Der schwierig aufgewachsene Stet bekommt eine neue Chance: er darf sich nun an einem Edelinternat für Chorknaben durchschlagen. Zumindest so lange, bis der Stimmbruch kommt.

Stuttgart - Was einen Jungen nicht umhaut, macht ihn stark. Doch was Stet (Garrett Warreing) aushalten soll, ist für einen Elfjährigen zu viel. Zuhause haben sich die Rollen verkehrt: Der Junge versorgt seine Mutter, eine arbeitslose Trinkerin. Und seinen Vater hat er, der in der Schule gemobbt wird, nie kennengelernt.

 

Der Autor Ben Ripley und der Regisseur François Girard machen dieses Kind aber nicht zum Opfer. Alles, was der Junge braucht, behauptet die Wohlfühlschnulze „Der Chor – Stimmen des Herzens“, sind straffe Rahmenbedingungen und Disziplin. Ein Unglück wird zur Chance: Nach dem Unfalltod der Mutter schiebt Stets nun auftauchender, gut verdienender Vater den musikalisch Hochbegabten ins edle American-Boychoir-Internat ab. Was für Stet zur neuen Perspektive wird, ist jedoch bloß eine Übergangslösung. R

ipley und Girard sind immerhin so ehrlich zu zeigen, dass sich die Kinder mit einsetzendem Stimmbruch ein weiteres Mal neu orientieren müssen. Früh lernen sie, dass Glück nur von kurzer Dauer ist. Die wichtigste Kompetenz: Anpassungsfähigkeit. Der Einzelne ist nichts, nur in der Gruppe und unter Anleitung des strengen Mentors Mr. Caravelle (Dustin Hoffman) kann Stet sein Potenzial entfalten. Dass er sich für seinen kurzlebigen Erfolg verbiegen muss, ist die bittere Moral, die der Film zuckersüß verpackt.

Der Chor – Stimmen des Herzens. USA 2014. Regie: François Girard. Mit Garrett Warreing, Kathy Bates, Dustin Hoffman, Debra Winger. 103 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.