Mimi Sheraton glaubt indes, dass es ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen ist, bis sich deutsche Küche in den USA durchsetzt. „Das amerikanische Essen ist schon immer stark vom deutschen beeinflusst worden“, sagt sie und meint damit nicht nur Hamburger und Frankfurter. „Die Art und Weise, wie gewürzt wird und Fleisch zubereitet wird, das ist dem amerikanischen Gaumen wesentlich vertrauter als etwa mediterrane Küche.“ In New York, sagt Kritikerin Sheraton, sei noch begünstigend die große jüdische Bevölkerung hinzu gekommen. „Traditionelle jüdische Küche und deutsche Küche sind ja praktisch identisch.“

 

Das neue Gefallen der New Yorker an deutschem Genuss und deutschem Ambiente färbt natürlich auch auf das Image der Deutschen in der Trendhauptstadt und in den USA überhaupt ab. Einst galt alles Deutsche als ziemlich verstaubt, steif, humorlos und sowieso politisch suspekt. Bestenfalls mit der Berliner Techno-Szene konnte man etwas anfangen. Heute ist Deutsch hingegen zunehmend hip, ob es das Bier, die Wurst oder in jüngster Zeit auch die Fußball-Nationalmannschaft ist.

So sind im Paulaner noch immer die Überreste der großen WM-Party zu sehen, als alle Deutschland-Spiele im Schankraum und in der Gaststube auf Großleinwand liefen und die Leute dicht an dicht in Schweinsteiger- und Götze-Trikots zwischen den Bierkesseln standen. An der Wand hinter der Theke hängt noch immer eine große Deutschlandfahne. Die Leinwände sind verschwunden und die Band, die zur WM auch mal bayrische Blasmusik geboten hat, spielt zum Sonntagsbrunch wieder Jazz. Man fügt sich selbstverständlich in die Szene ein – das deutsche Lokal ist eine der zahllosen New Yorker Optionen geworden. Eine jedoch, die mittlerweile nicht mehr weg zu denken ist.