Auch im Zeitalter von Tablet und Smartphone hat der klassische PC weiter seine Berechtigung. Beim Kauf lohnt es sich aber, genau zu überlegen, was er leisten soll. Sonst bezahlt man Hardware, die nachher ungenutzt unter dem Schreibtisch steht.

Stuttgart - Die Zeit um den Jahreswechsel ist günstig, um sich einen neuen Computer anzuschaffen – die Preise fallen, Lager werden leer geräumt, um Platz für neue Ware zu schaffen. Doch Computer ist nicht gleich Computer – es gilt genau zu wissen, welche Eigenschaften eines neuen PCs den eigenen Bedürfnissen am besten entsprechen. Denn jeder Einsatzbereich – Texte schreiben, Büroverwaltung, Filme anschauen, Video- und Bildbearbeitung oder Spielen – stellt jeweils andere Anforderungen. Das gilt umso mehr, da Computer Geräte sind, die als Allrounder an Bedeutung verlieren. Für unterwegs gibt es Smartphones und Tablets sowie für daheim die beiden aktuellen Spielkonsolen X-Box One und Playstation 4. Anfang November wurde der klassische Desktop-Computer wieder einmal totgesagt. „Wenn man sich einen PC so anguckt, wieso sollte man noch einen PC kaufen wollen?“, fragte Apple-Chef Tim Cook mit Verweis auf das neue Riesen-iPad seines Konzerns.

 

Dabei ist es noch gar nicht lange her, da war der Computer zumindest fürs Spielen noch das Maß aller Dinge: Spiele, die gleichzeitig auf Konsolen und Computer erschienen, sahen auf einem Computer immer einen Tick besser aus und liefen ein wenig runder. Andererseits: oft führen die Werbeverlockungen der Anbieter zum Kauf eines überdimensionierten Gerätes. Ein moderner Computer, mit dem nur E-Mails und Briefe geschrieben oder Bilder angeschaut werden, nutzt sein Leistungsvermögen nicht im Mindesten – es kommt daher auf das Anwendungsspektrum an.

Der Büro-Rechner

Prozessor- und Grafikleistung sind nebensächlich. Geeignete Systeme gibt es bereits ab 300 Euro. Sie haben eine große Festplatte mit 1000 Gigabyte Speicher und vier Gigabyte Arbeitsspeicher, so dass tägliches Arbeiten schnell und flüssig vonstatten geht. Unabdingbar stattdessen: ein gutes Virenschutzprogramm, das Zugriffe von außen oder Schädlinge abwehrt. Händler neigen allerdings dazu, schlechtere mit besseren Bauteilen zu mixen. Ein einziges nicht aktuelles Bauteil genügt, das gesamte System stärker als nötig auszubremsen. Allgemein gilt: ein wenig mehr Arbeitsspeicher ist besser – in ihm werden die Daten zur Verarbeitung durch den Prozessor zur Verfügung gestellt, das ermöglicht reibungsloseres Arbeiten.

Der Allrounder

Der überwiegende Teil der PC-Nutzer möchte einen Rechner, mit dem die verschiedensten Dinge getan werden können, einen so genannten Multimedia-Computer. Ein solcher Rechner vereint mehrere Eigenschaften. Büro- und Schreibarbeit bewältigt er ebenso wie das eine oder andere moderne Spiel. Mehr noch: er kann sogar einen Fernseher oder einen DVD-Player ersetzen. Mit entsprechender Soundkarte und Boxensystem erhält man gar eine Surround-Anlage für das Wohnzimmer. Ein aktuelles Mittelklasse-Modell zeichnet sich gegenwärtig durch folgende Eckdaten aus: Es hat mindestens einen Quadcore-Prozessor mit jeweils 3,2 Gigahertz Taktleistung, zum Beispiel einen aktuellen i5-Prozessor. Standard für solche Multimedia-Rechner sind mittlerweile Grafikkarten mit zwei Gigabyte Speicher, dazu acht Gigabyte Hauptarbeitsspeicher und eine große Festplatte mit einem Terabyte Speicherplatz. Das klingt viel, ein Film in guter Auflösung kann aber bereits 1,5 Gigabyte Speicherplatz belegen. Wer auf einem solchen Rechner selbst Filme bearbeiten möchte, sollte über den Einsatz eines zweiten Monitors nachdenken. Dann kann auf einem Monitor die Bearbeitungssoftware dargestellt und auf dem anderen der Film abgespielt werden – die Arbeitsfläche wird über die Grafikkarte künstlich erweitert.

Der Spiele-PC

Bei Gaming-PCs wollen Nutzer vor allem ruckelfreies Spielen in bestmöglicher Auflösung – der aktuelle Titel „Assassin’s Creed: Syndicate“ bietet etwa eine sehr aufwendige, detailreiche und lebensechte Darstellung der Stadt London im 19. Jahrhundert. Selbst moderne Grafikkarten kommen hier schon einmal an ihre Grenzen. Vor ein paar Jahren noch undenkbar, belegt das Spiel zudem allein 50 Gigabyte Festplattenplatz. Kommen jetzt noch ein paar andere Spiele oder Filme dazu, ist eine Festplatte mit 500 Gigabyte Platz schnell zur Hälfte belegt. Ein möglichst großer Arbeitsspeicher garantiert kurze Ladephasen zwischen verschiedenen Spielabschnitten und minimiert nervtötende Ruckler. Helfen kann auch eine so genannte SSD-Festplatte, die zwar immer noch recht teuer ist und 170 Euro oder mehr für 500 Gigabyte Festplattenspeicher kostet. Der Geschwindigkeitsgewinn ist dafür aber enorm. Die Daten werden wesentlich schneller in den Arbeitsspeicher geschaufelt. Anders als bei einer herkömmlichen Festplatte gibt es keine beweglichen Teile mehr; eine SSD (Solid State Drive) ist ein elektronisches Speichermedium. Dieses macht den Rechner nicht zuletzt auch wesentlich leiser.

Virtuelle Realität

Wer künftig Datenbrillen für virtuelle Realität wie die Oculus Rift oder die HTC Vive nutzen will, braucht auf jeden Fall einen leistungsfähigen Rechner. Noch sind die Brillen nicht offiziell auf dem Markt, das Oculus-Team hat aber einige Richtwerte veröffentlicht. Für die „volle VR-Erfahrung“, die ab Frühjahr 2016 möglich sein soll, werden demnach mindestens acht Gigabyte Arbeitsspeicher benötigt. Dazu braucht man eine Grafikkarten auf oder über dem Niveau der rund 300 Euro teuren GeForce GTX 970 beziehungsweise der AMD Radeon R9 290.

Zusammenbau

Viele Händler bieten die Möglichkeit, sich einen Wunsch-PC zusammenzustellen. Dabei ist es wichtig, auch an Komponenten wie das Netzteil, das Mainboard, und das Gehäuse zu denken. Oft bieten Händler auch den Zusammenbau samt Betriebssystem- und Treiberinstallation an. Der Käufer muss abwägen, ob ihm dieser Service einen Aufpreis von in der Regel rund hundert Euro wert ist. Für einen bezahlten Zusammenbau spricht, dass man garantiert ein lauffähiges System bekommt. Wer alle Komponenten einzeln bestellt und sich nicht gut auskennt, läuft Gefahr, dass Teile nicht miteinander kompatibel sind oder etwa das Netzteil zu schwach ist.

Schon heute läuft eigentlich jedes aktuelle Spiel auf dem neuen Betriebssystem Windows 10. Für Spieler lohnt der Umstieg aber vor allem aus einem Grund: die Programmierschnittstelle DirectX12. Sie ist Windows-10-exklusiv. Vor allem aktuelle Grafikkarten dürften von ihr profitieren, da Grafik dann zum Beispiel wesentlich schneller ausgegeben werden kann.

Die entscheidenden Komponenten

Prozessor
Heutzutage teilen sich mehrere Prozessoren die Rechenaufgaben eines Computers. Dafür steht etwa die Bezeichnung Quad- und Hexa-Core, dann befinden sich vier beziehungsweise sechs Kerne auf dem Prozessor. Intel und AMD sind die konkurrierenden Herstellerfirmen. Der aktuell schnellste Prozessor ist ein Intel i7-Vierkern-Prozessor mit 4x4 Gigahertz Taktfrequenz.

Grafikkarte
Als wichtigste Komponente fürs Spielen gilt die Grafikkarte. Der Rest des Rechners kann noch so gut sein, bringt sie zu wenig Leistung, läuft kaum ein modernes Spiel flüssig. Um die 200 Euro sollte man in jedem Fall investieren. Das ist die Preisklasse zum Beispiel der Nvidia GeForce GTX 960.

Motherboard
Auf der Hauptplatine des Rechners werden Prozessor, Arbeitsspeicher, Soundkarte und Grafikkarte gesteckt. Aktuell sind zum Beispiel Motherboards der Reihe Intel Z-170.

Festplatte
Plattenspeicher gibt es heute in allen möglichen Größen. Die bisher größten fassen bis zu acht Terabyte – das sind 8000 Gigabyte. Achtung: Ältere Modelle können oft nicht mehr an moderne Hauptplatinen angeschlossen werden, da sich die Architektur stark geändert hat.

Arbeitsspeicher
Im Arbeitsspeicher werden die vom Prozessor zugelieferten Daten verarbeitet. Hier kann eine kleine Investition viel Nutzen bringen. Lange Zeit galten hier vier Gigabyte als ausreichend, mittlerweile empfehlen Experten aber 16 Gigabyte – 32 Gigabyte müssen es dagegen nicht unbedingt sein.