Ein neues multimediales Ausstellungshaus in Karlsruhe soll das Thema Justiz „ins rechte Licht“ heben – und es den Menschen erlebbar machen.

Karlsruhe - Die Juristerei, der Bereich der Rechtsanwendung, ist eine oft eher „sperrige Materie“ für die Normalbürger. Mit einem neuen multimedialen Ausstellungshaus will man dem in der Stadt Karlsruhe, die den beiden höchsten deutschen Gerichten die Heimat ist, nun begegnen: Das Recht solle dort erlebbar werden. So stellt sich das ein Initiativkreis vor, der den Menschen vor allem „den Rechtsstaat“ näherbringen will.

 

Das „Forum Recht“, so lautet der Arbeitstitel des Projekts, soll gleichzeitig Bildungsstätte und Erlebnisort werden, einen „Rechtsstaat zum Anfassen“ bieten. In Karlsruhe, am Sitz von Bundesgerichtshof (BGH), Bundesverfassungsgericht und Bundesanwaltschaft, biete sich eine solche Idee geradezu an. Denn dort gebe es „authentische Voraussetzungen, um deutsches und europäisches Recht zu präsentieren“, sagt Susanne Baer, Verfassungsrichterin und Mitglied des ersten Senats. Die BGH-Präsidentin Bettina Limperg sieht große Chancen „das Luxusgut Recht anschaulich zu machen“ – in einem Land, in dem „der Rechtsstaat oft zu selbstverständlich erscheint“.

200 000 Euro vom Bundestag für Konzept

Der ursprüngliche Impuls für das multimediale Ausstellungshaus geht zurück auf die Karlsruher Bewerbung als „Europäische Kulturhauptstadt Europa 2010“. Damals hatte die badische Stadt bei der Endausscheidung gegenüber Essen das Nachsehen. In der Bewerbung war bereits von einem Haus der Gerechtigkeit die Rede. Das jetzige „Forum Recht“ ist eine Weiterentwicklung und geht in den Ansätzen auf die damaligen Sprecher der Kulturhauptstadt-Bewerbung, Elke und Daniel Wensauer-Sieber, zurück. Auch Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) ist der Meinung, die Stadt Karlsruhe werde „vor allem mit dem Thema Recht verbunden“.

Die Idee für das multimediale Ausstellungshaus findet bereits an höchsten Stellen Interesse. Vor wenigen Tagen hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags 200 000 Euro für die Ausarbeitung eines detaillierten Konzepts bereitgestellt. In dieser Woche wollen Sprecher des Initiativkreises und Karlsruhes OB Mentrup das Konzept dem Bundesjustizminister Heiko Maas in Berlin präsentieren.

Vorbild: Bonner Haus der Geschichte

Als Vorbild für den neuen Ort zur Vermittlung des deutschen Rechts nennen die Initiatoren das Bonner Haus der Geschichte, mit dessen Leiter offenbar bereits intensive Gespräche stattgefunden haben. Der Oberbürgermeister Frank Mentrup erwartet in dem Haus Dauer- und Wechselausstellungen mit multimedialen Elementen – und darüber hinaus „einen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität“.

Zunächst sollen die Zielgruppen genauer analysiert, zudem soll eine detaillierte Kostenkalkulation aufgestellt werden. Entscheiden sich die Politiker für den Bau des Hauses, wird wohl ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Laut der BGH-Präsidentin Limperg solle der frühere, zurzeit aber nicht mehr genutzte Verhandlungssaal des BGH ein „integraler Bestandteil des Konzepts“ werden. Der eher schmucklose, fensterlose Bau im Stile der 1960er Jahre steht unter Denkmalschutz – in ihm fanden viele bedeutende Revisionsprozesse der Nachkriegszeit statt.