Er sieht aus wie ein Ameisenhaufen, doch er ist ein Energiesparofen. Im Haus des Waldes haben Kinder im Alter von sieben bis elf einen solchen Ofen, wie er in Kenia zum Einsatz kommt, nachgebaut. Ob er funktioniert, wird sich weisen.

Degerloch - Hat man keine Bananenstaude, um den Schlot für einen Lehmofen zu bauen, dann nimmt man eben einen jungen Birkenstamm: Zu dieser Erkenntnis sind 17 Mädchen und Jungen im Alter von sieben bis elf Jahren gekommen, als sie in den Sommerferien im Haus des Waldes gelernt haben, einen afrikanischen Energiesparofen zu bauen. Nebenbei erfuhren die Kinder viel Nützliches über Kenia, wo solche Öfen zum Einsatz kommen.

 

Lehmofen, Ziegenstall und Spielzeug aus Müll

Den Bauplan hatte Antje Becker, Geschäftsführerin des Kinderhilfswerks Child Fund, mitgebracht. Gemeinsam mit Berthold Reichle, der das Haus des Waldes leitet, und dem Praktikanten Johannes Wagner erzählt sie von dem fünftägigen Programm für die Ferienkinder, bei dem neben dem Lehmofen auch ein Ziegenstall und Spielzeug aus Müll entstanden sind. Der Ofen muss jetzt nur noch einige Wochen trocknen, damit er bei einem gemeinsamen Fest von Eltern und Kindern auf seine Tauglichkeit getestet werden kann.

„Das Scheitern gehört allerdings zu solch einer Aktion dazu“, gibt Förster Berthold Reichle zu bedenken: Statt der langen Strohhalme, die in Afrika benutzt werden, um den Ofen zu stabilisieren, nahmen die Degerlocher Ofenbauer kürzere Holzspäne aus der benachbarten Werkstatt. Es kann sein, dass er deshalb der Befeuerung nicht standhält. „Der Grundgedanke war aber, nur das zu verwenden, was man in der Umgebung vorfindet“, erklärt Antje Becker von Child Fund, dass der Gedanke der Nachhaltigkeit eben auch für die Deutschen gilt. So musste der Bauplan erst auf hiesige Verhältnisse umgeschrieben werden: „Die Mengenangaben waren eher grob. Da ist dann die Rede von einer Schubkarrenladung“, amüsiert sich Praktikant Johannes Wagner.

Ausbildung am Energiesparofen

Antje Becker war ursprünglich an Berthold Reichle vom Haus des Waldes herangetreten, um ihm ein Wiederaufforstungsprojekt in Kenia ans Herz zu legen. Zögerlich willigte er ein, als er erfuhr, dass es darum geht, junge Forstwirte in Kenia auszubilden, Baumschulen aufzubauen und Bildung für Grundschulkinder zu ermöglichen.

Richtig überzeugt aber war er von den Energiesparöfen, mit denen Child Fund seit sechs Jahren im ländlichen Bereich Kenias Erfahrungen sammelt. In zehn Monaten werden hier junge Menschen ausgebildet, nach einem bereitgestellten Bauplan Lehmöfen herzustellen. „Die Frauen sind oft vier, fünf Stunden unterwegs, um Brennmaterial zu finden, das dann nur für einen Tag reicht“, erklärt Antje Becker deren Vorteil, „mit einem Energiesparofen kommt man zehn Tage lang klar“.

Der Ofen wird von unten mit Gestrüpp gefüllt

Das Exemplar, das vor dem Degerlocher Haus des Waldes vor sich hin trocknet, ist recht einfach: Der Lehmofen, der einem Ameisenhaufen ähnelt, wird von unten mit Gestrüpp gefüllt, eine zweite Öffnung sorgt für die Luftzufuhr. In die mit Hilfe eines kleinen Stammes geschaffenen Höhlung kommt ein Topf. „Man kann den ganzen Tag Wasser abkochen und so Durchfallerkrankungen verhindern“, sagt Antje Becker. Zur Ausbildung der kenianischen Ofenbauer gehört auch das Marketing: Sie sollen in Mütterzentren Werbung für den Ofen machen, der nicht nur das Leben erleichtert, sondern noch dazu die Gefahr durch offenes Feuer verringert. Der Degerlocher Ofen wird, wenn er denn funktioniert, weiteren Projektgruppen als Kochstelle dienen.