Wer jetzt im Hausboot aufbricht, spart und umschifft Wartezeiten vor Schleusen. Um es nachts schön warm zu haben, ist eine Stromquelle an Land wichtig.

Mehrere Tausend Hausboote können auf Europas Flüssen, Seen und Kanälen gemietet werden. Seit auf 12 km/h gedrosselte Boote vielerorts führerscheinfrei gefahren werden dürfen, erfreut sich diese Urlaubsform wachsender Popularität. Entsprechend schnell sind Hausboote während der Sommerferien ausgebucht. Günstiger ist es von Anfang/Mitte März bis Mai, dann wieder von Mitte September bis Ende Oktober. Die Nebensaison-Preise liegen deutlich unter den Sommerferien-Tarifen. Ein Beispiel: So kosten sieben Nächte für sechs Personen an Bord eines Salsa-A-Hausbootes auf dem Canal du Midi Mitte Juli 3605 Euro.

 

Mitte Oktober ist der Bootstyp für 2165 Euro 40 Prozent günstiger zu haben. Hinzu kommen kürzere Wartezeiten vor den Schleusen. Zwar dauert das Schleusen selbst meist nur 15 Minuten. Müssen wegen anderer Boote aber vorher noch zwei Schleusenfüllungen abgewartet werden, kommen in der Hauptsaison bis zu zwei Stunden Wartezeit am Tag dazu. Besonders kritisch ist das natürlich auf Strecken mit vielen Schleusen: So gibt es an der Yonne im Burgund zwischen Vincelottes und Auxerre alle zwei Kilometer eine Schleuse. Hausboot-Profis investieren einen Teil des gegenüber der Hochsaison gesparten Geldes in höherklassige Boote.

Mehr Ruhe und Platz in der Nebensaison

Die verfügen, je nach Größe, über komfortable Sitzgruppen auf und unter Deck, über Küchen mit Gasherd und Kühlschrank, Satelliten-TV, Bugstrahlruder zum leichteren Navigieren oder gar über eine zusätzliche Kabine für das Gepäck. Ein wichtiges Auswahlkriterium für Nebensaison-Urlauber sind zwei Steuerstände. Bei Sonnenschein lässt sich das Hausboot mit Rundumblick vom Deck in die gewünschte Richtung lenken; bei Regen bleiben Skipperin oder Skipper dann lieber hinter Bugfenstern mit Scheibenwischern im Trockenen. Katja Meinken-Wiedemann vom Marktführer Le Boat lobt die Nebensaison zudem für mehr Ruhe und Platz dank des deutlich geringeren Verkehrsaufkommens auf den Wasserwegen.

Dann ist die Liegeplatz-Auswahl ein echter Hit. Wo in der Hochsaison Auxerres historische Altstadt nur von weitem zu erspähen ist und in Topzielen wie Amsterdam oder Paris in fünfter Reihe angelandet wird, haben Hausboot-Urlauber im April oder Oktober viel Auswahl. Die Nächte können in der Nebensaison allerdings kühl sein. Damit der Motor dann nicht zum Heizen laufen muss, wählen Kenner ihre Liegeplätze nach vorhandenen Landstrom-Anschlüssen aus. Die haben längst nicht alle Anlegestellen. Neben dem alten Waschplatz des Dorfes Accolay am Vermenton-Kanal etwa kassiert eine junge Frau zwei Euro, bevor sie die Steckdose freischaltet. Damit ist der Verbrauch abgegolten.

Generell sollte in Revieren mit weniger Strömung und Schleusen gestartet werden, damit die Entspannung nicht zu kurz kommt. Das spricht eher gegen die Lagune von Venedig, wo zwischen regem Verkehr tückische Strömungen lauern. Dafür sind die Schlangen vor den Sehenswürdigkeiten außerhalb der Hochsaison kürzer. Für solche Landerlebnisse sollte stets genügend Zeit eingeplant werden. Es macht Spaß, das Hausboot per Fahrrad auf dem Treidelpfad zu begleiten oder Ausflüge in das Hinterland zu unternehmen. So geht es von Vincelles an der Yonne fünf Kilometer mit leichter Steigung zu den Winzern von Irancy.

Der 320-Einwohner-Weinort ist der einzige im Burgund, wo der Pinot noir mit bis zu zehn Prozent César verfeinert wird. Nicht verpassen sollten Besucher auch die typische Vorspeise Oefs en meurette - pochierte Eier in Rotweinsoße mit gebratenen Zwiebeln und Speck - des Restaurants Le Soufflot in einem der Feldstein-Häuser.