Junge Cops haben es im Thriller selten leicht. Aber der von Casey Affleck gespielte Polizist soll von seinen Kollegen in der neuen Truppe sogar umgebracht werden. Regisseur John Hillcoat zeichnet ein finsteres Bild der Gesetzeshüter.

Stuttgart - Geh nach Hause am Ende des Tages“, ist der zentrale Rat, den der im Dienst zynisch gewordene Sergeant Jeffrey Allen (Woody Harrelson) seinem jungen Neffen Chris gibt, als dieser einen Polizeiposten in der Innenstadt Atlantas annimmt. Denn zu überleben ist als Polizist gar nicht so einfach in der Südstaaten-Metropole. Latino-Gangs beherrschen ganze Viertel, kontrolliert wird alles von der Mafia-Patin Irina Vlasov (Kate Winslet).

 

Als Dienstleister der Patin arbeitet eine Gruppe um die korrupten Cops Michael und Marcus. Als Irina einen nahezu undurchführbaren Coup verlangt, sieht auch dieser abgebrühte Haufen nur eine Lösung: Zur Ablenkung einen „Triple 9“ auszulösen, den Polizeicode für einen getöteten Kollegen, worauf stets alle verfügbaren Einheiten an den Einsatzort eilen. Als ideales Ziel dafür erscheint Chris.

Überfälle und Polizeizugriffe

Als legitimer Nachfolger von Michael Manns Action-Epos „Heat“ wurde „Triple 9“ im Vorfeld teils schon gehandelt, und zweifellos hat John Hillcoats Drama große Qualitäten: Es zeigt komplexe Strukturen organisierter Kriminalität, elektrisiert mit packend gefilmten und realistisch wirkenden Szenen von Überfällen und Polizeizugriffen, die zudem ohne die übertriebenen Leichenberge anderer Genre-Werke auskommen, und wartet mit einer großartigen Besetzung auf. Doch die damit gemachten Versprechen löst der Film nicht ganz ein, vor allem, weil er sich nicht für eine schlüssige Hauptfigur entscheiden kann.

Der Handlung nach müsste diese Funktion eigentlich Chris ausfüllen, doch Casey Affleck ist in dieser Rolle viel zu blass und uninteressant. Sein Charakter und seine Motivation bleiben ebenso oberflächlich wie die der Gangster um Michael (Chiwetel Ejiofor aus „12 Years a Slave“). Mehrere halbe Hauptrollen ersetzen dann doch keine ganze.