Zwei Braumeister aus Deutschland wurden eingekauft, die neben den Münchner Klassikern auch ein Munich Imperial Pale Ale für den angelsächsischen Gaumen produzieren. Und von der New Yorker Konkurrenz wurde ein Koch abgeworben, der kälberne Wiener Schnitzel und hausgemachte Bratwürste vom Feinsten auftischt.

 

Bevor die deutsche Investoren-Gruppe Geld in das Konzept deutscher Gastlichkeit für Manhattan gepumpt hat, war die Saat schon lange gesät. Vom Hip Viertel Williamsburg bis zum East Village – ja sogar in Harlem kann man sich bei deutschem Bier an der Bratwurst laben. Der Schneider an der entlegenen Avenue C, vier lange Blocks von der nächsten U-Bahn entfernt, war der Pionier des Trends zu deutscher Biergemütlichkeit und deftiger Kost. Schon 2000 öffnete Sylvester Schneider in einem Eckhaus in der damals fragwürdigen Gegend sein Lokal, schenkte Münchner Hofbräu aus, backte Leberkäs und Brezen und knetete Semmelknödel. „Noch bevor ich alle Fenster drin hatte, war der Laden gerammelt voll“, erinnert sich Schneider.

Die Leute hatten genug von der Plörre der Großbrauereien

Eine strategische Marktüberlegung, wie beim Paulaner steckte bei Sylvester Schneider freilich nicht hinter dem Schritt. Seine Motivation war viel simpler. Schneider war als Musiker nach New York gekommen, „ich wollte Rockstar werden“, sagt der heute 49-Jährige aus Weißling bei München und schmunzelt dabei. Doch dann bekam die Familie Zuwachs und war mit Club-Gagen nicht mehr zu ernähren. Ein Stück Heimat nach New York zu bringen erschien ihm logisch. Jeder Musiker, der solide werden will, macht eine Kneipe auf, und bayrisch konnte Schneider eben.

Und der Grund für den Erfolg? „Zum einen war es einfach etwas neues, anderes“, sagt Schneider. „Und in New York suchen die Leute immer nach etwas neuem“. In die Hände spielte Schneider jedoch auch der allgemeine Trend zum guten Bier. Die urbanen Eliten Amerikas haben schon lange genug von der labberigen, dünnen Plörre der Großbrauereien Budweiser oder Miller. Junge Geschäftsleute begannen in San Francisco, Portland, Boston und Brooklyn, ihr Bier selbst zu brauen.

Den Gästen Budweiser zuzumuten galt als Faux Pas

Zur Jahrtausendwende hatte der Trend sich durchgesetzt. Den Gästen Budweiser zuzumuten galt zunehmend als Faux Pas. Da passten gute deutsche Biere perfekt dazu. So schenkt Sylvester Schneider heute nicht nur Schneider und Hofbräu aus, sondern auch Traunsteiner und Augustiner.

Bald nach dem Krieg verschwand diese Esskultur. Deutsches war nicht mehr salonfähig und Yorkville löste sich nach und nach auf. Nur das Heidelberg blieb, die Kitschversion eines deutschen Wirtshauses, mit einer schlechten Karikatur deutscher Küche. Da gab es Wurstplatten mit aufgetauten Wienern, Weißwürsten und Leberwürsten durcheinander, und immer gab es Sauerkraut dazu.

Die Rezepte der Haushälterin mussten herhalten

Mimi Sheraton aß nur noch zu Hause deutsch, nach Rezepten ihrer alten Haushälterin und solchen, die sie auf ihren Reisen nach Deutschland in den 50er Jahren gesammelt hatte. Doch seit ein paar Jahren muss sie nicht mehr darben. Erst vor zwei Monaten hat in der Bowery im In-Viertel Lower East Side ein Ableger des Münchner Paulaner Bräus eröffnet. Die Wirtschaft, die ganz nach einem original Münchner Bierlokal ausschauen soll, ist in Wirklichkeit das Konzept einer finanzkräftigen Gruppe von Gastroinvestoren. Man hat erkannt, dass dies der richtige Augenblick ist, auf den Trend aufzuspringen, und sich gezielt im Herzen von Downtown platziert.

Man hat sich richtig Mühe gegeben, der New Yorker ist schließlich anspruchsvoll. Nachdem die erste Inkarnation des Paulaner gefloppt ist, wurde kräftig umdekoriert. „Es sollte gemütlich sein, das ist es, was man von einem deutschen Lokal erwartet“, sagt Geschäftsführer Markus Tchuschnig. Es wurden lange Bänke aufgestellt, und die Backsteinwand rund um die kupferschimmernden Braukessel bloßgelegt. Als Dekoration dienen lange Regale mit Maßkrügen.

Hausgemachte Bratwürste vom Feinsten

Zwei Braumeister aus Deutschland wurden eingekauft, die neben den Münchner Klassikern auch ein Munich Imperial Pale Ale für den angelsächsischen Gaumen produzieren. Und von der New Yorker Konkurrenz wurde ein Koch abgeworben, der kälberne Wiener Schnitzel und hausgemachte Bratwürste vom Feinsten auftischt.

Bevor die deutsche Investoren-Gruppe Geld in das Konzept deutscher Gastlichkeit für Manhattan gepumpt hat, war die Saat schon lange gesät. Vom Hip Viertel Williamsburg bis zum East Village – ja sogar in Harlem kann man sich bei deutschem Bier an der Bratwurst laben. Der Schneider an der entlegenen Avenue C, vier lange Blocks von der nächsten U-Bahn entfernt, war der Pionier des Trends zu deutscher Biergemütlichkeit und deftiger Kost. Schon 2000 öffnete Sylvester Schneider in einem Eckhaus in der damals fragwürdigen Gegend sein Lokal, schenkte Münchner Hofbräu aus, backte Leberkäs und Brezen und knetete Semmelknödel. „Noch bevor ich alle Fenster drin hatte, war der Laden gerammelt voll“, erinnert sich Schneider.

Die Leute hatten genug von der Plörre der Großbrauereien

Eine strategische Marktüberlegung, wie beim Paulaner steckte bei Sylvester Schneider freilich nicht hinter dem Schritt. Seine Motivation war viel simpler. Schneider war als Musiker nach New York gekommen, „ich wollte Rockstar werden“, sagt der heute 49-Jährige aus Weißling bei München und schmunzelt dabei. Doch dann bekam die Familie Zuwachs und war mit Club-Gagen nicht mehr zu ernähren. Ein Stück Heimat nach New York zu bringen erschien ihm logisch. Jeder Musiker, der solide werden will, macht eine Kneipe auf, und bayrisch konnte Schneider eben.

Und der Grund für den Erfolg? „Zum einen war es einfach etwas neues, anderes“, sagt Schneider. „Und in New York suchen die Leute immer nach etwas neuem“. In die Hände spielte Schneider jedoch auch der allgemeine Trend zum guten Bier. Die urbanen Eliten Amerikas haben schon lange genug von der labberigen, dünnen Plörre der Großbrauereien Budweiser oder Miller. Junge Geschäftsleute begannen in San Francisco, Portland, Boston und Brooklyn, ihr Bier selbst zu brauen.

Den Gästen Budweiser zuzumuten galt als Faux Pas

Zur Jahrtausendwende hatte der Trend sich durchgesetzt. Den Gästen Budweiser zuzumuten galt zunehmend als Faux Pas. Da passten gute deutsche Biere perfekt dazu. So schenkt Sylvester Schneider heute nicht nur Schneider und Hofbräu aus, sondern auch Traunsteiner und Augustiner.

Auch die Vorlieben der New Yorker beim Essen veränderten sich. Seit der Jahrtausendwende hat man am Hudson langsam genug von schlank und leicht, das überlässt man den Kaliforniern. So wurde der Italiener Mario Batali mit seinen Restaurants Babbo und Lupa über Nacht zum Superstar der Szene, weil er sich traute, schwere süditalienische Kost neu zu interpretieren. Dazu gehörte Wurst, fettes Fleisch und Innereien. Um diese Zeit eröffnete Kurt Gutenbrunner, der vorher im Münchner Tantris gekocht hatte, das Wallse und die Blaue Gans – samt Tafelspitz, Nieren und Lüngerl.

Einst galt alles Deutsche als ziemlich verstaubt

Mimi Sheraton glaubt indes, dass es ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen ist, bis sich deutsche Küche in den USA durchsetzt. „Das amerikanische Essen ist schon immer stark vom deutschen beeinflusst worden“, sagt sie und meint damit nicht nur Hamburger und Frankfurter. „Die Art und Weise, wie gewürzt wird und Fleisch zubereitet wird, das ist dem amerikanischen Gaumen wesentlich vertrauter als etwa mediterrane Küche.“ In New York, sagt Kritikerin Sheraton, sei noch begünstigend die große jüdische Bevölkerung hinzu gekommen. „Traditionelle jüdische Küche und deutsche Küche sind ja praktisch identisch.“

Das neue Gefallen der New Yorker an deutschem Genuss und deutschem Ambiente färbt natürlich auch auf das Image der Deutschen in der Trendhauptstadt und in den USA überhaupt ab. Einst galt alles Deutsche als ziemlich verstaubt, steif, humorlos und sowieso politisch suspekt. Bestenfalls mit der Berliner Techno-Szene konnte man etwas anfangen. Heute ist Deutsch hingegen zunehmend hip, ob es das Bier, die Wurst oder in jüngster Zeit auch die Fußball-Nationalmannschaft ist.

So sind im Paulaner noch immer die Überreste der großen WM-Party zu sehen, als alle Deutschland-Spiele im Schankraum und in der Gaststube auf Großleinwand liefen und die Leute dicht an dicht in Schweinsteiger- und Götze-Trikots zwischen den Bierkesseln standen. An der Wand hinter der Theke hängt noch immer eine große Deutschlandfahne. Die Leinwände sind verschwunden und die Band, die zur WM auch mal bayrische Blasmusik geboten hat, spielt zum Sonntagsbrunch wieder Jazz. Man fügt sich selbstverständlich in die Szene ein – das deutsche Lokal ist eine der zahllosen New Yorker Optionen geworden. Eine jedoch, die mittlerweile nicht mehr weg zu denken ist.