Mehr als 1000 Menschen sind zur Mitgliederversammlung des Vereins Haus und Grund gekommen. Der Vorsitzende des Regionalverbands, Thomas Bopp, rechnet in den kommenden Jahren mit bis zu 100 000 zusätzlichen Bewohnern in der Region Stuttgart.

Stuttgart - Der Vorsitzende von Haus und Grund Stuttgart, der frühere Erste Bürgermeister Klaus Lang, ist sichtlich stolz, als am Samstag im Hegelsaal die oberen Ränge geöffnet werden müssen. Der Zulauf ist groß, die Marke von 20 000 Mitgliedern wurde durchbrochen, mehr als 1000 von ihnen sind am Samstag ins Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle zur traditionellen Mitgliederversammlung des Eigentümervereins gekommen.

 

Der Landesvorsitzende des Vereins, Michael Hennrich, begrüßte die Teilnehmer mit markigen Worten. „Die Mietpreisbremse ist Mist“, sagte der Landtagsabgeordnete mit Blick auf die Gebietskulisse des Landes zu Gegenden mit angespanntem Wohnungsmarkt. Hennrich verwechselte in seinem Grußwort allerdings die Gesetze zur Begrenzung von Bestandsmieten und den Kosten neuer Mietverträge. Der Landesvorsitzende drohte jedoch an: „Wir werden das kritisch begleiten und möglicherweise den Klageweg beschreiten.“

Mehr als 54 000 mehr Menschen in drei Jahren

Die Hauptrede des Tages hielt der Vorsitzender Verbands Region Stuttgart, Thomas Bopp (CDU). „Es ist angesichts aller Vorgaben nicht mehr möglich, günstig zu bauen“, sagte Bopp, bevor er sich dem regionalen Wohnungsmarkt zuwandte. „Früher hatten wir Stadtflucht, heute drängt alles zurück in die Zentren“, so der Regionalpolitiker. Die Region Stuttgart gehöre dabei zu den attraktivsten Zuwanderungszielen. Zwischen 2011 und 2013 lag der Wanderungssaldo bei einem Plus von mehr als 54 000 Menschen. „Das ist die Größe von Waiblingen“, sagte Bopp.

Der CDU-Politiker verwies in seiner Rede allerdings auf einen entscheidenden Unterschied zwischen Stuttgart und anderen, ähnlich großen und attraktiven Regionen: „Die Stadt allein hat 600 000 Einwohner, die Region hingegen 2,7 Millionen. In München zählt die Stadt bereits 1,4 Millionen Einwohner.“ Die Landeshauptstadt könne die künftig notwendige Siedlungsentwicklung daher nicht allein tragen, so Bopp, da bis zum Jahr 2030 mit einer Zuwanderung in die Region von 80 000 bis 100 000 Menschen gerechnet werden müsse. „Das geht nicht allein im Talkessel.“

Wie begehrt Wohnungen in der Region sind, zeigt sich bei einem Blick auf die Mietpreise. „Von den 30 teuersten Städten in Deutschland liegen zwölf in der Region Stuttgart“, so Bopp. Angesichts der hohen Kaufkraft sei das jedoch nicht so schlimm, fügte der Verbandsvorsitzende hinzu.

Innenentwicklung wird in Frage gestellt

Mit Blick auf den Stuttgarter Grundsatz der Innenentwicklung, wonach keine neuen Baugebiete auf der grünen Wiese entstehen sollen, sagte Thomas Bopp: „Am Rand eines Stuttgarter Stadtteils zu bauen ist aus regionaler Sicht Innenentwicklung.“ Man müsse daher über einige Gebiete erneut nachdenken, so der Vorsitzende.

Der Politiker nutzte seinen Auftritt zudem dafür, Werbung für das Bahnprojekt Stuttgart 21 zu machen. „Siedlungs- und Verkehrspolitik müssen zusammengedacht werden“, sagte Bopp in diesem Zusammenhang. Es müsse aber nicht allein in den öffentlichen Verkehr, sondern zudem in die Straßen investiert werden.

Mit Blick auf die Entwicklung der Region forderte er einen regionalen Masterplan zum Thema Wohnen. „Sowohl die Stadt als auch die Region müssen alle Register ziehen“, so der Vorsitzende. Und: „Auch die Mittelstädte im Umland müssen urbanere Strukturen zulassen“, so Bopp.