Die Neubaupläne des DRK für das „Haus auf dem Killesberg“ sorgt seit Monaten für Streit. Nun haben auch Stadträte verschiedener Ratsfraktionen das Vorgehen des DRK gegenüber ihren Mietern kritisiert. Die Stadtverwaltung will prüfen, ob dem Verband nicht doch eine Sanierung des Komplexes zuzumuten wäre.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Mehrere Ratsfraktionen haben harsche Kritik am Deutschen Roten Kreuz (DRK) beim Umgang mit den Bewohnern im „Haus auf dem Killesberg“ geübt und sich skeptisch zu den Neubauplänen geäußert. DRK-Kreisgeschäftsführer Frieder Frischling verteidigte das Vorhaben am Montag im Sozialausschuss. Angesichts des hohen Defizits, das man seit Jahren mit dem Seniorenzentrum erwirtschafte, und einer nicht hinreichenden Sanierung sieht das DRK keine Alternative zu dem geplanten Neubau. Frischling räumte ein, den Rat zu spät einbezogen zu haben. Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) sprach von einem „zukunftsträchtigen Konzept“. Ob der geplante Neubau aber „wirtschaftlich alternativlos ist“, müsse geprüft werden, so Wölfle.

 

Seit Monaten kämpfen Bewohner des Seniorenzentrums, das 71 Pflegeplätze und 69 Apartments bietet, gegen die Pläne des DRK. Derzeit verursacht ein Brief Aufregung, der von Bewohnern als Kündigung empfunden wird. Der Rat werde erstmals informiert, doch das DRK habe offenbar „schon Fakten geschaffen“, kritisierte Grünen-Stadtrat Jochen Stopper. „Das ist nicht der richtige Umgang.“ Ähnlich äußerte sich Marita Gröger (SPD). „Was da mit den Bewohnern läuft, kann man nicht gutheißen.“ Luigi Pantisano (SÖS/Linke-plus) findet, die Stadt solle prüfen, ob man das Grundstück, das dem DRK per Erbpachtvertrag überlassen worden ist, als „Heimfall“ besser wieder zurückholen solle, wenn dort „Luxusseniorenwohnungen entstehen“.

Insgesamt 90 Pflegeplätze

Frieder Frischling hielt dem das Konzept des DRK entgegen. Dieses sehe 45 stationäre Pflegeplätze vor, 15 Tagespflegeplätze, 45 Pflegewohnungen, die in Kombination mit der Tagespflege auch Schwerstpflegebedüftige aufnähmen, sowie 45 barrierefrei Mietwohnungen. Dazu kämen ein Pflegestützpunkt und eine Begegnungsstätte. Bisher war von 27 Millionen Euro Investitionsvolumen die Rede. Eine Sanierung, die vier bis fünf Jahre dauere, löse das eigentliche Problem nicht, dass der Pflegebereich heute auf mehreren Etagen liege, was ein Hauptgrund für das Defizit sei. Bisher hat das DRK 17 Millionen Euro Kosten für eine Sanierung angegeben.

Frischling versicherte: „Wir kündigen niemandem.“ Es sei ein „Glücksfall“, dass man Bewohnern eine Interimslösung in einem Neubau auf dem Roser-Areal in Feuerbach anbieten könne, der im August 2017 bezugsfertig sei. Allerdings gibt es dort keine Pflegestation, wie Betroffene klagen. „Wir unterstützen bei der Suche nach neuen Heimplätzen“, sagte Frischling. Bis auf sechs Bewohner, die sich verweigerten, habe man mit allen Gespräche geführt.

Wölfle: DRK hat „frühzeitig informiert“

Werner Wölfle findet, das DRK habe die Bewohner „frühzeitig informiert“, laut DRK erstmals im Mai 2015. Dass das Wohnen auf dem Killesberg teurer sei als im Talkessel, liege in der Natur der Sache. Wölfle will nun prüfen, ob dem DRK eine Sanierung nicht doch zumutbar wäre.