung verloren“ hat, will er vor allem Gespräche mit Kunden aus Norddeutschland und Nordeuropa führen.

Mehrere Unternehmen sprechen von einem Damoklesschwert

Doch wie die Lage in einem Vierteljahr sein könnte, „das bedrückt uns schon“, meint Unger. So hat er gerade in der vergangenen Woche auf einer Geschäftsreise in Italien die Erfahrung gemacht, dass die kleineren mittelständischen Maschinenbauer dort mit ganz erheblichen Problemen zu kämpfen haben. Ein Glück, dass er in Italien noch andere Kunden hat: „Wer international liefern kann, hat noch gute Aufträge“, sagt der Firmenchef.

Für sein eigenes Unternehmen strebt er in diesem Jahr ein zweistelliges Wachstum an, doch über der gesamten Entwicklung hängt seiner Ansicht „ein Damoklesschwert“. „Die gute Entwicklung im Maschinenbau bringt auch uns gute Aufträge ins Haus“, erklärt Stefan Euchner. Der Geschäftsführer beim gleichnamigen Hersteller von Anlagen für die Automatisierungstechnik und Sicherheit in Fabrikhallen aus Leinfelden-Echterdingen findet, sein Unternehmen profitiere davon, „dass unsere Kunden in die Welt hinausgegangen sind.“ Doch wenn er an die Probleme in verschiedenen europäischen Staaten denkt, redet auch der Chef des Unternehmens mit 500 Beschäftigten und einem Umsatz von 100 Millionen Euro von einem „Damoklesschwert“, das über den Geschäften in den nächsten Monaten hängt.

Selbst in Italien sind derzeit gute Geschäfte zu machen

Hermann Löbich, der geschäftsführende Gesellschafter der GFD Gesellschaft für Dichtungstechnik aus Brackenheim bei Heilbronn hat solche Sorgen offenbar nicht. Die politische Großwetterlage bereitet ihm offenbar kein Kopfzerbrechen. „Selbst in Italien laufen die Geschäfte nach wie vor gut“, sagt Löbich. Sein Unternehmen stellt mit 35 Mitarbeitern Spezialdichtungen für die Öl- und Gasindustrie, aber auch für die Medizintechnik her. Viele Kunden kommen aus Indien, wo Dichtungen aus Brackenheim in die Armaturen von Öl- und Gaspipelines eingebaut werden. Der Umsatz des Dichtungsherstellers ist mit zehn Millionen Euro zwar nicht sonderlich hoch, die Entwicklung aber robust: „Wir sind im vergangenen Jahr zweistellig gewachsen und werden dies auch 2013 erreichen“, so seine optimistische Prognose.“ In Hannover will der Unternehmenschef vor allem Kundenkontakte ausbauen, die ein weiteres Wachstum sichern sollen.

Auch Peter Fenkl ist „mit einem sehr guten Gefühl“ nach Hannover gefahren. Für den Vorstandschef des Ventilatorenhersteller Ziehl-Abegg aus Künzelsau ist die Industrieschau eine Möglichkeit, „um zu sehen und gesehen zu werden“. Fenkl befürchtet nicht, dass die Probleme in Südeuropa und die Diskussion über den Euro den Hohenloher Ventilatorenbauer in Mitleidenschaft ziehen. Das Unternehmen mit seinen 3100 Beschäftigten hatte 2012 bei einem Umsatz von 370 Millionen Euro „ein gutes Jahr“, wie der Vorstandsvorsitzende berichtet. Und auch für 2013 sieht er keineswegs schwarz: „Ich rechne mit einer Belebung im zweiten Halbjahr,“ sagt Fenkl.

Ähnliches erwartet auch Hartmut Hänchen, geschäftsführender Gesellschafter des Hydraulikzylinderherstellers Hänchen aus Ostfildern. Die Zylinder des Unternehmens mit 210 Beschäftigten und einem Umsatz von etwas mehr als 22 Millionen Euro werden in Industrierobotern gebraucht, aber auch, um Tragflächen von Airbusmaschinen zu testen. „Das zweite Halbjahr wird besser“, sagt Hänchen, „wir haben die Investitionen nicht reduziert.“