Der Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein ist weiter auf Wachstumskurs. Der rund 20 000 Mitglieder starke Stadtverband profitiert dabei indirekt auch vom neuen Mietrecht.

Bei der Mitgliederversammlung von Haus & Grund am heutigen Samstag in der Stuttgarter Liederhalle kann Klaus Lang, der langjährige Vorsitzende des Vereins, eine erfreuliche Bilanz des vergangenen Jahres ziehen. Trotz des Umbaus der Vereinsgeschäftsstelle in der Stuttgarter Gerokstraße konnte die 'Vermieter-Selbsthilfeorganisation' nicht nur das Beratungs- und Serviceangebot in vollem Umfang aufrechterhalten, sondern Ende des zurückliegenden Jahres erstmals auch die Marke von 20 000 Mitgliedern überschreiten. Damit bleibt Haus & Grund Stuttgart der zweitgrößte Verein nach München. 'Damit ist aber unser Ehrgeiz nicht erlahmt, weitere Mitglieder für den Verein zu gewinnen', gibt Klaus Lang vor. Ob die Mitarbeiter allerdings noch vor der Sommerpause oder erst kurz danach wieder in der Vereinsgeschäftsstelle in der Gerokstraße einziehen können, steht noch nicht fest. 'Wir liegen aber im Plan - zeitlich wie finanziell', versichert der Vorsitzende. Für Ulrich Wecker, Geschäftsführer von Haus & Grund, zeigt die aktuelle Mitgliederentwicklung 'gewisse Verjüngungstendenzen'.

 


Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei 65 Jahren

So sei mittlerweile nahezu ein Viertel der Neumitglieder zwischen 40 und 49 Jahre alt, 19 Prozent sogar unter 40 Jahren. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt weiterhin bei 65 Jahren. 'Im Kindergartenalter erwirbt man noch keine Immobilien', kommentiert Klaus Lang den Altersdurchschnitt. Kürzlich sei sogar noch eine 95-Jährige Mitglied geworden. Dass Haus & Grund derzeit die Mitglieder regelrecht zulaufen, im zurückliegenden Jahr waren es knapp 1200 Neueintritte, liegt nach Ansicht Weckers nicht nur an der jüngsten Kampagne unter dem Motto 'Dafür habe ich jemanden'. Haus & Grund wolle zwar einerseits für seine Mitglieder der Problemlöser sein, andererseits sei der Verein aber auch eine Lobbyorganisation, die sich für die Belange der Haus- und Grundbesitzer einsetze. 'Gerade die jüngsten gesetzlichen Regelungen zum Mietrecht stoßen bei vielen unserer Mitglieder auf Unverständnis', so Wecker. Ein Dorn im Auge sind dem Verein seit Langem die Beschlüsse der Berliner Koalition zur Mietpreisbremse und zur Kappungsgrenze. 'Die Deckelung der Neuvermietung auf zehn Prozent der ortsüblichen Vergleichsmiete ist kontraproduktiv, weil sie keinen neuen Wohnraum schafft und investitionshemmend wirkt', kritisiert Ulrich Wecker.


Letztendlich profitierten davon nur finanzstarke Wohnungssuchende

Er prognostiziert, dass durch diese Vorschrift der Nachfrageüberhang auf der Mieterseite weiter zunehmen wird und die Mieten steigen werden. Letztendlich profitierten davon nur finanzstarke Wohnungssuchende, die sich künftig noch mehr Wohnraum zu vergleichsweise geringen Mieten leisten können. Anerkennung gab es in diesem Zusammenhang von der Haus- und Grundbesitzervereinigung für Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn für seine Zurückhaltung beim Zweckentfremdungsverbot. Nehme man den Eigentümern diese Flexibilität, würde der derzeitige Trend, Büro- in Wohnbau umzuwandeln, wieder abgewürgt, so Klaus Lang. Die Mitgliederversammlung beginnt heute um 10 Uhr im Hegel-Saal. Gastredner ist Regionalpräsident Thomas Bopp zum Thema 'Wohnen in der Region Stuttgart'.