Beim VfB Stuttgart bestimmte Hansi Müller jahrelang das Geschehen auf dem Platz, doch im Korber Gemeinderat will der 56-Jährige nicht die erste Geige spielen: "Ich bin nicht so vermessen", sagt der parteilose Kandidat, der auf der Liste der CDU und Freien Wähler steht.

Beim VfB Stuttgart bestimmte Hansi Müller jahrelang das Geschehen auf dem Platz, doch im Korber Gemeinderat will der 56-Jährige nicht die erste Geige spielen: "Ich bin nicht so vermessen", sagt der parteilose Kandidat, der auf der Liste der CDU und Freien Wähler steht.

 

Korb - Noch ist er gar nicht gewählt, doch Ex-Fußballprofi Hansi Müller schickt eine Festlegung schon mal vorneweg: „Eine politische Karriere strebe ich auf keinen Fall an.“ Da legt sich der Europameister von 1980 und langjährige Regisseur des VfB Stuttgart klar fest.

Deshalb ärgert er sich auch ein bisschen über Berichte mit Überschriften wie „Hansi Müller geht in die Politik“. Viel zu weit gehe ihm das, sagt er. Vielmehr sei es ihm eine „Herzensangelegenheit“, seinem Wohnort Korb im Remstal bei Stuttgart etwas zurückzugeben.

Gut 10.000 Einwohner hat der Ort, in dem sich Müller „super wohl“ fühlt - „der schöne Hansi“, wie sie den „Bravo“-Mädchenschwarm früher nannten. Hier wolle er sich engagieren, seine Bekanntheit einbringen und seine Netzwerke. „Ich möchte nur an den kleinen Rädern drehen“, sagt das vielleicht erste Teenie-Idol der deutschen Bundesliga-Geschichte, das 143 mal dort auf dem Platz stand und beeindruckende 54 Tore machte. In 42 A-Länderspielen erzielte er fünf Tore für Deutschland.

"Sollte es nicht klappen: kein Problem"

Und jetzt in den Gemeinderat? „Sollte es nicht klappen: kein Problem“, betont der 56-Jährige, der als parteiloser Kandidat für eine Liste von CDU und Freien Wählern antritt. „Ich bin nicht so vermessen, dass ich sage: Ich bin der Müller, ich habe vor vielen Jahren dreimal unter die Latte geschossen und jetzt könnt ihr mich gefälligst wählen.“

Auslöser für seine Bereitschaft zur Kandidatur waren wohl auch die Windkraft-Pläne für seinen Wohnort. Müller wirkt in einer Initiative dagegen mit. Die Korber müssten genau hinsehen, was da auf der Höhe passiere. „Da werden Teile eines Naherholungsgebietes ohne Rücksicht auf Verluste abgeholzt.“ Er wolle zumindest dafür sorgen, dass sich die Leute dafür interessieren.

Dass CDU auf seinen Flyern steht, passe schon. „Wenn mir die CDU unsympathisch wäre und ich mich nicht damit identifizieren könnte, würde ich es lassen.“ Doch beitreten wolle er nicht.

Und auch jeder weitere Schritt in die Politik, der beispielsweise seinen Freund und Ex-Weltklasseturner Eberhard „Ebse“ Gienger für die CDU in den Bundestag brachte, sei für ihn undenkbar. „Am großen Rad möchte ich gar nicht drehen. Das braucht ein ganz anderes Wissen und Kompetenz.“

In guter Nachbarschaft zu Cacau

Hansi Müller, heute Aufsichtsratsmitglied seines VfB, kam viel rum, spielte bis 1990 in Mailand, Como und Innsbruck. Für Deutschland lief er bei Weltmeisterschaften in Argentinien und Spanien auf. In Korb ist er glücklich, lebt hier mit seiner Familie in der Nachbarschaft von Ex-Nationalspieler Cacau und Ex-Rennfahrer Joachim Winkelhock. „Vielen, die immer hier gelebt haben, ist vielleicht gar nicht bewusst, wie sensationell das hier alles ist.“

Nach dem Karriereende gründete er die Ein-Mann-Firma „Hansi Müller Marketing“, war im PR-Bereich unterwegs, arbeitete für Adidas und Mercedes, engagierte sich als Vermarkter und Fußball-Kommentator. Wirtschaftlich gehe es ihm gut, sagt er. Doch: „Ich kann bei weitem nicht sagen: Ich gehe morgens ins Mineralbad, nachmittags im Wald spazieren und abends liege ich vorm Fernseher.“

Eine Trainer-Karriere sei für ihn aber nie infrage gekommen. „Ich bin dafür viel zu impulsiv“, sagt Müller. „Wenn ich am Spielfeldrand stehen würde und einer meiner Spieler würde fünf Meter vor mir von hinten umgegrätscht, würde ich wahrscheinlich auf den Platz rennen und auf den Gegenspieler losgehen.“