Die Beschäftigten des Zulieferers SAM Automotive sind für mehr Lohn in der vergangenen Wochen mehrmals auf die Straße gegangen. Nun haben die Geschäftsleitung des Zulieferers und die IG Metall einen Haustarifvertrag ausgehandelt.

Stuttgart - Die Mitarbeiter des Zulieferers SAM Automotive (Böhmenkirch, Kreis Göppingen) können sich über höhere Löhne freuen. Der Hersteller von hochwertigen Aluminium-Zierleisten für Autos zahlt Beschäftigten, die weniger als zehn Euro in der Stunde verdienen, vom 1. August an 45 Cent mehr pro Stunde; bei Stundenlöhnen zwischen zehn und 23 Euro legt das Unternehmen 40 Cent pro Stunde obendrauf. Dies ist ein zentraler Teil der Verträge, die die Geschäftsleitung des Unternehmens und die IG Metall mittlerweile ausgehandelt, aber noch nicht unterschrieben haben. „Mit der erzielten Einigung auf einen Haustarifvertrag geht SAM an die Grenze des wirtschaftlich machbaren, um ein Zeichen für mehr Lohngerechtigkeit zu setzen“, wird Peter Markowsky, der Chef von SAM Automotive in einer Mitteilung zitiert.

 

Die IG Metall wertet die Einigung als Schritt in die richtige Richtung. Für die unteren Lohngruppen, die bisher teilweise nur 9,20 Euro pro Stunde verdienen, bringe die Einigung zusätzliche Einnahmen von 1000 Euro pro Jahr, sagte Manuel Schäfer, zuständiger Betriebsbetreuer der IG Metall Göppingen-Geislingen. Allerdings sieht er weiter Handlungsbedarf sowohl bei den Löhnen als auch bei den Arbeitsbedingungen. In der Vergangenheit haben die Vertreter der Arbeitnehmer teils unzumutbare hygienische Verhältnisse kritisiert. So gebe es zu wenig Duschen und Toiletten. Und in der Produktion würden Absaugvorrichtungen fehlen, um Schmutz- und Metallpartikel aus der Luft zu filtern.

Bregal hat seit Februar 2016 das Sagen

SAM Automotive (1500 Mitarbeiter, 280 Millionen Euro Umsatz) ist aus der insolvenzgefährdeten Binder-Gruppe hervorgegangen, schreibt das Unternehmen in der Mitteilung. Die Münchner Beteiligungsgesellschaft Bregal hat im Frühjahr 2016 die Anteile gekauft. „Der Restrukturierungsbedarf liegt nach wie vor weit über den ursprünglichen Erwartungen und wird von Altlasten zusätzlich verschärft“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Auch bei anderen Themen haben Geschäftsleitung und IG Metall sich geeinigt. Etwa beim Urlaubsgeld, das für 2017 unverändert gezahlt wird. SAM verzichtet künftig aber zudem auf einen Krankheitsabzug beim Urlaubsgeld für gewerbliche Mitarbeiter. Zudem ist nun das Weihnachtsgeld für 2017 geregelt. Für eine Betriebszugehörigkeit zwischen einem und fünf Jahren zahlt das Unternehmen eine Gratifikation von 400 Euro, wer länger dabei ist, erhält 600 Euro. Voraussetzung dafür sei aber, dass das Monatseinkommen unter 4000 Euro liege. 2018 soll es weitere Verbesserungen geben.