Im haus des Waldes in Degerloch wird es bald einen Pfad geben, auf dem speziell behinderte Menschen den Forst erleben können – mit allen Sinnen. Insgesamt sind fünf verschiedene Stationen geplant.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Degerloch - Die Besucher des Haus des Waldes sollen den Forst mit allen Sinnen kennenlernen – auf einem Walderlebnis- und Lehrpfad. Die Pläne dafür gibt es schon länger, und vor ein paar Jahren wurde bereits mit dem Bau begonnen, der Pfad wurde allerdings nie fertiggestellt. Er trägt den klangvollen Namen „Sinneswandel“ und war ursprünglich für Menschen mit Sehbehinderungen gedacht.

 

Nachdem die Umsetzung ins Stocken geriet, blieben zwei Möglichkeiten: „Wir hatten die Wahl: Entweder wir reißen den Pfad ab, oder wir machen ihn richtig“, erzählt Kenan Dietz, der Büroleiter des Haus des Waldes. Die Entscheidung fiel auf die zweite Alternative, und so soll nun aus dem „Sinneswandel“ ein komplett barrierefreier Pfad werden. Mit einer Einschränkung: Menschen mit einer starken Sehbehinderung können den Pfad nur in Begleitung begehen.

Der Pfad ist 1,4 Kilometer lang

Auf 1,4 Kilometern soll der Pfad um das Haus des Waldes führen. Fünf Stationen werden den Besuchern den Puls des Forsts näherbringen. Station eins soll den Besuchern mit dem Wald als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen vertraut machen, das Klettergerüst mit Seilen besteht bereits und wird noch durch Tafeln mit Symbolen zum Ökosystem ergänzt. Bei der zweiten Station können die Besucher entlang eines Seils ins Dickicht des Waldes eindringen. Mittels einer zusätzlichen barrierefreien Plattform wird dies für Rollstuhlfahrer ebenfalls möglich sein. „Hier kann man die Bäume anfassen, sie spüren und riechen“, sagt Dietz. Auch die dritte Station des Pfades besteht bereits in Teilen: Die Besucher können einen am Weg liegenden Baum von der Wurzel bis zur Krone begutachten. Die Station soll das Wachstum und den Aufbau eines Baumes erklären. An einer Baumscheibe werden sie Jahresringe ertasten können, besondere geschichtliche Ereignisse, die der Baum miterlebt hat, werden markiert und beschriftet.

Station vier soll das Thema Waldentwicklung und Waldnutzung behandeln. Hierzu wird ein Steg gebaut, an dem im vorderen Bereich viele kleine Bäume wachsen, die dann immer weniger, dafür aber umso kräftiger werden, bis am Ende des Stegs nur noch einzelne, große Bäume stehen. Die Station soll zeigen, wie der Wald genutzt wird. „Wald zu nutzen und Wald zu genießen, ist kein Widerspruch“, sagt Dietz. „Man kann Bäume fällen und trotzdem einen schönen und ökologischen Wald haben.“ Die letzte Station behandelt Holz als Rohstoff. Sie zeigt, welche Wege das Holz geht, nachdem ein Baum im Wald gefällt wurde: Von Brennholz über Holzplatten bis hin zu Papier wird die Vielfalt der Holznutzung geschildert. „Ein vergleichbares Projekt gibt es bislang in ganz Baden-Württemberg nicht“, meint Dietz. „Wir möchten mit dem Pfad nicht nur ein Erlebnis bieten, sondern auch Wissen vermitteln.“

Infotafeln zum Anfassen

Das Leitsystem am Pfad besteht aus Wegweisern, Pflastersteinen, die in den Boden eingelassen sind und die Menschen mit Blindenstock ertasten können, und Sitzbänken mit einem Rollstuhl- und Kinderwagenplatz daneben. Die Infotafeln sind in leichter Sprache verfasst und bestehen zum Teil aus haptischen Elementen. In der Smartphone-App des Haus des Waldes wird es Infos zum Sinneswandel-Pfad geben, sie werden bei Bedarf vorgelesen.

Das Baumaterial für den Sinneswandel-Pfad kommt übrigens überwiegend aus den Wäldern Baden-Württembergs. Er kostet rund 113 000 Euro, an der Finanzierung beteiligt sind Forst BW, das Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt Stuttgart, die L-Bank und Christian Brand, ehemaliger Vorstand der L-Bank, der das Projekt mit einer Spende fördert. Derzeit laufen die Bauarbeiten am Sinneswandel, sie werden sich wohl noch bis zum Herbst hinziehen. Wenn alles nach Plan läuft, wird der Pfad im Oktober eröffnet.