Auf dem ehemaligen Hansa-Areal an der Sigmaringer Straße in Möhringen wird verunreinigter Boden entfernt. Dort soll neu gebaut werden, die schadstoffbelastete Erde muss weg. Anwohner beschweren sich über Geruchsbelästigungen.

Möhringen - Wenn man morgens nicht vom Wecker, sondern vom Gestank geweckt wird, ist das kein guter Start in den Tag. Einigen Anwohnern der Sigmaringer Straße ist dies vorige Woche so ergangen. „Es hat nicht nur stark gerochen, es hat gestunken, und zwar nach petrochemischen Altlasten“, ist von einem Mann zu hören. „Da kommt beim Aufwachen keine Freude auf.“ Man mache sich zudem Sorgen wegen der gesundheitlichen Belastung.

 

Auf dem Hansa-Areal ist das neue Wohngebiet „Bei den Öläckern“ geplant (unsere Zeitung berichtete). „Hier passt Öläcker prima zum Gefahrstoff LHKW und dessen krebserregender Eigenschaften. Es wäre witzig, wenn die gesundheitliche Gefahr nicht so groß wäre“, sagt der Anwohner. Die Abkürzung LHKW steht für leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe. Dass der Baugrund mit diesen belastet ist, hat er von einem Mitarbeiter der dort tätigen Sanierungsfirma erfahren.

Schadstoffe haben sich im Lauf der Jahre abgelagert

Das Amt für Umweltschutz bestätigt, dass auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Firma Hansa Altlasten entfernt werden. Hansa Metallwerke stellt Armaturen für Bad und Küche her. Die Produktion ist aufwendig und bedarf vieler Arbeitsschritte. Beispielsweise für das Entfetten der Armaturen sind Chemikalien nötig. Schadstoffe haben sich im Laufe der Jahre im Boden abgelagert.

Derzeit wird das Areal für die geplante neue Nutzung erschlossen. Dabei müssen Grenzwerte eingehalten werden, vor allem für den Wohnungsbau. Die belastete Erde muss also weg. „Im Rahmen des Rückbaus wurde in den Kalenderwochen 29 und 30 unter anderem auch verunreinigter Boden ausgehoben“, sagt der Leiter des Amts für Umweltschutz, Hans-Wolf Zirkwitz.

Man müsse zwischen zwei verschiedenen Vorgängen auf dem Areal unterscheiden: Die Sanierung von Altlasten laufe bereits seit einiger Zeit. „Die Hauptschadstoffe auf dem Gelände sind chlorierte Kohlenwasserstoffe. Der Boden wird bereits seit vielen Jahren saniert.“ Die Anwohner bekommen davon jedoch nichts mit, erklärt er. Die aktuellen Aushübe jedoch seien nicht mit Chlorkohlenwasserstoff (CKW) belastet. Man habe die Arbeiten gutachterlich begleitet und überwacht, so Zirkwitz. Erste Analysen ergaben, dass sich dort „hohe Gehalte an aromatischen Kohlenwasserstoffen“ befinden. Und eben diese waren für den Gestank verantwortlich. „Während der Aushubarbeiten kam es teilweise zu Geruchsbelästigungen, die bei entsprechender Windrichtung und aufgrund der hohen Lufttemperaturen verstärkt wahrnehmbar waren“, sagt er.

Eine Gesundheitsgefährdung bestand zu keiner Zeit

Eine Gesundheitsgefährdung für die Anwohner habe jedoch zu keiner Zeit bestanden. „Der Gestank ist zwar beeinträchtigend, aber nicht gefährlich“, betont der Amtsleiter. Auch bei den anderen Sanierungsarbeiten bestehe keine Gefahr für die Anwohner. Damit die Geruchsbelästigung für diese minimiert werde, seien die Hügel mit Erdaushub mit Plastikplanen abgedeckt worden. Der Abtransport soll voraussichtlich im Laufe dieser Woche geschehen. „Bei diesem können kurzzeitig auftretende Geruchsbelästigungen nicht ausgeschlossen werden“, sagt Zirkwitz. Wenn die Folien abgenommen werden, kann es also durchaus noch mal stinken.

Der Anwohner der Sigmaringer Straße sieht die Sache inzwischen pragmatisch. „Dann hoffe ich mal auf günstige Winde“, sagt er. Denn vergangene Woche sei es teilweise so schlimm gewesen, dass er es vorgezogen habe, woanders zu übernachten. „Schließlich würde ja auch niemand neben einer Zapfsäule schlafen wollen.“