Der fortschreitende Bau des Bahnprojekts Stuttgart 21 bringt auch für die Bahnhofsmission in Stuttgart eine Veränderung. Die ökumenische Einrichtung ist nach Gleis 16 umgezogen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Sie helfen betagten oder behinderten Menschen beim Ein- und Aussteigen, geben Reisenden Tipps, zum Beispiel wo sie übernachten können, oder sie begleiten Kinder, die alleine mit dem Zug unterwegs sind, auf ihrer Fahrt. Und die Angestellten wie die vielen Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission kümmern sich um Menschen in Notlagen, um Arme, Suchtkranke oder psychisch Leidende, die am Hauptbahnhof stranden. Durch den Bau von Stuttgart 21 haben sie alle mehr zu tun als bisher. Dazu gehörte vor wenigen Tagen auch der Umzug von Gleis 4 ins neue Domizil am Ende des verschobenen Querbahnsteigs bei Gleis 16. Am Mittwoch wurde die neue Bleibe eingeweiht.

 

„Wir sind gelebte Kirche“

„Zur Stelle, wenn das Leben entgleist“, lautet einer der Slogans der Bahnhofsmission. „Wir sind gelebte Kirche“, sagte deren Leiterin Renate Beigert bei der Einweihung. Diese Aussage beschreibt das alltäglich Handeln der Einrichtung, aber auch die Institutionen, die sie tragen. Dies sind der evangelische Verein Internationale Jugendarbeit (vij) und der katholische Verband für Mädchen und Frauensozialarbeit In Via. Finanzielle Unterstützung erhält die ökumenische Einrichtung von den beiden Kirchen, aber auch von der Stadt.

Dass die Bahnhofsmission in den nächsten Jahren während der Bauarbeiten für Stuttgart 21 nun in Containern am Querbahnsteig direkt beim Steg zum Schlossgarten untergebracht ist, stört Renate Beigert keineswegs. „Wir sind nicht unglücklich“, sagt sie, der Standort sei gut. Zumal man in dem zweigeschossigen neuen Domizil sogar 100 statt der bisher 70 Quadratmeter zur Verfügung habe.

Mehr Aufwand durch den Bau von Stuttgart 21

Allerdings beschert die neue Wegeführung im Hauptbahnhof der Einrichtung deutlich mehr Arbeit. „Durch die Baustellensituation spüren wir einen Mehraufwand durch weitere Wege und zunehmende Anfragen von Reisenden, die so eine Baustelle mit sich bringt“, erklärt die Leiterin der Bahnhofsmission.

Deshalb hat man bereits im vergangenen Jahr die Projektstelle Bahnhofsmission 21 mit zwei zusätzlichen Mitarbeiterinnen eingerichtet. Insgesamt sind in der Einrichtung neun hauptberufliche Kräfte tätig, zwei Freiwillige sowie rund 50 Ehrenamtliche, die im Hauptbahnhof, als Reisebegleiterinnen bei Kids on Tour oder mobil im Regionalverkehr tätig sind. Kai Schneider vom evangelischen Träger vij machte bei der Einweihung, die von den Stadtdekanen Søren Schwesig und Christian Hermes vollzogen wurde, denn auch deutlich: „Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter geht bei der Bahnhofsmission gar nichts.“

Ohne Ehrenamtliche geht es nicht

„Sie machen diesen Bahnhof zu einem menschlicheren Ort“, sagte Schwesig an die Adresse der Helfer. „Es ist ein Segen, dass Sie da sind.“ Und Christian Hermes merkte mit Blick auf deren Montur mit einem Schmunzeln an: „Wer Sie trifft, der kann sein blaues Wunder erleben.“ Sozialamtsleiter Walter Tattermusch hob die vielfältigen Leistungen der Bahnhofsmission hervor, die eine „Lotsenfunktion innerhalb der Stadt“ habe. Die Einrichtung versteht sich auch als Erstanlaufstelle für Hilfesuchende, die dann an städtische Stellen weiterverwiesen werden. Harald Klein, Geschäftsführer Finanzen und Personal der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH, äußerte sich „begeistert von dem christlich-sozialen Engagement der Bahnhofsmission, das erdet auch uns Mitarbeiter von Stuttgart 21“. Zumal in einem der blauen Container am Steg zum Schlossgarten nun auch der katholische Stuttgart-21-Betriebsseelsorger Peter Maile, der sich um die Belange der aus ganz Europa auf der Baustelle tätigen Arbeitskräfte kümmert, nun seinen Beratungsraum vor Ort bezogen hat.

Kontakt: Die Bahnhofsmission hat täglich von 6.30 bis 22 Uhr geöffnet. Die Einrichtung ist erreichbar unter der Nummer 29 29 95 oder E- Mail stuttgart@bahnhofsmission.de.