Alexis von Komorowski managt künftig die Geschäfte des Landkreistags. Er fordert, dass die Landesregierung deutlich mehr in den Breitbandausbau investiert. Auch abgelegene Schwarzwaldtäler dürften nicht außen vor bleiben.

Stuttgart - Wachwechsel beim Landkreistag: Der bisherige Hauptgeschäftsführer Eberhard Trumpp geht Ende Juli nach 24 Jahren in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wählten die Landräte bei ihrem Treffen in Donaueschingen Trumpps bisherigen Stellvertreter Alexis von Komorowski (46).

 
Herr von Komorowski, Sie treten in große Fußstapfen. Seit fast einem Vierteljahrhundert führt Eberhard Trumpp die Geschäfte des baden-württembergischen Landkreistags, im Sommer übernehmen Sie seine Nachfolge. Haben Sie sich schon bei Ihrem Vorgänger erkundigt, wie man sich so lange im Amt hält?
Nein, aber ich vermute, seine Antwort fiele so aus: Man muss ein hohes Maß an Fachlichkeit mitbringen, und verlässlich sowie beharrlich sein bei der Verfolgung der kreiskommunalen Interessen. Das zeichnet ja auch die Arbeit von Eberhard Trumpp aus.
Sie sind Sozialdemokrat. Das ist für den Landkreistag doch recht ungewöhnlich, ist die Runde der Landräte doch von CDU und Freien Wähler geprägt. Ein sozialdemokratischer Landrat, der einst in Böblingen amtierte, war die große Ausnahme.
Die Tatsache, dass die Landrätinnen und Landräte in geheimer Wahl einstimmig entschieden haben, zeigt doch: Der Landkreistag ist parteipolitisch unabhängig und allein den Landkreisinteressen verpflichtet.
Was beschäftigt die Landräte derzeit am meisten?
Neben den Flüchtlingskosten ist das aktuell sehr stark der Breitbandausbau. Dahinter steckt die Einsicht, dass das schnelle Internet ein Schlüsselfaktor ist für die wirtschaftliche Entwicklung des ganzen Landes.
Von Digitalisierung spricht ja auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann, sein Vize hat die Pläne des Landes auf der Landrätekonferenz vorgestellt. Reicht Ihnen das, was das Land bietet?
Wir meinen, es muss noch mehr gemacht werden. Der Landkreistag hält es für notwendig, dass das Land bis zum Jahr 2020 mindestens eine Milliarde Euro für den Breitbandausbau zur Verfügung stellt, also 250 Millionen Euro jährlich. Haushaltszwänge des Landes dürfen nicht dazu führen, dass der Breitbandausbau ins Stocken kommt.
Ist es denn leistbar, das Breitband auch noch ins tiefste Schwarzwaldtal zu legen?
Die Stärke Baden-Württembergs liegt nun einmal darin, dass wir sowohl in den Verdichtungsräumen wie auch in entlegeneren Bereichen innovative Unternehmen haben. Lassen Sie es mich so sagen: In der breiten Fläche liegt die Kraft. Da macht es natürlich Sinn, den Ausbau so umfassend wie irgend möglich voranzutreiben.
Dezentralität gilt ja als Erfolgsgeheimnis des Südwestens. Bayern zeigt aber doch mit seiner Metropole München und deren Umfeld , dass Zentralität genauso ein Erfolgsrezept sein kann.
Ich weiß nicht, ob Bayern als ein leuchtendes Beispiel für Zentralität gelten kann. Die Bayern haben mehr als doppelt so viele Landkreise wie wir.
Die kleiner sind als die Landkreise im Südwesten.
Ja, auf der Kreisebene sind wir zentraler aufgestellt. Damit verfügen wir über eine Struktur, die sich auch von der Größenordnung her als leistungsfähig erweist.
Nun ja, mit der Polizeireform des früheren Innenministers Reinhold Gall wurden die Kreisgrenzen bereits aufgebrochen zugunsten von größeren Gebilden, und inzwischen sagt nicht einmal mehr die CDU, dass dies grundsätzlich falsch gewesen wäre.
Die Landkreise haben bei der Flüchtlingsaufnahme gezeigt, dass sie zu herausragenden Leistungen in der Lage sind. Deshalb gibt es keinen Anlass, über Veränderungen der Verwaltungsstrukturen nachzudenken. Auch aufseiten der Landesregierung sehe ich keinen Veränderungswillen.